Chemielaboranten werden von den meisten Ausbildungsfirmen übernommen

Der Familientradition folgte Kay Demitz nicht nur beim Beruf sondern auch gleich beim Arbeitgeber. So trat der 22-Jährige mit der Wahl seines Ausbildungsplatzes in die Fußstapfen seiner Eltern. Beide arbeiten als Chemielaboranten bei Beiersdorf.

„Ich wusste also ziemlich genau, worauf ich mich einließ“, sagt Demitz, der in der 9. Klasse bereits ein Schülerpraktikum beim Konsumgüterhersteller absolvierte. Janina Mau hingegen stieß über ihre Labello-Sammlung auf den Hamburger Konzern, der neben den Marken Nivea und Tesa auch den bekannten Pflegestift für die Lippen herstellt. „Ich habe auf der Suche nach einer Lehrstelle ziemlich viel auf Verpackungen nach den Produzenten geschaut“, berichtet die 21-Jährige, die für ihre Ausbildung vom Steinhuder Meer nach Hamburg zog. Schon in der Schule gehörten Bio und Chemie zu ihren Lieblingsfächern, ein Praktikum in der 11. Klasse im Labor eines Chemikalienhändlers gab ihrem Berufswunsch dann konkretere Formen.

„Ein hochattraktiver Job, Chemielaboranten gestalten die Zukunft mit“, sagt Alexander Warstat, Sprecher beim Arbeitgeberverband für die Chemische Industrie Chemie Nord. Schließlich arbeiten sie an Innovationen und Verbesserungen für die unterschiedlichsten Konsumgüter, Rohstoffe, Medikamente oder im Umweltbereich.

Bei Beiersdorf sollen in diesem Jahr zwölf Azubis zum Chemielaboranten starten. „Damit richten wir für diesen Beruf eine Lehrstelle mehr ein“ sagt Ausbilder Hans-Jürgen Knüppel-Dudas. Beim Kupferproduzenten Aurubis sind es in Hamburg in diesem Jahr zwei Azubis. „Die Anforderungen in der Berufsschule steigen, entsprechend setzen wir mindestens eine sehr gute mittlere Reife voraus“, sagt Aurubis-Ausbildungsleiter Wolfgang Gross. Ebenfalls wichtig seien Interesse an Naturwissenschaften, mathematisches Verständnis und Genauigkeit.

Für Janina und Kay, die sich inzwischen im 3. Lehrjahr befinden, begann die Ausbildung bei Beiersdorf im Lehrlabor. Hier werden chemische und physikalische Grundlagen vermittelt sowie Messtechniken wie etwa Dichtebestimmungen von Flüssigkeiten und Feststoffen, das Destillieren und der Umgang mit Glasgeräten. Auch ihre ersten Präparate wie Acetylsalicylsäure stellten die beiden hier her. Insgesamt sechsmal machen die Beiersdorf-Azubis während ihrer Ausbildung im Lehrlabor Station, um sich auf unterschiedliche Abteilungen vorzubereiten. Janina kam anschließend in die Tesa Grundlagenforschung, wo man ihr gleich ein eigenes Projekt übertrug. Dabei sollte sie für die optimale Ausführung eines Sicherheitsklebebandes die Eigenschaften verschiedener Klebmassen überprüfen. „Das war richtig aufregend“, sagt sie. Besonders gut gefallen haben ihr bisher zwei Bereiche: In der Analytik kontrollierte sie anhand von unterschiedlichen Messtechniken Proben und analysierte Inhaltsstoffe. Dabei musste sie sehr präzise arbeiten, denn noch die vierte Stelle hinter dem Komma kann über die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse entscheiden. In der Produktentwicklung zählt vor allem abstraktes Denken, Neugierde und Ideenreichtum, hier probierte sie immer wieder neue Wege, um an das gewünschte Ziel zu gelangen. „In der Entwicklung klappen stets frische Themen auf, es wird nie langweilig“, sagt sie.

Kay arbeitet gerade in der Umweltanalytik, die ihn besonders interessiert. Dabei bestimmt er beispielsweise die Flammpunkte von Produkten oder untersucht das Abwasser der Produktion, um sicherzustellen, dass vorgegebene Grenzwerte eingehalten werden.

„Die Aufgaben von Chemielaboranten sind sehr vielfältig“, sagt Knüppel-Dudas. Versuchsreihen gehören dazu, chemische Messungen und das Herstellen chemischer Substanzen sowie die Analyse von Stoffen mit komplexen Geräten wie dem Gas-Chromatografen oder dem Spektroskop. „Die Auswertung und Dokumentation an computergesteuerten Anlagen und am Rechner nehmen zwar immer mehr Raum ein“, sagt Gross. Trotzdem müssen die Chemielaboranten die Abläufe dahinter verstehen und die Analysen auch ohne Rechner durchführen können. Zudem liege die Entscheidung bei ihnen, welche Ergebnisse brauchbar und wie diese zu interpretieren sind.

Arbeitssicherheit hat einen hohen Stellenwert. Im Labor sind auch für Janina und Kay Kittel, Sicherheitsschuhe und Schutzbrille Pflicht. Je nach Analyse streifen sie auch mal eine Staubmaske oder spezielle Handschuhe über.

„Der Beruf Chemielaborant bietet sehr gute Zukunftsperspektiven“, sagt Alexander Warstat von Chemie Nord. Viele Unternehmen benötigen dringend qualifizierte Fachkräfte, und die meisten Firmen übernehmen ihre Azubis. Das gilt auch für Beiersdorf und Aurubis.