Susanne Gebert interviewt ihre Kunden, sichtet Fotos und macht daraus Bildbiografien

Susanne Geberts Geschäftsidee entstand, als sie ihren Töchtern Fotos aus der Großmuttergeneration zeigte. Sie hatten keinen Bezug zu ihren Vorfahren, habe sie dabei festgestellt, erzählt Gebert. Und dabei sei ihr selbst zum ersten Mal bewusst geworden, wie lose Familienverbände heutzutage seien. Sie begann mit ihrer Schwester in Erinnerungen zu graben, Gesichtern auf den alten Fotos ihre Namen wiederzugeben und Geschichten, die sie noch wusste, aufzuschreiben. So entstand Susanne Geberts erste Bildbiografie.

Sie glaubt, dass vielen Menschen, gerade den heute 40- bis 50-Jährigen, ihre Familiengeschichte entglitten ist. Dennoch hüten die meistens die Kartons mit alten Fotos. „Doch wenn ich nicht mehr weiß, wer auf dem Bild zu sehen ist, kann ich es eigentlich wegwerfen“, sagt Gebert. „Wertig werden die Fotos erst durch das Wissen um die Geschichte.“ Um dieses Wissen zu retten, gründete die promovierte Biologin vor zwei Jahren ihre „Agentur für Bildbiographien“.

Geberts Angebot umfasst die ganze Breite: Wer nur einen Anstoß braucht, wie er Familiengeschichte recherchieren kann, oder wer schon ein halb fertiges Manuskript in der Schublade hat, ist bei ihr ebenso richtig wie derjenige, der ihr in langen Interviews von seiner Kindheit erzählen möchte und für Kinder, Enkel und nicht zuletzt sich selbst, ein hochwertig gedrucktes Buch schreiben, bebildern und layouten lassen will.

„Das ist ein Thema, das ganz viele Menschen berührt“, sagt die Biografin. „Innerhalb von Familien werden Eigenarten, Lebensstile und Werte weitergegeben, oft unbewusst – und so fragen sich Nachfahren oft: Woher stammen diese positiven oder negativen Eigenschaften eigentlich?“ Gerade die Generation der Kriegskinder habe ihre Familien stark geprägt.

Bevor sie sich selbstständig machte, arbeitete Susanne Gebert in der Pharmaindustrie. „Mit Mitte 40 habe ich mich gefragt: Will ich das überhaupt noch?“ Ihre erste Bildbiografie war da schon fertig. „Und von anderen habe ich sehr gutes Feedback darauf bekommen.“ Die Begeisterung für den alten Job war sowieso dahin. „Aber für meine Bildbiografien brenne ich wieder“, sagt Gebert. Über das KfW-Gründercoaching bekam sie eine Beraterin, die ihr anfangs zur Seite stand. „Ihr habe ich sehr viel zu verdanken“, sagt die Gründerin. „Sie hat mich ermutigt, einen eigenen Weg zu gehen.“

Gebert steckt viel Arbeit in ihre Firma. „Aber ich kann auch einiges delegieren“, erzählt sie. Ein Netzwerk aus Grafikern, Lektoren, Fotobearbeitern und Druckern hat sie sich aufgebaut. Wer ein komplettes Buch inklusive aller Arbeiten haben möchte, liegt beim Preis im vierstelligen Bereich. „Ich werde keine Millionärin“, sagt Gebert. „Aber ich kann gut davon leben.“ Ihre Interviews macht sie meist zu Hause bei ihren Kunden.

Wer ein Buch von Susanne Gebert hat, zeigt es herum. „Das ist nichts, was man einfach nur ins Regal stellt“, sagt sie. So ziehen ihre Biografien immer weitere Kreise. „Diese Arbeit ist ja Vertrauenssache. Da sucht man sich nicht einfach jemanden im Internet.“ Fürs dritte Jahr ihrer Geschäftstätigkeit hat sich Susanne Gebert vorgenommen, ihr Angebot auszuweiten, etwa indem sie die Bildbiografien auch auf besonderem Papier und mit ausgefallenen Einbänden anbieten will. „Um ihre Wertigkeit noch mehr hervorzuheben.“ Außerdem sind die Booklets „Frag Oma“ und „Frag Opa“ in Vorbereitung – Anleitungen zum Selberschreiben. Und nicht zuletzt will sich Gebert eine weitere Zielgruppe erschließen: mittelständische Unternehmen, die ihre Firmengeschichte als Buch herausbringen wollen.

www.bildbiographien.de