Der Hamburger Helmut Fuchs bietet in Alten- und Pflegeheimen Tangonachmittage an

„Eigentlich ist der Tango ein sehr einfacher Tanz“, sagt Helmut Fuchs. „Man geht miteinander im Rhythmus über die Tanzfläche.“ Das sei ideal für ältere Menschen. „Gerade wenn sie glauben, Tanzen geht für sie nicht mehr“, erklärt der Medien- und Theaterpädagoge.

Dass Tanzen sehr wohl bei sehr vielen Senioren noch geht, beweist Fuchs seit einigen Monaten in mehreren Hamburger Senioreneinrichtungen. Und selbst, wenn es manchmal nur ein Gewichtswechsel von einem Bein aufs andere sei: „Es geht um das Erfolgserlebnis“, sagt der Pädagoge. „Dann beginnen die Augen zu strahlen. Die Menschen gewinnen Lebensfreude zurück.“ Doch nicht nur für die Psyche sei das Tanzen therapeutisch wirksam. „Es gibt Untersuchungen, die festgestellt haben, dass sogar der Verlauf von Demenz durch die Geistesleistung beim Tangotanzen positiv beeinflusst wird“, sagt der 60-Jährige. Außerdem fördere das Tanzen den Gleichgewichtssinn und stärke die Muskulatur.

Wichtig sei für die Teilnehmer auch die Art der Musik. Fuchs wählt darum bekannte Lieder aus den 30er- und 40er-Jahren, wie zum Beispiel „Florentinische Nächte“, „La Paloma“ oder „Der Wind hat mir ein Lied erzählt“. Auch Gassenhauer hat er dabei, etwa „Unter den Pinien von Argentinien“.

Erstmals angeboten hat Fuchs das Tangotanzen vor einem halben Jahr in einem Pflegeheim, in das er privat Kontakte hat. Dreimal veranstaltete er dort testweise sein zweistündiges „Tango Argentino für Senioren“: Er erzählt ein bisschen über den Tango, beginnt anschließend mit seiner Tanzpartnerin etwas vorzuführen. „Dann sehen wir schon, wie bei den Ersten die Füße zucken“, erzählt Fuchs. „Und dann fordern wir sie auf.“ Erst seien die Betreuer skeptisch gewesen. „Genau wie die Senioren.“ Aber alle seien schnell aufgetaut. Schon beim zweiten Mal hätten die Bewohner ihn und seine Partnerin mit Freude erwartet. Diese Einrichtung sei seine erste Referenz gewesen. „Auch für mich selbst. Danach wusste ich, ja, es funktioniert.“

Fuchs wirbt für sich mit Flyern, Telefonakquise, Mundpropaganda. Eine Seniorenmesse im März, auf der er ein kleines Bühnenprogramm präsentierte, sorgte zusätzlich für Nachfrage, wie er erzählt. Zurzeit hätten ihn zehn Senioreneinrichtungen gebucht, mit weiteren sei er in Gesprächen. Darüber hinaus wird Fuchs seine Tanztermine voraussichtlich bald auch in einem öffentlichen Seniorentreffpunkt anbieten. „Wenn alle dabei bleiben, haben wir im Herbst richtig viel zu tun“, sagt er.

Den Anstoß zum Gründen bekam der Hamburger indirekt von seinem ehemaligen Arbeitgeber, einem Verlag, bei dem der Medienpädagoge in der Programmredaktion gearbeitet hatte. Die Abteilung wurde geschlossen und Fuchs arbeitslos. „Die Arbeitsagentur hat mir eine Fortbildung zum Theaterpädagogen bewilligt“, erzählt er. Während der Zeit des Lehrgangs habe er selbst viel getanzt – und über seine Zukunft nachgedacht. So entstand die Idee, Erwachsenenpädagogik und Tanzen zusammenzubringen.

Unterstützung hat sich Fuchs bei einer Gründungsberaterin und der Lawaetz-Stiftung geholt. Das sei extrem hilfreich gewesen. Allein schon, um den Businessplan klarer zu strukturieren. Einen Gründungszuschuss wiederum wollte er nicht beantragen. Seine Einstellung: „Lieber stecke ich Kraft in die Gründung, als langwierig Formulare auszufüllen.“ Inzwischen sagt Helmut Fuchs: „Ich habe noch nie eine Arbeit gehabt, die so viel Spaß macht.“ Und weil er weiß, dass auch die Show Teil seines Erfolgs ist, hat er sich als Markenzeichen den roten Schal zugelegt.

www.tango-fuer-senioren.de