Handschlag, Anrede, Facebook-Freundschaft – wie macht man es richtig, damit der Dozent einen guten Eindruck hat?

Hausarbeiten, Seminare, Prüfungen: Die Zeit an der Uni ist eine Herausforderung. Ein gutes Verhältnis zu den Professoren kann vieles leichter machen. Aber wie bekommt man das hin?

Die richtige Ansprache: „Hey Prof, ich hab da mal ’ne Frage.“ Das klingt zwar ganz cool, kommt bei Lehrkräften aber selten gut an. Dozenten sollten immer mit Titel und Namen angesprochen werden, sagt Stiltrainer Jan Schaumann. „Hat er zwei akademische Grade, begrüße ich ihn nur mit dem höheren. Ist er Professor Doktor, spreche ich ihn also mit ‚Herr Professor‘ an“, erklärt der Experte. Professorinnen werden mit dem weiblichen Titel angesprochen, bei ihnen heißt es also „Frau Professorin“. Viele Dozenten sehen das mit dem Titel inzwischen aber auch lockerer. „Mich kann man mit ‚Guten Tag‘ begrüßen“, sagt zum Beispiel Oliver Vornberger, Professor am Institut für Informatik der Universität Osnabrück. Aber auch er rät, die Etikette einzuhalten: „Zumindest solange nicht klar ist, wie es der Lehrkörper gerne hätte. Sicher ist sicher.“

Wer gibt wem zuerst die Hand? Generell gelte, dass der Rangniedrigere wartet, bis ihm der Ranghöhere die Hand gibt, sagt Stiltrainer Schaumann. „Man sollte dem Professor also nicht mit ausgestreckter Hand entgegenstürmen.“ Hintergrund: „Es gibt immer Leute, denen es nicht angenehm ist, anderen die Hand zu schütteln. Deshalb überlässt man die Entscheidung dem, der mehr zu sagen hat.“

Wie sieht die perfekte E-Mail aus? „Für die Anrede in Briefen oder E-Mails gilt das Gleiche wie bei der persönlichen Ansprache“, sagt Jan Schaumann. „Sehr geehrter Professor Müller“ sei die angemessene Form. Am Ende sollte die passende Grußformel nicht fehlen, etwa „Mit freundlichen Grüßen“. Und ansonsten gilt, sich kurz zu fassen. „Je genauer und auf den Punkt ich mein Anliegen formuliere, desto schneller bekomme ich Antwort“, sagt Informatik-Professor Vornberger.

In der Sprechstunde: Wo setze ich mich hin? Wer auf Nummer sicher gehen will, wartet, bis ihm der Professor einen Platz anbietet. Prinzipiell sitze es sich über Eck am besten, sagt Stilexperte Schaumann. In dieser Position können beide während der Unterhaltung Blickkontakt halten. Das sei einer guten Atmosphäre sehr förderlich. „Nebeneinander sitzend muss man sich immer nach rechts oder links drehen, um den Nebenmann auch mal anschauen zu können. Dem anderen von Angesicht zu Angesicht gegenüber zu sitzen hat etwas von Inquisition. Alles etwas ungünstig.“

Gute Vorbereitung muss sein: Vielen Studenten treibt die Sprechstunde beim Professor den Angstschweiß auf die Stirn. Zu Unrecht, sagt Vornberger. „Schlimmer als beim Zahnarzt ist das auch nicht.“ Andererseits sollte man diesen Termin aber auch nicht auf die leichte Schulter nehmen. Unvorbereitet zu sein – das geht für Vornberger gar nicht. „Das wirkt desinteressiert.“ Schließlich habe sich der Professor extra Zeit genommen. Eine gute Vorbereitung sei deshalb schon die halbe Miete. Wichtige Fragen notiert man sich vorab. „Das zeigt dem Professor: Da hat sich jemand einen Kopf gemacht und will die Sprechstunde so gut wie möglich nutzen“, sagt Vornberger.

Kann ich meinen Professor über Facebook kontaktieren? Bei Facebook eine Freundschaftsanfrage an seinen Professor zu schicken, trauen sich Studenten oft nicht. Dabei verrät schon ein Blick auf dessen Freundesliste, ob er eine solche Anfrage in Ordnung fände: „Hat er 60 oder 70 Freunde, handelt es sich eher um einen engeren Bekanntenkreis. Dann würde ich mir eine Anfrage sparen“, sagt Rainer Maria Kiesow, Mitautor des Buchs „Der Campus-Knigge“ (C. H.Beck, 9,95 €). „Geht die Anzahl der Namen aber in den dreistelligen Bereich, sieht die Sache schon anders aus.“ Gehören auch Kommilitonen zu den Facebook-Freunden des Professors, kann man selbst bedenkenlos eine Anfrage schicken.

Was im Hörsaal gar nicht geht: Auf den ersten Blick wirkt es nicht so, als sei ein Professor während der Vorlesung leicht abzulenken. „Aber Unruhe auf den Rängen nervt Dozenten gewaltig“, sagt Campus-Knigge-Autor Kiesow. Auf der Hitliste der Störfaktoren ganz oben: Studenten, die zu spät kommen oder früher gehen. Auch Quatschen mit dem Nachbarn und Surfen auf dem Laptop kommt bei Professoren nicht gut an, sagt Oliver Vornberger. Schließlich wisse der Dozent ja nicht, um welches Thema es dabei gehe – den Stoff seines Unterrichts oder etwas ganz anderes. „Eine Vorlesung ist nun mal kein Actionfilm mit Special Effects. Trotzdem sollte man sich bemühen, der Veranstaltung von Anfang bis Ende zu folgen“, findet der Informatik-Professor.