Es gibt viele Wünsche und Träume: Der Mix aus Geld und Freude im Beruf soll stimmen. Ein Messebesuch bringt neue Anregungen

Schon mal eine Waffe in der Hand gehabt? Jessica Hellrung winkt lachend ab. Aber sie hätte nichts dagegen. Mit ihrer augenblicklichen Ausbildung zur Pferdewirtin ist sie nicht glücklich, eine Alternative muss her. So ist sie dem „Fahndungsaufruf“ gefolgt und hat sich erst im Internet und nun in Schnelsen bei der „Vocatium – Fachmesse für Ausbildung und Studium“ über Karrieremöglichkeiten bei der Polizei informiert. Die ist aktuell massiv auf Nachwuchssuche und daher mit einem großen Stand und zahlreichen Uniformierten vertreten. Insgesamt stellten sich rund 140 Unternehmen sowie Hochschulen aus dem In- und Ausland vor.

Doch deren Angebote beachtet Jessica nur am Rande. Sie hat sich auf den Polizeidienst eingeschossen. „Ich möchte zur Verkehrspolizei“, erklärt die 19-Jährige. Mit ganz unterschiedlichen Menschen in Kontakt treten, das findet sie aufregend. Dass sie dabei nicht immer auf Sympathie treffen wird, nimmt sie in Kauf: „Ich bin konfliktfähig und durchsetzungsstark.“ Und schließlich verteilen Verkehrspolizisten nicht nur Knöllchen. „Mit Motorradstreifen und Funkstreifenwagen erhöht die Verkehrspolizei die Sicherheit auf Hamburgs Straßen“, erläutert Marina Berger von der Einstellungsstelle der Polizei.

Ob Jessica allerdings nach ihrer Ausbildung tatsächlich bei der Verkehrspolizei zum Einsatz kommen wird, kann Berger nicht garantieren: „Besetzt wird nach freien Stellen.“ Aber Jessica hat eine Alternative parat. „Die Reiter- und Hundestaffel würde mich auch reizen“, sagt sie. Damit liegt sie im Trend. „Weibliche Jugendliche interessieren sich stark für die Reiter- und Hundestaffel, männliche für das Mobile Einsatzkommando (MEK).“ Doch egal, wo es hingehen soll, zunächst gilt es, die mehrtägige Zugangsprüfung zu bestehen, inklusive dem gefürchteten Sporttest. Jessica ist zuversichtlich: „Ich spiele Hand- und Volleyball, Squash und ich jogge, das klappt schon.“

Sport ist ebenfalls das Schlüsselwort für Daniel Fischer, Emre Jilmaz, Maximilian Schatte und Felix Leßner. Die 17-Jährigen besuchen die 11. Klasse des Lise-Meitner-Gymnasiums und informieren sich auf der Messe über „sportliche“ Karrieremöglichkeiten. Vor allem Studiengänge interessieren sie – und das sind Einige. Beispielsweise Bewegungswissenschaften an der Uni Hamburg, Sportjournalistik beziehungsweise Sport & Event Management an der (privaten) „Macromedia Hochschule für Medien“ – und „die medienakademie“ bietet Sportjournalist/Sportmanager an. In anderen Bundesländern locken „Angewandte Sportwissenschaften“ (Uni Paderborn) oder etwa „Präventions-, Rehabilitations- und Fitnesssport“ (TU Chemnitz).

„Die Hürden für manche Studiengänge sind gar nicht so hoch, wie ich gedacht hatte. Man darf sich nicht entmutigen lassen, wenn im Abizeugnis nicht nur Einser stehen“, hat Maximilian festgestellt, und Felix erzählt: „Ich hab mich über duale Studienmöglichkeiten informiert, also zum Beispiel die Kombination einer Ausbildung zum Sport- und Fitnesskaufmann mit dem Bachelor in Sportmanagement.“ Doch der Wegfall der Semesterferien gibt ihm zu denken: „Da bleiben nur 24 Tage Urlaub im Jahr. Das wäre schon schade.“

Die Freunde betreiben Sport auch virtuell, sie sind begeisterte „Gamer“, und hier vor allem auf Fußball spezialisiert. Um vielleicht ihr Hobby mit einem Beruf zu verbinden, streben sie zum Stand von Goodgame Studios. Das Hamburger Spieleunternehmen bietet eine dreijährige Ausbildung zum Fachinformatiker für Systemintegration an. „Aber auch Praktika, um einen ersten Einblick in den Alltag eines Gamedesigners oder -developers zu bekommen“, sagt Managerin Sophie Dupré. Für diese Berufe erwartet das Unternehmen allerdings ein abgeschlossenes Studium im IT-Umfeld. Das ist dann doch nicht das, was den Jungs vorschwebt. Dabei sucht die Branche händeringend Nachwuchs, allein Goodgame möchte von aktuell 900 auf 1200 Mitarbeiter wachsen und lockt mit eigenem Fitnessstudio. Kein schlechtes Argument, denn die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben steht auf der Wunschliste von Daniel: „Ich möchte einen Beruf, der mir ein sicheres Einkommen beschert, um eine Familie zu ernähren. Dafür bin ich bereit, hart zu arbeiten – aber Zeit für Hobbys sollte bleiben.“ Die anderen stimmen ihm zu. Emre wünscht sich zudem Spaß bei der Arbeit und eine abwechslungsreiche Tätigkeit. „Ich möchte morgens aufstehen und mich auf den Tag freuen, der vor mir liegt.“

Und wenn nicht beides geht? Vor die Wahl Geld oder Leidenschaft gestellt, wird die Gruppe nachdenklich. Lieber Leidenschaft pur, dafür aber ein Einkommen, das Urlaub und Auto nicht wirklich garantiert? Oder besser ein hoher Gehaltsscheck? Schnell sind sich die jungen Männer einig. Der Einsatz in Schule und Studium sollte sich auf jeden Fall lohnen. „Das Gehalt muss stimmen“, lautet deshalb ihr Urteil.