Ein Kommentar von Maren Lehky

Hört man Führungskräfte zum Thema Lob und Anerkennung, kommt häufig, „Na ja, das ist doch selbstverständlich … ich muss doch nicht alles loben, dafür gibt’s doch Gehalt.“ Ich sehe das anders. Schauen Sie sich um: Zwei Kollegen bekommen das gleiche Gehalt, ihre Leistung und ihr Engagement sind jedoch unterschiedlich. Der eine macht für sein Gehalt „Dienst nach Vorschrift“, der andere hängt sich rein, kümmert sich nebenbei um IT-Fragen der Kollegen, bereitet auch mal einen Konferenzraum vor, obwohl es nicht zu seinen Aufgaben gehört. Die einen nehmen jede Grippewelle mit, haben bei Projekten präventiv „Rücken“, während andere Zusatzaufgaben übernehmen, weil sie sehen, dass das Thema wichtig ist. Das ist die Fraktion derer, die nicht jammert, nicht um Anerkennung bittet.

Selbstverständlich ist nichts mehr, viele zeigen indirekt, was sie von ihrem Arbeitgeber halten, indem sie die Arbeit erledigen, aber nicht mehr. Diese Thematik endet nicht am Werktor: An der Supermarktkasse wird so oder so kassiert, mit Lächeln und Blickkontakt oder mürrisch die Äpfel auf die Ablage knallend, dass sie nur noch für Apfelmus taugen. Man kann als Reinigungskraft im Hotel einen ordentlichen Job machen oder alles liebevoll arrangiert zurücklassen. Es geht nicht um Heldentaten, sondern um Zwischentöne im Miteinander.

Denn auch das ist eine interessante Beobachtung: Spricht man Führungskräfte darauf an, dann schildern sie, dass sie durchaus den Unterschied gesehen haben, sich das Danke auch dachten. Nur kam es irgendwie nicht über die Lippen. Wenn wir alle nur das änderten, wäre die Welt oder zumindest unser Alltag gleich ein ganzes Stück sonniger und menschlicher – in Zeiten, in denen gefühlte zwei Drittel nur noch mit gesenktem Kopf aufs Smartphone schauen und Mitmenschen kaum sehen. Schauen Sie hin, und sprechen Sie es aus. Sie werden sehen, wie oft das Nichtselbstverständliche um Sie herum ist.

Maren Lehky ist Unternehmensberaterin und Autorin. Im Internet unter www.lehky-consulting.de