Inhalt: +++++

Die Welt gehört den extrovertierten Menschen, die nicht gehemmt sind und nie um einen Spruch verlegen. Schüchterne eignen sich nicht für die Führungsrolle, lautet ein verbreitetes Vorurteil. Allerdings belehren uns die Kanzlerin und auch der amtierende US-Präsident eines Besseren. Beide gelten als introvertierte Persönlichkeiten. Die Autorin dieses Buches nennt sie Intros. Was sowohl Merkel als auch Obama beherrschen, stellt Sylvia Löhken unter das Motto „das Eigene nutzen, das Fremde tun“. Oder anders gesagt: Introvertierte Menschen können durchaus auch im Revier der Extros sehr erfolgreich sein.

Auf den ersten 170 Seiten beschreibt Löhken sehr anschaulich und detailreich die Persönlichkeitstypen, ihre Stärken, Schwächen und Eigenheiten und räumt dabei nebenbei mit einer ganzen Reihe von Vorurteilen auf. Natürlich kommen dabei auch die typischen Konfliktsituationen zur Sprache. Teil zwei erläutert dann ganz praxisnah die Themen Führen, Verkaufen und Statuskommunikation unter dem Gesichtspunkt der Diversität. Der Leser lernt, wie befruchtend die Verschiedenheit von Charakteren und Mentalitäten sein kann, wenn man den richtigen Weg findet. Ganz pragmatisch zeigt Sylvia Löhken zum Beispiel Wege auf, wie ein extrovertierter Chef am besten mit introvertierten Mitarbeitern zurechtkommt.

Präsentation: +++++

Das Buch ist nach allen Regeln der Kunst gut strukturiert und eingängig geschrieben. Besonders die vielen praktischen Beispiele helfen dem psychologischen Laien, das Thema gut zu durchdringen. Checklisten und Tests ermuntern zur Selbsterforschung.

Praxiswert: ++++

Wir neigen dazu, andere in Schubladen einzusortieren. Dennoch sollte jedem klar sein, dass man Menschen mit ihrer Vielschichtigkeit nicht gerecht wird, wenn man sie mit einem Etikett versieht. Ein Modell wie das hier vorgestellte kann helfen, einander besser zu verstehen. Kommt auch noch guter Wille hinzu, dann stimmt am Ende das Zwischenmenschliche. Um nicht mehr und nicht weniger geht es in diesem Buch.

„Intros und Extros“ von Sylvia Löhken. Gabal Verlag, 288 Seiten, 24,90 Euro