Bilanz ziehen, Teilziele benennen, loslegen – so setzt man gute Vorsätze im Beruf endlich erfolgreich um

Neues Jahr, neues Glück – nach diesem Motto steuern viele auf das Jahresende zu und schmieden Pläne. In einer Forsa-Umfrage, beauftragt von der Haufe Akademie, gaben 45 Prozent der Befragten an, für 2015 berufliche Vorsätze zu fassen. Einen besseren Job finden, eine Weiterbildung machen, mehr Struktur in die Arbeit bringen oder in stressigen Situationen entspannter bleiben – das sind die Klassiker.

Laut einer Umfrage der DAK-Gesundheit sagten 60 Prozent der Teilnehmer, „Stress vermeiden oder abbauen“ sei 2015 ihr wichtigster guter Vorsatz. Gleich gefolgt von „Mehr Zeit für Familie und Freunde“ (55 Prozent) – was DAK-Psychologe Frank Meiners sehr sinnvoll findet: „Ob es das Frühstück mit dem Partner ist oder die Yogastunde nach der Arbeit, positive Erlebnisse wirken Wunder gegen Stress.“

„Ich halte es für eine gute Idee, zwischen den Jahren innezuhalten, Bilanz zu ziehen und zu überlegen, wo man steht und wohin man möchte“, sagt Professor Gerhard Stemmler, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Psychologie. Geleitet zum Beispiel von solchen Fragen: Was sind Pro und Contra im aktuellen Job? Was fehlt mir? Was ist mir zu viel? Wie müsste meine ideale Stelle aussehen? Kann ich meinen derzeitigen Job derart umbauen, dass ich dort glücklicher werde? Was kann ich tun, damit ich die Arbeit nicht immer gedanklich mit nach Hause schleppe? Experten empfehlen, eine solche Bestandsaufnahme schriftlich zu machen, egal, ob ganz professionell mit einem Computerprogramm fürs Mindmapping oder kritzelnd auf einem Zettel. Sich schriftlich mit sich selbst auseinanderzusetzen ist klarer und strukturierter als nur darüber nachzugrübeln – das bleibt meist vage und dreht sich oft nur darum, was alles nicht läuft.

Um gute Vorsätze umzusetzen, ist der wichtigste Grundsatz, bei der Planung realistisch zu bleiben. Ein Beispiel: „Wenn mein Chef immer Geringschätzung zeigt, wird er sich nicht zu einem Menschen wandeln, der mir immerzu Anerkennung gibt“, sagt Stemmler. Heißt: Beschäftigte sollten sich nur Ziele suchen, die sie auch selbst beeinflussen können. In solch einem Fall, wenn das Verhalten des Vorgesetzten Auslöser für die eigene Unzufriedenheit ist, sollten Mitarbeiter besser überlegen, wie sie die Anerkennung an anderer Stelle bekommen, anstatt darüber nachzudenken, wie sie den noch mehr Chef beeindrucken können.

Die anvisierten Ziele dürfen Mitarbeiter nicht zu hoch stecken: Wer als Hochschulabsolvent gerade in ein Unternehmen eingestiegen ist, fokussiert sich lieber erst einmal auf die Sicherung seiner Position. Je länger Mitarbeiter im Job sind, desto ambitionierter dürfen die Ziele werden, sagt Karriereberater Henryk Lüderitz: etwa eine Gehaltserhöhung, mehr Verantwortung oder eine erste Führungsposition.

Ganz wichtig: Mitarbeiter sollten sich Gedanken dazu machen, wie sich die guten Vorsätze auf ihr Leben auswirken und was sie bereit sind, dafür in Kauf zu nehmen. So können mit einem Jobwechsel Gehaltseinbußen einhergehen, und bei nebenberuflicher Weiterbildung haben oft Freunde und Familie das Nachsehen. Bin ich also bereit, mich finanziell einzuschränken, und trägt mein Partner meine beruflichen Entscheidungen mit? Mit solchen Fragen, die man sehr ehrlich beantworten muss, kreisen Beschäftigte die guten Vorsätze ein, erläutert Psychologe Stemmler.

Wer sein Vorhaben wirklich in die Tat umsetzen will, ist hier aber noch nicht am Ende. Als nächstes definieren Mitarbeiter idealerweise Zwischenziele, sagt Karrierecoach Susanne Neeb. Sie empfiehlt, im Kalender Termine einzutragen, bis zu denen Arbeitnehmer einen bestimmten Schritt getan haben wollen. Das kann zum Beispiel sein, sich bis zum 15. Januar endlich für den Spanischkurs anzumelden. Ein anderer arbeitet bis dahin einen Stapel aus dem vergangenen Jahr ab. Wieder andere sagen bis zu diesem Zeitpunkt das erste Mal „Nein“ zu einem Kollegen, der ständig seine Arbeit auf sie abschiebt. „Mein großes Ziel kann ich für jeden Ersten im Quartal auf Wiedervorlage legen“, regt Neeb an. „In dem Moment bilanziere ich, was ich bisher getan habe, um es zu erreichen.“ Rückschläge sollte man von vornherein einkalkulieren. Dann gilt: dranbleiben, Alternativen suchen, einen Umweg gehen, seinen Vorsatz nach wie vor im Blick. Oft motiviert es, sich das Ziel, etwa Ordnung auf dem Schreibtisch, bildlich vorzustellen – und das Gefühl vorzuempfinden, das man haben wird, wenn man morgens einen aufgeräumten Platz vorfindet.

Unterm Strich sind gute Vorsätze allerdings besser als ihr Ruf. Die Haufe-Umfrage hat auch ergeben, dass 30 Prozent derjenigen, die sich zum vergangenen Jahreswechsel ein berufliches Ziel gesetzt hatten, dies komplett in die Tat umsetzen konnten, weitere 54 Prozent zumindest teilweise. In der Summe ist das doch eine große Mehrheit.