Das Ausbildungssystem in Deutschland hat trotz seines guten Rufs zahlreiche Defizite: Jeder vierte Arbeitgeber (26%) klagt über die mangelhafte berufliche Qualifikation des Nachwuchses. Bemängelt wird insbesondere fehlende praktische Erfahrung sowie die Fähigkeit der Auszubildenden, Probleme systematisch zu lösen. Ähnlich schlecht bewerten Arbeitgeber die Arbeitsmoral der Berufsanfänger.

Unzufriedenheit hat sich auch bei den Azubis breitgemacht: Nur jeder Dritte würde sich noch einmal für die von ihm gewählte Ausbildung entscheiden, heißt es in einer internationalen Studie der Unternehmensberatung McKinsey & Company mit dem Titel „Education to Employment“. Befragt wurden gut 8500 junge Menschen, Arbeitgeber und Vertreter von Bildungseinrichtungen.

„Unser aktuelles System der Berufsinformation und -beratung garantiert nicht, dass junge Menschen die Ausbildung wählen, die tatsächlich die beste für sie ist“, kommentiert McKinsey-Beraterin Solveigh Hieronimus die Umfrageergebnisse für Deutschland. Zwei Drittel (64%) aller jungen Menschen gaben an, sich falsch oder nur unzureichend informiert zu fühlen, was ihre spätere Berufswahl betrifft.

Die Einschätzungen von Arbeitgebern und Bildungseinrichtungen darüber, wie gut vorbereitet die jungen Menschen ins Berufsleben starten, klaffen in Deutschland der Studie zufolge weit auseinander. Während sich 43 Prozent der befragten Arbeitgeber skeptisch dazu äußern, sind die Bildungseinrichtungen mit 83 Prozent positiver Bewertung deutlich optimistischer.

Die Studie belegt auch einen Trend, der besonders für kleinere und mittelständische Unternehmen in Deutschland problematisch ist: Nur jeder zehnte der befragten Arbeitgeber (11%) mit weniger als 50 Angestellten gab an, er habe problemlos Nachwuchs gefunden. Bei den Betrieben mit bis zu 250 Mitarbeitern klagte ein Drittel über erhebliche Schwierigkeiten, qualifizierte Auszubildende zu finden.