Gründerköpfe: Zwei Hamburger haben in nur einem Jahr 821 Hersteller von ihrer Idee überzeugt

Dass sie mit Sensorfox in eine bislang unentdeckte Nische vorgestoßen sind, hat Gründer Emilio Bustamante selbst total überrascht. „Ich hätte nicht gedacht, dass es ein solches Angebot wirklich weltweit noch nicht gibt.“ Gründungskollege Christian Müller und er – beide Mitte 30 – haben lange recherchiert, sagt Bustamante. Etwas Vergleichbares fanden sie nicht.

Sensorfox ist eine Suchmaschine für Sensortechnik. In den Handel selbst sind Bustamante und Müller nicht eingestiegen: Sie vermitteln die Messfühler für verschiedenste Einsatzmöglichkeiten und bringen Hersteller von Sensoren für Temperatur, Feuchtigkeit, Druck oder Beschleunigung mit Kunden zusammen. „Ein klassisches B2B-Geschäft“, sagt Bustamante. Die Sozialen Medien sind darum als Werbekanal für Sensorfox eher uninteressant. „Unsere Kunden, oft Familienbetriebe, sind nicht bei Facebook“, sagt er. Mitunter seien sie noch nicht einmal begeistert vom Internet im Allgemeinen.

Da müssen die Sensorfox-Macher erst einmal Überzeugungsarbeit leisten – und dafür gehen sie in Vorleistung: Kommt die Anfrage eines potenziellen Käufers, suchen sie den passenden Lieferanten und bringen die beiden kostenlos zusammen – in der Hoffnung, dass der Hersteller sich anschließend kostenpflichtig in ihre Datenbank eintragen lässt. Was offenbar auch gut funktioniert.

821 Hersteller aus der ganzen Welt konnten Bustamante und Müller innerhalb von nur einem Jahr schon von ihrem Service überzeugen. Sie bieten zurzeit Produkte in 41 verschiedenen Kategorien und in bis zu neun Sprachen, unter anderem Chinesisch, an. So verhilft Sensorfox zum Beispiel auch dem kleinen deutschsprachigen Familienunternehmen zu ausländischen Kunden. Der Service der Gründer reicht vom einfachen Einstellen von Fotos und Kontaktdaten bis hin zum Allround-Angebot inklusive der Übersetzung in verschiedene Sprachen. „Qualität ist uns dabei sehr wichtig“, sagt Bustamante. Übersetzungen lassen sie darum von einer erfahrenen Agentur in Hamburg machen. „Die Fachbegriffe sind zu spezifisch, als dass normale Fremdsprachenkenntnisse dafür ausreichen würden.“

Emilio Bustamante, 34, hat in seinem Geburtsland Chile Marketing studiert. Seit drei Jahren lebt er in Deutschland. Auf die Idee zu Sensorfox kam er durch seinen vorherigen Job bei einem Unternehmen, das Instrumente zur Feuchtigkeitsmessung verkauft. „Die Nachfrage war groß, dennoch gab es keine einzige Webseite, die alle Hersteller auflistete.“ Schnell konnte er Wirtschaftsinformatiker und Programmierer Christian Müller überzeugen, einzusteigen. Die beiden waren schon vor der Gründung befreundet. „Wir haben etwa sechs Monate lang gebastelt und dann begonnen, die Hersteller zu kontaktieren“, sagt Bustamante.

Finanziert haben die beiden Gründer ihre Firma komplett aus eigener Tasche, alle Arbeiten bis zur kompletten Programmierung haben sie selbst gemacht. Inzwischen unterstützt sie ein Praktikant im Vertrieb, ein weiterer wird fürs Sekretariat gesucht. „Wir haben richtig viel zu tun“, sagt Emilio Bustamante. Einen Investor wollen die beiden trotzdem noch nicht an Bord holen. „Im Moment ist es uns wichtig, alle Entscheidungen selbst zu treffen. Und finanziell kommen wir klar.“

Ihr nächstes großes Vorhaben ist, ein eigenes Büro zu finden. Aktuell sitzt Sensorfox noch im Betahaus, einem Co-Working-Space in der Schanze. „Ab Juni wollen wir im eigenen Office sein“, plant Emilio Bustamante. „Außerdem wollen wir noch mehr Hersteller von Sensorfox überzeugen und Übersetzungen in noch mehr Sprachen anbieten.“

www.sensorfox.com