Arbeit am Flugzeug: Verfahrensmechaniker für Beschichtungstechnik

Direkt am Flugzeug zu arbeiten macht am meisten Spaß“, sagt Steven Hörmann-Emmerling. Die Vorfreude auf die ersten Praxiseinsätze ist dem angehenden Verfahrensmechaniker für Beschichtungstechnik bei Airbus anzusehen, auch wenn bis dahin noch einige Zeit vergehen dürfte, denn Fehler bei der Lackierung haben kostspielige Folgen. „Was erst einmal an Farbe auf einem Flugzeug drauf ist, bekommt man so schnell nicht wieder herunter“, sagt der 22-jährige Azubi. Zunächst müssen die Auszubildenden daher die Grundfertigkeiten erlernen. Erst im zweiten Lehrjahr geht es dann ans Flugzeug.

Bereits während seiner Schulzeit fand Steven den Kontakt zum Flugzeugbauer. Ein Praktikum bei Airbus und die Kooperation des Unternehmens mit der Stadtteilschule Finkenwerder brachten den Abiturienten auf die Idee zu dieser Ausbildung. „Ich begeistere mich für Chemie und alle technischen Dinge, nur Mechanik ist nicht so mein Fall. Zugleich bin ich eher ein kreativer Mensch und habe Spaß am Gestalten, so kam ich auf den Bereich der Lackierung“, beschreibt Steven seine Talente. Nach dem Abitur hat er erst einmal ein freiwilliges soziales Jahr beim Arbeiter Samariter Bund ASB gemacht.

Seit gut einem Jahr ist Steven jetzt auf dem Weg zum Lackier-Experten. Die Lehrzeit lässt den Azubis viele kreative Freiräume, wie die aufwendigen Wanddekorationen in den Ausbildungsräumen eindrucksvoll belegen. „Das wurde alles im Rahmen der Ausbildung entworfen und umgesetzt“, sagt der junge Mann nicht ohne Stolz.

Auf Sicherheit und Gesundheitsschutz wird bei der Arbeit großen Wert gelegt. Die Mitarbeiter lackieren im Vollschutzanzug. „Beim Schleifen tragen wir Staubmaske und Baumwollhandschuhe. Beim Lackieren kommen noch die Vollmaske, Gummihandschuhe und Fußstulpen dazu“, sagt Steven.

Seine zukünftige Tätigkeit ist überdies körperlich eine Herausforderung. Kein Problem für den sportlichen 22-Jährigen. „Airbus bietet auch Sportmodule für die Auszubildenden an, und eine Teilnahme wird uns nahelegt. Wir sollen unsere Ausdauer stärken und etwas für Rücken und Schultern tun“, sagt Steven, der bereits Pläne für die Zeit nach seiner Ausbildung hat. „Ich möchte später noch studieren, den Meister oder Techniker machen. Aber bis dahin vergeht noch viel Zeit“, sagt der angehende Verfahrensmechaniker. Das ebenso spannende Nahziel ist erst mal die Lackierung eines richtig großen Vogels.

Im Verlauf der Ausbildung zum Verfahrensmechaniker für Beschichtungstechnik werden den Azubis breite Kenntnisse über die Beschichtung von Oberflächen vermittelt. Die Theorie ist sehr komplex. Die Auszubildenden lernen eine Vielzahl von Verfahren kennen. Airbus lackiert elektrostatisch, mit Luftdruck oder mit Pinsel. „Zudem ist Pulverbeschichtung ein Thema“, sagt Ausbildungsleiter Jan Balcke.

Der größte zeitliche Aufwand liegt jedoch in der Vor- und Nachbehandlung der Bauteile, die lackiert werden sollen. Gut 70 Prozent der Zeit wird dafür aufgewendet. Zu den einzelnen Arbeitsschritten gehören das Abkleben, Reinigen und Vorbereiten der zu lackierenden Flächen.

Einer professionellen Lackierung kommt eine große Bedeutung zu. „Sie dient als Korrosionsschutz und vor allem als Wiedererkennungswert der Fluggesellschaft. Das ist das Erste, was der Fluggast sieht“, sagt Balcke. Flugzeuglackierungen sind Handarbeit. Mit Robotern könne man hier nicht arbeiten, denn es gebe zu viele Stellen, bei denen der Aufwand einer maschinellen Lackierung viel zu hoch wäre, zum Beispiel an den Türen. Die Übernahmechancen für die Azubis bei Airbus sind bestens.

Ähnlich sieht es bei den Lackherstellern aus. „Verfahrensmechaniker für Beschichtungstechnik ist ein Nischenberuf, der unter Bedarf ausgebildet wird“, sagt Frank Kortmann, Leiter der technischen Ausbildung bei Mankiewicz, einem internationalen Unternehmen für die Entwicklung und Fertigung von Industrielacken mit Hauptsitz in Hamburg. „In den nächsten zehn Jahren müssen sich Absolventen über berufliche Perspektiven keine Gedanken machen“, sagt Kortmann. Interessierte sollten allerdings außer einem Realschulabschluss oder Abitur mit Interesse an Naturwissenschaft und Technik auch kommunikative Fähigkeiten sowie Fremdsprachenkenntnisse mitbringen, denn bei Mankiewicz liegt das spätere Einsatzgebiet der Fachkräfte in der anwendungstechnischen Kundenberatung sowie in Forschung und Entwicklung neuer Lacksysteme.