Warum vielen eine Hilfstätigkeit an der Hochschule besser gefällt als Jobben in der Wirtschaft – und worauf sie später beim Bewerben achten müssen

Zwei von drei Studenten (61 Prozent) haben während ihres Erststudiums einen Nebenjob, hat die Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks ergeben. 29 Prozent davon sind als studentische Hilfskräfte im Einsatz: Sie unterstützen Professoren bei Forschung und Lehre, kümmern sich um die Bücherausgabe in der Bibliothek oder pflegen Datenbanken. „Das Tolle daran ist, dass ein Hiwi-Job Studenten fast immer etwas für ihr Studium bringt“, sagt Stefan Grob vom Deutschen Studentenwerk. Wer dagegen Taxi fährt oder in der Fabrik steht, lernt vielleicht fürs Leben, aber nichts fürs Studium.

Für Marie Foelkel wäre Kellnern oder ein Studentenjob in irgendeinem Unternehmen auch nie infrage gekommen. „Das hilft mir im Studium ja nicht weiter“, sagt die 21-Jährige, die im fünften Semester Maschinenbau (BA) an der Technischen Uni Hamburg-Harburg studiert. Schon seit Ende ihres ersten Semesters arbeitet sie als Wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für Biomechanik, wo vor allem an der Verbesserung künstlicher Gelenke geforscht wird. „Ich hatte Glück“, sagt sie. „Die Stelle war frei, und ich habe mich initiativ gemeldet.“ Foelkel entwickelt Versuchsanordnungen, baut sie auf, beobachtet, dokumentiert, wertet aus, bespricht die Ergebnisse mit ihrem Dozenten. „Das sind spannende und abwechslungsreiche Aufgaben“, sagt sie. „So etwas könnte mir ein Studentenjob im Unternehmen nicht bieten.“

Gutes Arbeitsklima macht die Uni zum attraktiven Arbeitgeber

Für die Biomechanik hat sich Marie Foelkel entschieden, weil sie ihre zwei großen Interessen verbindet: Medizin und Mechanik. „Für mich ein sehr guter Kompromiss“, sagt die Hamburgerin. Nach ihrem Bachelorabschluss will sie gleich das Masterstudium anschließen. Für die Zeit danach hat sie keine konkreten Pläne. Eines aber ist ihr jetzt schon klar: „An der Uni hat man ein schönes Umfeld und ein gutes Arbeitsklima.“ Eine Karriere in der Forschung ist für sie auf jeden Fall eine Option.

Auch Christel Jurkeit kann sich gut vorstellen, auf Dauer eine Hochschule als Arbeitgeber zu haben. Am liebsten die HAW Hamburg, an der sie ihr Masterstudium am Department Information absolviert und an der sie seit September 2013 als wissenschaftliche Hilfskraft in der Pressestelle arbeitet. Dort kümmert sie sich um den Pressespiegel, interne Newsletter und die Social-Media-Kanäle der Hochschule. Inzwischen 16 Stunden pro Woche – sie steht kurz vor ihrem Abschluss und muss mittlerweile keine Vorlesungen mehr besuchen.

Die 29-Jährige hat den direkten Vergleich: Vor und während ihres Bachelor-Studiums hat die gelernte Kauffrau für Marketing sowohl als Festangestellte als auch als studentische Hilfskraft in verschiedenen Werbeagenturen gearbeitet. „Immer wollen alle in die Agenturen, aber nach zwei bis drei Jahren dort ist man Burn-out-gefährdet“, sagt sie heute. An der HAW als Arbeitgeber schätzt sie die Familienfreundlichkeit – sogar als Hiwi habe sie Elternzeit gehabt – und die relative Sicherheit der Jobs im öffentlichen Dienst. „Und ich habe das Gefühl, etwas für die Allgemeinheit zu tun, etwas mit Anspruch“, sagt Christel Jurkeit. „In der Werbeeagentur habe ich mich oft gefragt, wofür ich das eigentlich mache.“

Um einschätzen zu können, wo man hingehört, ist dieser Weg – sowohl die Arbeit in der freien Wirtschaft als auch an der Hochschule auszuprobieren – der beste, findet Nele von Bargen, Jobcoach und Karriereberaterin in Hamburg. „Außer, man studiert ein naturwissenschaftliches Fach wie zum Beispiel Biologie und weiß schon im Studium: Forschung, das ist unbedingt meins“, sagt sie.

Im Lebenslauf Arbeitgeber auf den Fachbereich hinweisen

Wer noch unentschlossen ist, für den könnte sich die reine Hiwi-Karriere sogar als hinderlich erweisen: Er könnte später bei der Stellensuche Schwierigkeiten haben, seine Eignung für ein Wirtschaftsunternehmen darzustellen, warnt von Bargen. Schließlich fehlen ihm die Einblicke. Praktika können da immerhin ein bisschen aushelfen.

Aber egal, ob nur ein Semester oder fünf Jahre als Hiwi: Wer sich in der freien Wirtschaft bewirbt, muss den praktischen Bezug zwischen seiner Tätigkeit an der Hochschule und dem angepeilten Job herstellen, sagt die Karriereexpertin. „Man könnte dafür vor allem die Arbeitsweise in den Vordergrund rücken“, regt sie an. „Strukturieren, organisieren, Projekte abwickeln, vernetzt arbeiten, auf ein Ziel fokussiert sein – das sind Kompetenzen, die auch in der Wirtschaft gefragt sind.“ Wenn es darüber hinaus noch einen thematischen Bezug zwischen der eigenen Forschung und der angestrebten Stelle gibt, umso besser. Wer an der Uni in der Meinungsforschung gearbeitet hat, passe ins Marketing, wer politikwissenschaftliche Projekte bearbeitet hat, könnte sich auf Jobs als Politikberater bewerben.

Im Lebenslauf geben Studenten am besten immer den Fachbereich, ihre Projekte sowie eine kurze Aufgabenbeschreibung an, empfiehlt Ingrid Arbeitlang vom Hochschulteam der Agentur für Arbeit. Dann kann sich der künftige Arbeitgeber auch etwas unter dem Hiwi-Job vorstellen. Wichtig sei außerdem, sich ein Arbeitszeugnis ausstellen zu lassen: ein qualifiziertes, das heißt mit einer Bewertung der eigenen Arbeitsleistung, statt einfach nur mit der Auflistung der Aufgaben.