Auf diese Kriterien sollten Bewerber achten, wenn sie prüfen, ob eine Stellenausschreibung die richtige für sie ist oder nicht. Was bestimmte Begriffe bedeuten.

Teamfähig soll der neue Mitarbeiter laut Stellenausschreibung sein, Erfahrung in diesem und jenem Programm haben, Reisebereitschaft und sicheres Englisch mitbringen. „Das passt!“, denkt so mancher Bewerber, wenn er eine Stellenanzeige überfliegt. Aber passt das wirklich?

„Die genannten Faktoren kann ich nur dann bewerten, wenn ich eine Messgrundlage habe“, sagt Daniel Bohne, Experte der Karriereberatung Bröker + Partner. Darum beginnt für ihn jede Jobsuche schon weit vor der Sichtung von Stellenanzeigen: damit, eine Checkliste zu schreiben. „Ich muss eine persönliche Standortbestimmung vornehmen“, sagt Bohne. „Was zeichnet mich aus, wo will ich hin...“, zählt er einige Kriterien auf. Auch private Punkte sollten aufgelistet werden: Passt meine Familiensituation zu den angekündigten Überstunden? Würde ich für eine gute Stelle eine weite Anfahrt oder sogar einen Umzug in Kauf nehmen? Anschließend werden die Punkte gewichtet und in eine Reihenfolge gebracht.

„Anhand dieser Checkliste kann ich dann meinen Traumjob beschreiben“, sagt Bohne. „Und zwar hinsichtlich der Branche, der Arbeitsbedingungen, des Gehalts, der Entfernung zur Wohnung und aller anderen Kriterien, die für mich wichtig sind“, erklärt der Karriereberater. „Auf dieser Grundlage finde ich Stellenanzeigen, die für mich Relevanz haben.“ Denn von Bewerbungsschreiben en masse rät er dringend ab. „Die kommen in der Regel zurück und sorgen für Frust.“ Stattdessen sollte man lieber nur eine Handvoll durchdachter und gezielter Bewerbungen auf den Weg bringen. „Das spart Zeit und ist aussichtsreicher.“

Arbeitssuchende sollten genau auf die Formulierungen in einer Ausschreibung achten: Steht dort die Wendung „Idealerweise verfügen Sie über diese und jene Kenntnisse“, sei das kein Muss, sagt Karriereberaterin Svenja Hofert. Anders liege der Fall bei „Wir setzen voraus...“ Bringt man diese Qualifikation nicht mit, sei es wenig sinnvoll, sich dort trotzdem zu bewerben.

Kandidaten sollten etwa 80 Prozent der Kriterien erfüllen, sagt Coach Henrike Göhl. „Wenn es an einer Qualifikation fehlt, muss man abwägen, wie wichtig sie ist, wie viel Arbeitsvolumen sie einnimmt.“ Fehlt es an Wissen in einem elementaren Computerprogramm, hat man in der Regel keine Chance, zum Interview eingeladen zu werden. Steht in der Anzeige nur, „Spanischkenntnisse sind von Vorteil“, kann man in der Bewerbung signalisieren, dass man sie zwar noch nicht hat, sich aber gern weiterbilden werde. In Stellenanzeigen werden Maximalforderungen aufgelistet – das müssten sich Bewerber klarmachen, betont Svenja Hofert.

„Viele Unternehmen schaffen es, die fachlichen und persönlichen Qualifikationen in einer Stellenanzeige gut zu beschreiben“, sagt Bewerbungscoach Göhl. Es gebe aber auch Firmen, die in ihren Ausschreibungen vage bleiben. „Dann ist es gut, dort vor einer Bewerbung anzurufen.“ Aber nur in dem Fall, dass Ansprechpartner und Telefonnummer in der Anzeige genannt werden. Wenn man sich den Kontakt erst ergoogeln muss, will das Unternehmen nicht direkt kontaktiert werden, und der Bewerber würde sich mit einem Anruf unbeliebt machen.

Bei der Auswahl der Stellenanzeigen sollte es nicht nur darum gehen, ob man selbst alle Anforderungen erfüllt. Wie steht es denn um die Erwartungen, die der Bewerber selbst an einen Arbeitgeber hat? „Welche Worte in der Anzeige verwendet werden, gibt Hinweise auf die Unternehmenskultur“, sagt Karriereberater Bohne. Schnell und kreativ, Power und Flexibilität zum Beispiel sind Begriffe, die auf ein trubeliges, modernistisches Arbeitsumfeld schließen lassen. „Heißt es dagegen ‚Wir sind ein inhabergeführtes Unternehmen mit langer Tradition‘, will sich der Arbeitgeber eher mit Stetigkeit identifizieren. Da ist es wichtig, zu entscheiden, ob die Begriffe zu mir als Mensch passen“, sagt Bohne. Für den Eindruck vom Unternehmen empfiehlt er auch den Blick ins Internet. Gefällt mir, wie sich der Arbeitgeber online darstellt? Was sagen Mitarbeiter in sozialen Medien oder Bewertungsportalen über ihre Firma?

Geht es dann daran, sich auf eine bestimmte Stellenanzeige zu bewerben, muss man darauf achten, die Schlagwörter, die das Unternehmen in seiner Ausschreibung verwendet hat, auch in den eigenen Unterlagen, im Anschreiben und/oder Lebenslauf, aufzugreifen. „Aber man muss auch eine Story dazu haben“, sagt Daniel Bohne. Wessen Führungsstärke gefragt ist, sollte also ein Beispiel nennen können, wie er sein Team geeint und zu einem Erfolg geführt hat. „Am besten, Bewerber haben schon beim Lesen der Stellenanzeige im Kopf, wie es wäre, im Interview dort vor Ort zu sein und auf die entsprechenden Fragen zu antworten“, sagt Bohne. Umso lebendigere Beispiel werden ihnen einfallen. Und umso schneller werden sie merken, ob die Ausschreibung überhaupt die richtige für sie ist.