Warum sich schon Fünftsemester gegen Berufsunfähigkeit absichern sollten und wie sie mit wenig Geld sinnvoll sparen

Studenten sind nicht gerade für ihre prall gefüllten Konten bekannt. Das geringe Vermögen lässt dann auch wenig Spielraum für die Altersvorsorge – dabei ist die schon in jungen Jahren wichtig. So sagt zum Beispiel Thomas Hentschel von der Verbraucherzentrale (VZ) Nordrhein-Westfalen: „Selbstverständlich sollten sich Studierende Gedanken über die private Altersvorsorge machen.“ Aber ihm ist auch klar: „Wenn man in dieser Phase Geld sparen kann, legt man sich das doch eher beiseite für den nächsten Urlaub, ein Auto oder ein Auslandssemester.“

Wer darüber hinaus noch ein paar Euro übrig hat, sollte zudem erst einmal näherliegende Risiken als die Rente absichern. „Bevor man überhaupt Kapital anlegt, sollte man erst einmal den finanziellen Super-GAU abwenden“, rät Sandra Klug von der Verbraucherzentrale Hamburg.

Eine Haftpflichtversicherung sollten Studenten sich unbedingt leisten

Pflicht ist deshalb eine Haftpflichtversicherung, um sich gegen selbst verursachte Schäden im Alltag abzusichern – von der zerbrochenen Brille bis zum schweren Unfall. Die Mitversicherung über die Eltern fällt nämlich spätestens dann weg, wenn der Student über 26 Jahre alt ist oder eine zweite Ausbildung anfängt. „Auch wenn die Studierenden ihren ersten Wohnsitz an einem anderen Ort anmelden als die Eltern, sollten sie prüfen, ob ein eigener Vertrag notwendig wird“, ergänzt Thomas Hentschel. Eine private Haftpflichtversicherung koste rund 40 Euro im Jahr, sagt Klug.

Wer als Student dann am Ende des Monats noch zwischen 50 und 100 Euro übrig hat, sollte sich gegen Berufsunfähigkeit absichern, empfiehlt Erk Schaarschmidt von der Verbraucherzentrale Brandenburg. Eine schwere Krankheit kann später einmal zum Armutsrisiko werden. Wer noch jung sei und keine oder wenige gesundheitliche Beschwerden habe, zahle für diese Versicherung deutlich weniger, sagt Schaarschmidt. Er empfiehlt, über die Berufsunfähigkeit (BU) schon ab dem fünften oder sechsten Semester nachzudenken.

Zur Berufsunfähigkeitsversicherung raten alle befragten Experten. „Mit 25 kann man sich den Ernstfall noch nicht vorstellen“, sagt Sandra Klug. „Aber wenn man 40 ist, plötzlich wegen eines Bandscheibenvorfalls nicht mehr arbeiten kann, aber zwei Kinder hat, dann sieht es schlecht aus.“ Ihre Tipps: Die Versicherung ist am besten weltweit gültig, falls der Studierende später im Ausland arbeitet. Auch sollte der Kunde die Möglichkeit haben, sich nachzuversichern, wenn sich sein Bedarf ändert – etwa wenn er später eine Hypothek aufnimmt und ein Haus baut. Und ganz wichtig: Die Gesundheitsfragen vor Abschluss des Vertrages ehrlich beantworten. „Sonst zahlen die Versicherungen möglicherweise im Ernstfall nicht“, warnt Klug.

Tagesgeldkonto oder Sparvertrag – was passt zu mir und meiner Situation?

Wer darüber hinaus Geld sparen kann, sollte es zunächst auf einem Tagesgeldkonto bei einer Direktbank sammeln. Erk Schaarschmidt rät darüber hinaus zu Sparverträgen mit einer Laufzeit von maximal drei Jahren. „Ich sollte aber wissen: An das Geld komme ich in der Zeit nicht heran“, sagt der Finanzexperte.

„Ab 4000 bis 5000 Euro Vermögen könnte ein Student überlegen, einen Teil in festverzinsliche Wertpapiere zu investieren – sofern er das Geld in den kommenden Jahren nicht braucht“, meint Stefan Albers, Präsident des Bundesverbands der Versicherungsberater. Er ist überzeugt: „Die beste Altersvorsorge ist ohnehin die selbst genutzte Wohnung.“ Wer die von seinen Eltern übertragen bekommen könne, habe schon einen großen Schritt getan. Aber natürlich sei das für viele nicht möglich.

Auch Bank- oder Fondssparpläne sind laut Verbraucherschützern eine Option. Da können Studenten schon mit monatlich 50 Euro Geld anlegen, etwa in Aktienfonds. „Das ist eine Möglichkeit, wenn man nicht sofort an das Geld herangehen muss“, sagt Expertin Klug. Auch wenn die Kursentwicklung an der Börse immer mit Risiko verbunden ist: Jüngere Menschen können vorübergehende Verluste besser aussitzen. Sinnvollerweise sollte man speziell für Aktiengeschäfte in der Lage sein, das Geld viele Jahre nicht anzutasten.

Wichtig bleibt bei all den Möglichkeiten, sich selbst zu informieren. „Am besten neutral über Finanztest, einen Honorarberater oder die Verbraucherzentralen“, sagt Sandra Klug. Immer wieder höre sie, dass Studenten an ihren Unis von Versicherungsvermittlern angesprochen würden. Diese Verträge seien aber häufig unsinnig und zu teuer, warnt die Verbraucherberaterin.