Was bei 350 Ausbildungsberufen sowie einer Vielzahl an Studiengängen eine Berufs-Entscheidung leichter macht

Zwölf Jahre Lernen liegen hinter ihr. Elena Fischer hat ihr Abi am Gymnasium Heidberg bestanden. Rückblickend sagt sie: „Vor den Prüfungen habe ich mir selbst häufig zu viel Stress gemacht und manches während der Schulzeit zu ernst genommen.“ Denn umso entspannter man in die Prüfung geht, desto besser werden auch die Ergebnisse, hat sie festgestellt.

Elena hat sich bereits für einen Beruf entschieden. Sie möchte Ergotherapeutin werden. Auch über die Art der Ausbildung ist sie sich klar. „Ich werde meine Ausbildung an einer Schule machen, die eine Kombination mit einem Studium anbietet.“ Damit hat Elena nach ihrem Bachelorabschluss viele Möglichkeiten. Sie kann später eine Führungsposition übernehmen oder nach einem anschließenden Masterstudium Lehrerin werden. Hilfreich für ihre Entscheidung war, dass Elenas Mutter Ergotherapeutin mit eigener Praxis ist. „Dadurch habe ich seit vielen Jahren einen guten Einblick in diesen Beruf.“ Überdies sammelte Elena in einem zweiwöchigen Praktikum selbst Erfahrungen. Die Zeit bis zu ihrem Ausbildungsbeginn nutzt die 17-Jährige fürs Jobben. Außerdem wird sie noch ein zweimonatiges Praktikum in ihrem Wunschberuf machen, „weil das in einer Bewerbung gut ankommt“.

Was sollen aber jene unter euch machen, die noch nicht wissen, wohin sie beruflich wollen? Da weiß Elena Rat: „Hilfreich kann ein Berufswahltest sein, der euch konkrete Vorschläge für verschiedene Berufswege macht.“ So einen Kurztest findet ihr auch in diesem Magazin auf Seite 3. Nach 14 Fragen bekommt ihr Anregungen, in welche Richtung es gehen kann. Zu den vorgeschlagenen Berufsbildern findet ihr dann auf den weiteren Seiten Porträts von jungen Leuten, die berichten, wie sie zu ihrer Ausbildung oder zum (dualen) Studium gefunden haben. Und welche Hürden sie dabei zu überwinden hatten.

Und selbst wenn es ganz düster aussieht – wie bei Schulverweigerern oder -abbrechern – gibt es Lösungen. Welche die 19-jährige Nadine gefunden hat und wer ihr eine zweite Chance gab, erfahrt ihr auf Seite 5. „Wichtig ist es, zunächst eine grobe Richtung zu finden, zum Beispiel ob man eher technisch arbeiten möchte oder lieber mit viel Kundenkontakt. Im nächsten Schritt sollte man sich in dem gefundenen Bereich die einzelnen Berufe ansehen, etwa in den Filmen auf www.hk24.de“, sagt Fin Mohaupt, Leiter der Aus- und Weiterbildung bei der Handelskammer Hamburg. „Dann solltet ihr mit einem Ausbilder oder Azubi in diesem Beruf das Gespräch suchen. Hierfür bieten sich die Ausbildungsmessen an.“ Wo die nächsten Messen stattfinden, erfahrt ihr auf Seite 6.

Für Wiebke Schröder, die seit 20 Jahren junge Menschen berät, ist die persönliche Erfahrung entscheidend. „Es gilt, die verschiedenen Berufswünsche bei Schulpraktika, Schnuppertagen oder Ferienjobs zu erleben. Auch die Beratung in den Jugendberufsagenturen hilft bei der Strukturierung des Wahlprozesses.“ Sie rät Schülern, sich auf die Berufsorientierung einzulassen. „Es ist spannend, neue und unbekannte Ausbildungsberufe zu entdecken.“

Dass die Eltern auf der Suche nach dem Berufsweg eine wichtige Rolle spielen und häufig die ersten Ansprechpartner für ihre Kinder sind, belegen mehrere Umfrageergebnisse, so beispielsweise die Studie Azubi-Recruiting Trends. Unter 12.000 vom Forschungsinstitut trendence befragten Jugendlichen der Schulklassen acht bis 13 gaben sogar 78 Prozent an, die wertvollsten Tipps von ihren Eltern zu erhalten. Berufsberaterin Schröder ermutigt Jugendliche, alle gesammelten Informationen zu sortieren, zu bewerten, zu verwerfen und erneut wieder herauszuholen. „Denn selbst negative Erfahrungen helfen euch bei dem Berufswahlprozess.“ Und dabei, letztendlich eine fundierte Entscheidung zu treffen.

Denn die ausbildenden Unternehmen wollen Schulabgänger, die genau wissen, warum sie den Beruf, auf den sie sich bewerben, unbedingt lernen wollen, so Mohaupt. „Und die in ihrer Bewerbung begründen, warum es genau dieses Unternehmen sein soll, bei dem sie ihre Ausbildung beginnen wollen. Beides muss unbedingt bereits im Anschreiben stehen.“