Was brauchen Zahnärzte, um erfolgreich zu sein? Eine Spezialisierung und Empathie für Google-vorgebildete Patienten

Viele Menschen haben Angst vor dem Zahnarzt. Nicht immer zu unrecht: Schmerzen zufügen zu müssen gehört tatsächlich zum Beruf. Und nicht immer ist der Blick in den Mund eines Patienten wirklich „schön“. Was also treibt eine wachsende Zahl Abiturienten mit Bestnoten dazu, sich um einen Studienplatz in Zahnmedizin zu bemühen? „Wir sind heilend tätig und in der Lage, bei unterschiedlichsten Problemen helfen zu können. Das ist ein tolles Gefühl“, sagt Zahnarzt Hendrik Siebers von der Zahnärztlichen Praxis Patrick Busch.

Längst ist die Zahnmedizin über das Stadium „Bohren, Füllen, Zahn ziehen“ hinaus. Prophylaxe und Zahnerhaltung stehen im Mittelpunkt und das vor dem Hintergrund rasanter Fortschritte in der Zahnheilkunde. „Darum habe ich mich in einer Praxis beworben, die aufwendige Behandlungsmethoden mit zukunftsträchtigen Materialien und innovativen Techniken anbietet. Hier kann ich viel lernen“, sagt der 28-jährige Siebers, der im Dezember 2011 sein Staatsexamen mit „sehr gut“ abschloss und aktuell seine zweijährige Assistenzzeit absolviert, die er für eine Kassenzulassung braucht. Mittelfristig hätte er gern seine eigene Praxis. Dann kämen Investitionen von 270.000 bis 320.000 Euro auf ihn zu, schätzt Franco Tafuro von Tafuro und Team, einer Unternehmensberatung, die seit 20 Jahren Mediziner berät.

Wer sich selbstständig machen will, muss mit hohen Investitionen rechnen

„Der steigende Bedarf im Bereich Hygiene und Sterilisation hat die Investitionen in den vergangenen Jahren um knapp 15.000 bis 20.000 Euro steigen lassen.“ Auch Siebers hat bereits einiges investiert: „Das Studium ist zeitintensiv und vergleichsweise teuer.“ Zwischen 5000 und 7000 Euro habe er für Zahnbesteck und Materialien bezahlt.

Eine interessante Alternative für Existenzgründer sind Gemeinschaftspraxen. Im Team lassen sich Investitions- und laufende Kosten, aber auch verbraucherfreundliche Öffnungszeiten und Urlaubsplanung leichter meistern. Zudem kann eine Gemeinschaftspraxis mehrere Fachgebiete abdecken – ein wesentlicher Faktor, um in einer Stadt wie Hamburg mit hoher Zahnarztdichte bestehen zu können. Zwar sollten Einzelkämpfer möglichst ein „umfassendes Angebot bieten“, sagt Professorin Bärbel Kahl-Nieke. Doch sich nach dem breit angelegten Studium und der Assistenzzeit zu spezialisieren, „ist aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten sicher klug“, betont die Klinikdirektorin der Poliklinik für Kieferorthopädie am UKE.

Als vielversprechende Fachgebiete nennt sie Parodontologie (Lehre vom Zahnhalteapparat), Endodontie (Lehre vom Zahninneren), Implantologie (Einsetzen von künstlichen Zahnwurzeln), Kinderzahnheilkunde und Geriatrische Zahnmedizin. „Die ausgewiesene Fachkompetenz ist das eine, doch ebenso wichtig ist die Empathie“, sagt sie. „Patienten kommen Google-vorgebildet in die Praxis und erwarten Kommunikation auf Augenhöhe. Der schweigende Zahnarzt hat es da schwer.“

Für eine erfolgreiche Karriere sollten Studenten somit soziale Kompetenz mitbringen sowie Interesse an Naturwissenschaften und feinmotorisches Geschick. Letzteres wird ausgiebig an einem „Phantomkopf“ geübt, und ab dem 7. Semester – Regelstudienzeit zehn Semester plus Examenszeit – wird am echten Patienten behandelt. „Natürlich unter Aufsicht erfahrener Zahnärzte“, sagt Ausbilderin Kahl-Nieke.

Und die finanziellen Aussichten? „Der durchschnittliche Zahnarzt in Deutschland verdient knapp 100.000 Euro“, sagt Franco Tafuro. „Dies klingt nach viel; berücksichtigt man jedoch die notwendige Eigenvorsorge des selbstständigen Arztes im Bereich Renten-, Kranken oder Unfallversicherung, so bleibt lediglich das Gehalt eines leitenden Angestellten“, schränkt er ein. Hendrik Siebers mag sich über seine finanzielle Zukunft nicht zu sehr den Kopf zerbrechen. „Bei mir muss kein Porsche vor der Tür stehen. Aber ich denke schon, dass Zahnarzt ein krisensicherer Beruf ist, mit dem sich finanziell gut über die Runden kommen lässt.“