BWLer gibt es wie Sand am Meer. Wer sich von der Masse abheben will, wird Space Master oder Gefahrenabwehrer

„Was studierst du?“ Diese Frage wird Studenten permanent gestellt. Häufig lautet dann die Antwort Betriebswirtschaft, Jura oder Medizin. Wer gegen den Strom schwimmen will, entscheidet sich für ein sogenanntes Orchideenfach. So bezeichnet man außergewöhnliche Studienfächer, mit denen Studenten auf Partys und bei Vorstellungsgesprächen punkten können – vorausgesetzt, sie sind an den richtigen Arbeitgeber geraten. Hier ein paar ungewöhnliche Studiengänge und ein Blick auf die Möglichkeiten, die sich Absolventen damit bieten.

Space Master: Auf diesen Titel wäre sogar Darth Vader neidisch. Zu Recht. Auf dem Stundenplan stehen nicht nur Planetologie, Robotik und Sensorik, sondern auch Raumschiff-Bau. Der Studiengang an der Uni Würzburg dauert zwei Jahre. Die rund 50 Studenten verbringen das erste Semester an der Heimat-Uni und reisen für das zweite an den Space Campus ins schwedische Kiruna. Zur Vertiefung des Studiums im zweiten Jahr stehen sechs Unis in Europa und vier in Asien und Amerika zur Auswahl.

Der Titel „Space Master“ öffnet viele Türen: Das Einsatzspektrum der Absolventen reicht von der Weltraumforschung über die Raumfahrttechnik bis zur Automobilindustrie. „Weil die Weltraumpioniere der ersten Stunde nun zahlreich in Rente gehen, ist Nachwuchs gefragt“, sagt Informatik-Professor Schilling.

Althebraistik: Mit einem Unikat im sprachlichen Bereich kann die Uni Hamburg aufwarten – dort wird der Bachelorstudiengang Althebraistik angeboten. In sechs Semestern, NC-beschränkt, werden den Studenten althebräische Sprache und Literatur sowie deren Stellung in der altorientalischen Geistesgeschichte nahegebracht. Anschließend können sie hebräische Texte des Alten Testaments interpretieren und in die Literaturgeschichte einordnen. Wo landen die Absolventen? Ihre ausgezeichneten Kenntnisse in hebräischer Sprache qualifizieren sie zum Beispiel für Tätigkeiten in Kultureinrichtungen, Museen, Medien, im Verlagswesen oder in der internationalen Zusammenarbeit.

Schmuckkünstler: Gegenstand diese Fachs ist tatsächlich Schmuck. Die Burg Giebichenstein Kunsthochschule in Halle bietet diese akademische Perle an. Nachdem Studenten im Hörsaal alles über kunsthistorische Grundlagen gelernt haben, fertigen sie im Atelier Einzelstücke an. „Die Studenten hangeln sich bei uns nicht von Aufgabe zu Aufgabe, sondern entwickeln eigene Ideen weiter“, sagt Daniel Kruger, Professor für Schmuck.

Die Schmuckstücke werden dann auf Fachmessen oder in Galerien ausgestellt. Zehn Semester dauert die Ausbildung zum Diplom-Schmuckkünstler. Nach dem Studium sind die Absolventen meist selbstständig.

Gefahrenabwehrer: Dieses Bachelorstudium ist ganz besonders facettenreich. Es kann in Deutschland nur an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg und der Uni Magdeburg belegt werden. In „Gefahrenabwehr“ werden Fachleute in sieben Semestern auf den Gebieten Brand- und Gefahrenschutz, Sicherheitsmanagement, Logistik bei Großeinsätzen sowie in Sachen Gefahrenstoffe ausgebildet. Wer hier bestehen will, muss sowohl wie ein Ingenieur denken als auch managen können und um wirtschaftliche, soziologische, psychologische, naturwissenschaftliche und rechtliche Zusammenhänge wissen.

Im Studiengang wird mit Partnern außerhalb der Uni kooperiert, etwa mit der Katastrophenhilfe, Brandschützern und Anbietern von Sicherheitsdienstleistungen. Wo die Absolventen landen, ist ganz unterschiedlich: Das reicht vom Katastrophenschutz übers Risikomanagement in Kliniken bis zu Führungsjobs in internationalen Hilfsprojekten. Auch Sicherheitsberatung in Ingenieurbüros ist ein Tätigkeitsfeld.

Cultural Landscapes: Stupides ankreuzen von Multiple-Choice-Fragen? Nicht im Masterstudiengang Cultural Landscapes, der wie der Space Master an der Uni Würzburg angeboten wird. Die Landschaften von Franken, Ohio und der Toskana stehen auf dem Stundenplan. Was sie gemeinsam haben? Den Menschen. Der Schwerpunkt der Ausbildung liegt im transatlantischen Vergleich von Landschaften, die der Mensch nach seinen Bedürfnissen kulturell geformt hat. Das Studium ist international. Die Studenten lernen in Würzburg, Florenz und Kent in Ohio. Absolventen arbeiten im Tourismus.