Angehende Studenten sollten auf staatliche Anerkennung achten und Wertung des Wissenschaftsrats durchsehen

„Von außen ist es schwer, eine Hochschule zu beurteilen“, sagt Heinz Peter Lemm, Berater für akademische Berufe bei der Hamburger Arbeitsagentur. „Jede Hochschule versucht natürlich, sich möglichst positiv darzustellen.“ Für die privaten – es gibt gut 100 staatlich anerkannte in Deutschland, zwölf in Hamburg – gilt das noch einmal mehr: Sind sie doch ganz besonders darauf angewiesen, zahlende Kundschaft anzulocken. Hochglanzbroschüren und tollen Internetseiten sollten angehende Studenten also nicht zu sehr vertrauen.

Lemm empfiehlt, sich die Hochschule persönlich anzugucken: mit Hochschulvertretern sprechen, mit Studenten und Alumni. Die findet man mitunter direkt auf der Internetseite der Hochschule, ansonsten in den sozialen Medien. Seriöse Hochschulen würden einem auch Ansprechpartner nennen. Weiter argumentiert Lemm mit der staatlichen Anerkennung: „Damit hat die Hochschule einen gewissen Mindeststandard“, erklärt er.

Ohne offiziellen Abschluss kann der Berufseinstieg schwieriger werden

Georg Plate, Professor und Vorstandsvorsitzender der privaten Nordakademie, warnt sogar: „Wenn die staatliche Anerkennung fehlt, steht man am Ende ohne offiziellen Abschluss da.“ Das könne dann Schwierigkeiten beim Berufseinstieg geben, glaubt er. Wenn in den öffentlichen Dokumenten der Hochschule nicht erkennbar sei, ob sie staatlich anerkannt ist oder nicht, empfiehlt Plate, bei der im jeweiligen Bundesland zuständigen Behörde nachzufragen, welchen Status sie hat.

Der nächste Schritt: ein Online- Besuch beim Wissenschaftsrat, der für die meisten privaten Hochschulen sogenannte institutionelle Akkreditierungen durchgeführt hat. „Gutachten über die Verfahren aus den vergangenen Jahren sind online verfügbar und vermitteln einen guten Einblick, zum Beispiel wie die Ausstattung der Hochschule ist, wie sich der Professorenanteil und die Studentenzahlen entwickelt haben“, sagt Plate. Auch würden Punkte benannt, die der Wissenschaftsrat an der Hochschule noch kritisch sieht. Dementsprechend werden Akkreditierungen mit oder ohne Auflagen, für ein paar Jahre oder unbefristet vergeben. Studiengänge wiederum werden von zehn Akkreditierungsagenturen, die vom Wissenschaftsrat autorisiert wurden, beurteilt (Adressen auch auf der Seite des Wissenschaftsrat). „Dort findet man aussagekräftige Hinweise zur Ausstattung des jeweiligen Studiengangs und zu eventuellen Auflagen, die in der nächsten Zeit noch erfüllt werden müssen“, sagt Plate.

Heinz Peter Lemm von der Arbeitsagentur empfiehlt, auf eine BAföG-Berechtigung der Hochschule zu achten. „Auch das ist ein Anzeichen, dass sie eine Prüfung durchlaufen hat.“ Bei der Einschätzung, wie gut die Professoren sind, wird es dann schon schwieriger. Eventuell ließe sich noch etwas daraus ablesen, wie viele Nebentätigkeiten sie haben oder ob sie sich voll auf ihre Arbeit an der Hochschule konzentrieren, meint Lemm. Andererseits ist das parallel Arbeiten in der freien Wirtschaft an einigen privaten Hochschulen wiederum gerade das Plus und Hinweis auf die Praxisnähe der Dozenten.

Nicht zuletzt ist außer Ausstattung und Qualität der Professoren die finanzielle Basis einer privaten Hochschule wichtig. In Schieflage sind schon so einige geraten: die Uni Witten/Herdecke im Ruhrgebiet zum Beispiel, die Jacobs University in Bremen, die GISMA Business School in Hannover. „Das hat Effekte auf die Lehre“, sagt ein betroffener Professor. Zwar könne so manche Vorlesung durch einen anderen Fachbereich aufgefangen werden. „Aber es kommt vor, dass eine spezielle Vorlesung, die nur ein bestimmter Professor gehalten hat, nicht mehr angeboten wird.“ Selbst wenn noch keine Kündigung ausgesprochen wurde, orientiert sich schließlich so mancher Dozent um, wenn sich eine Alternative bietet.

Fragwürdig ist, wenn die Hochschule nicht klar sagt, wer sie wie finanziert

Gerade bei jüngeren Hochschulen stelle sich die Frage: Überleben die überhaupt?, sagt Georg Plate. Fragwürdig findet er auch, wenn die Hochschule nicht offen damit umgeht, wofür Gebühren fällig werden und wer eigentlich Eigentümer ist. „Werden sie etwa von großen Unternehmen finanziert, wollen die natürlich – sofern keine Gemeinnützigkeit vorliegt – auch Dividende sehen.“ Mäzenen würde er eher vertrauen. Auch die Studentenzahl sei ein Kriterium: „Mit weniger als 500 eingeschriebenen Studierenden wird eine Hochschule auf Dauer bei einer Finanzierung ausschließlich über Studiengebühren nicht überlebensfähig sein.“

Wie überall kommt es also auch bei der Frage, welche Hochschule die richtige ist, auf den Einzelfall an. „Die staatlichen Unis sind auch immer besser geworden“, sagt Nordakademie-Chef Plate. Er verweist aber auf die Erfolgsquoten der privaten: In 80 bis 90 Prozent der Fälle schließen Studenten ihre Ausbildung dank guter Vorauswahl und Betreuung in der Regelstudienzeit ab, das seien wesentlich mehr als an staatlichen. „Man kann also früher in den Beruf einsteigen und Geld verdienen. Damit lohnen sich auch die 3000 bis 4000 Euro, die man meist pro Semester an einer privaten Hochschule zahlt.“

Heinz Peter Lemm von der Arbeitsagentur wiederum sagt: „Wenn ich mich für ein Fach entschieden habe, würde ich immer gucken, ob ich das nicht auch an einer staatlichen Hochschule studieren kann.“ Grundsätzlich sei eine Ausbildung nicht hochwertiger, nur weil man dafür bezahlt.

www.wissenschaftsrat.de