Gründerköpfe: Mit Wundercar hat Gunnar Froh ein neues Mitfahr-Konzept auf den Markt gebracht

In Sachen Mietauto und Carsharing ist in Großstädten gerade so einiges los. Einer der Gründer, der die Branche weiter aufmischen will, ist Gunnar Froh. „Wundercar“ heißt sein Angebot, das vor Kurzem in Hamburg und Berlin an den Start gegangen ist. „Eine einfache und günstige Transportmöglichkeit, die Spaß machen soll“, sagt Froh.

Ein bisschen ist es wie Taxi fahren, aber persönlicher und günstiger, ein bisschen wie die Mitschlafzentrale Airbnb, bloß auf der Straße. Transport und Kommunikation sollen Hand in Hand gehen: Fahrer und Mitfahrer haben also idealerweise Interesse daran, mit dem anderen ins Gespräch zu kommen. Ums Geld verdienen darf es den Fahrern nicht gehen. „Wenn das die Motivation ist, sollte man lieber Pakete ausfahren“, sagt Gunnar Froh.

Voraussetzung, um bei Wundercar mitzumachen, ist die kostenlose App, über die Fahrer und Mitfahrer sich finden (zurzeit nur für Apple, ab Ende April auch als Android-Version). Die Autobesitzer müssen ein paar formale Kriterien erfüllen. „Sauberes, viertüriges Auto, Führungszeugnis, maximal drei Punkte in Flensburg“, zählt Froh auf. Überprüft wird das auf den Fahrercastings von Wundercar. Service und Sicherheit sind dort auch Thema.

Fahrer, die eine Tour anbieten, stellen sich „aktiv“, potenzielle Mitfahrer klicken auf „Fahrtanfrage“. Anders als Mitfahrzentralen reißen die Autobesitzer nicht eine ohnehin geplante Route ab, sondern kutschieren ihren Mitfahrer genau dorthin, wo er hinwill, das Ganze beschränkt aufs Stadtgebiet. „Inklusive Wilhelmsburg“, sagt Froh. „Damit bedienen wir ein größeres Gebiet, als es mit Carsharing zu erreichen ist.“

Im Anschluss zahlt der Mitfahrer dem Chauffeur über die App ein Trinkgeld, einen bestimmten Prozentsatz behält Wundercar als Provision. „Zur Höhe des Trinkgelds geben wir zwar eine Empfehlung“, sagt Froh. „Aber der Gast ist völlig frei in dem, was er bezahlt.“ Die meisten geben sogar mehr, als geraten wird, ist Frohs Erfahrung nach den rund 100 Fahrten der ersten zwei Wochen. Zum Konzept gehört, dass sich die Beteiligten gegenseitig bewerten. „Fahrer, die zu wenig Sterne bekommen, nehmen wir wieder aus dem System.“

Die Ähnlichkeit zu Airbnb kommt nicht von ungefähr. Der Gründer und viele seiner Mitarbeiter – 30 sind es, fast alle mit Firmenbeteiligung – haben vorher für das Unternehmen aus dem Silicon Valley gearbeitet. Betriebswirt Froh hatte noch als Student eine Übernachtungsbörse für die Bundesgartenschau in Koblenz gegründet; er und sein Team wurden damals von Airbnb fürs Deutschlandgeschäft angeworben.

Frohs Tipp für andere Gründer: „Fragen!“ So sei es zum Beispiel nicht schwierig gewesen, für Wundercar Investoren zu finden. „Gerade viele Privatleute in Hamburg und Berlin sind daran interessiert, in Start-ups zu investieren“, sagt er. „Aber sie werden nicht gefragt.“ Außerdem empfiehlt Froh, sich darauf zu konzentrieren, was die Kunden wollen, und nicht darauf, was man selbst am besten findet. „Wenn schon die ersten Kunden ein Produkt nicht mögen, dann wird es auch durch die beste Marketingstrategie nicht beliebter werden.“ Dementsprechend fahren er und seine Mitstreiter besonders jetzt am Anfang gern mal auf Wundercar-Touren mit – und fragen, was gefällt und was noch verbessert werden kann.

Parallel sind Gunnar Froh passende Werbemaßnahmen wichtig. Zur Langen Nacht der Museen an diesem Sonnabend bietet Wundercar zum Beispiel über seine App Zehn-Euro-Gutscheine für Fahrten zwischen den Ausstellungen an. Sobald Hamburg und Berlin gut laufen, sollen dann auch weitere Städte mit Wundercars ausgerüstet werden.

www.wundercar.org