Inhalt: +++--

Sie sitzen als Führungskraft in einem internationalen Unternehmen und haben Angst vor der Zukunft? Die sollten Sie auch haben, wenn es nach den Autoren dieses Buches geht, beides Berater, Mitte 30. Sie schauen in die Zukunft. Dort sehen sie eine neue Wirtschaftsordnung, die „New Business Order“. Sie steht, verkürzt gesagt, im Konflikt zu den heutigen Verhältnissen und ist geprägt von den Prinzipien der sogenannten Generation Y – Hierarchiefreiheit, Kooperation, Vernetzung, Selbstverwirklichung und Transparenz.

Die idealtypische Organisationsform ist das Start-up-Unternehmen mit möglichst disruptivem Innovationsansatz. Auf gut 300 Seiten werden hier jede Menge Bretter gebohrt. Allerdings sind diese häufig viel dünner als es auf den ersten Blick scheint: „Standardisierung macht nur in den Bereichen eines Unternehmens Sinn, die keinen (sic!) Einfluss auf den Marktauftritt und die Qualität des Produkts haben“, schreiben die Autoren in „New Business Order“. Da reibt man sich als Leser die Augen und hofft innigst, dass doch zum Beispiel Airbus bitte, bitte und auf jeden Fall an der Standardisierung seiner Produktqualität festhält. Kurzum, außer einigen durchaus zutreffenden Beobachtungen gibt es in diesem Buch auch allerhand Unfug.

Präsentation: ++---

Als Lesebuch mit sehr umfangreichem Material lässt sich der Band wohl am besten beschreiben. Am Ende eines jedes Kapitels stehen eine Zusammenfassung in appellativer Grundierung und ein Quellennachweis. Ein wenig nervend ist der rechthaberische Grundton. Der lässt das Ganze wie die Mao-Bibel der Generation Y klingen.

Praxiswert: ++---

Gar nicht neu ist die Art, wie Unternehmensberater Neugeschäfte an Land ziehen. „No pain, no gain“, lautet das Motto. Je größer der Schmerz des Kunden, desto höher das Honorar. Zur Not tut es auch ein gepflegter Phantomschmerz. Der entsteht, wenn man meint, über die Zukunft zu wenig zu wissen, und das als Bedrohung empfindet. Dann bucht man einen Berater, der Bescheid weiß. Unter dem Aspekt haben wir ein typisches Beraterbuch vor uns.

„New Business Order. Wie Start-ups Wirtschaft und Gesellschaft verändern“ von Christoph Giesa und Lena Schiller Clausen, Hanser Verlag, 316 S., 19,90 Euro