Gründerköpfe: Fünf Hamburger haben zusammen die Laden-Praxis-Kombi „kleinerdrei“ eröffnet

Alles für Leute „kleiner drei“ und deren Eltern gibt es in einem neuen Laden-Praxis-Komplex in der Schanze. Die Zielgruppe war auch namengebend: Geschäftsführerin Nicole Beholz und ihre vier Mitstreiter haben das Unternehmen „kleinerdrei“ genannt. „Es besteht aus drei Säulen“, erklärt sie. Dazu gehören ein Ladengeschäft mit Kleidern, Spielen und Zubehör, ein Kursraum, in dem unter anderem Geburtsvorbereitung und Babymassage angeboten werden, und die Praxis der Schanzenhebammen, die bereits seit 2006 praktizieren und sich als Gesellschafter dem im Juni dieses Jahres eröffneten kleinerdrei an der Eifflerstraße 43 angeschlossen haben.

„Mit der Schanze identifizieren wir uns alle“, sagt die Gründerin. „Hier wohnen wir, und es gibt viele junge Eltern, die nicht so die klassischen Eltern sind.“ Die Kompetenzen der fünf Gründer, alle in ihren 30ern, ergänzen sich gut, erzählt sie. Außer zwei Hebammen sind ein Kommunikationsberater und ein Softwareentwickler dabei. Sie selbst hat Diplome in BWL und Modedesign. Dementsprechend kümmert sich Nicole Beholz ganz besonders um das Ladengeschäft. „Gemeinsam mit den Hebammen wähle ich das Sortiment aus“, sagt sie. Fair gehandelte, nachhaltige und bezahlbare Produkte sollen es sein. „Genderfarbige“ Sachen, also Hellblau für Jungs, Rosa für Mädchen, gibt es bei kleinerdrei nicht. Auch eine eigene Kollektion werde sie entwickeln, kündigt die Designerin an.

Schon jetzt besuchen kleinerdrei rund 200 Frauen pro Woche. Laden und Kurse profitieren von den im Viertel bekannten Schanzenhebammen. „Durch sie haben wir viel Mundpropaganda“, erzählt Beholz. Auch bei Facebook ist kleinerdrei vertreten, und der Kommunikationsberater im Team kümmert sich um Medienkontakte. So soll zum Beispiel bald in der Zeitschrift „Eltern“ ein Beitrag über die Firma erscheinen.

Im Team zu gründen sei sehr hilfreich, findet Nicole Beholz. „Wenn mal die Nerven blank liegen, bleibt immer wenigstens einer gelassen.“ Wichtig sei auch gewesen, dass alle einen gleichermaßen hohen Qualitätsanspruch haben. Und das Vertrauen zueinander sei groß. Zusammengekommen sind die Gründer im weitesten Sinne über private Netzwerke: Es gab vorab schon Freundschaften, zwei der Gründer sind ein Paar, andere haben sich über die Kita ihrer Kinder kennengelernt. „Wir wollten einen Ort schaffen, an dem wir Hilfestellung und Sicherheit geben können“, sagt Beholz. „Die Idee ist, Eltern länger zu begleiten als das eine Jahr, das eine Hebamme abdeckt.“

Mit dem bisherigen Zuspruch sind die Gründer sehr zufrieden. Die Hebammen haben ohnehin mehr Anfragen, als sie bewältigen können. „Aber auch die Kurse und der Laden werden total gut angenommen“, erzählt Beholz. „Wir verkaufen zum Beispiel sehr viele Tragesysteme. Dank der Hebammen haben wir in dem Bereich eine große Kompetenz.“ Pläne für die nächsten Monate gibt es auch schon: Ein Onlineshop soll entstehen und das Kurssystem deutlich ausgeweitet werden.

Von kleinerdrei leben können noch nicht alle Beteiligten, zwei von ihnen sind weiter in ihren alten Jobs tätig. „Das nimmt uns den Druck“, sagt die Geschäftsführerin. Für den Start erhielten sie Kredite über das Crowdfundingportal finmar und von der Bank – die auch gleich für eine Verzögerung gesorgt habe, wie Beholz erzählt: Das Institut brauchte 14 Wochen statt der angekündigten sechs, um den Kredit anzuweisen. Und weil das Haus an der Eifflerstraße neu gebaut wurde, haperte auch einiges bei der Fertigstellung. „Inzwischen haben wir gelernt, nicht alles zu glauben“, zieht Nicole Beholz Bilanz.

www.kleinerdrei.co