Ein Kommentar von Maren Lehky

Lauscht man Gesprächen in Cafés oder auf der Straße, dann drehen sie sich oft um den Chef. Fast nie wird geschwärmt, fast immer geschimpft. Auch viele meiner Coachingklienten ringen mit ihren Vorgesetzten. Interessant dabei: Das Ringen findet auf jeder Hierarchiestufe statt. Selbst Vorstände ringen mit sich wegen ihrer Vorgesetzten im Aufsichtsrat. Die häufigsten Vorwürfe: inkompetent, cholerisch, schmückt sich mit fremden Federn, entscheidungsscheu, hält sich nicht an Abmachungen und so weiter.

Was kann man eigentlich tun, um seinen Chef zu managen? Ganze Bücher wurden darüber geschrieben. Eines steht fest: Ändern können Sie ihn nicht. Versuchen Sie es gar nicht, es geht schief. Fühlen Chefs einen Hauch von Illoyalität, dann schauen sie genauer hin, werden noch misstrauischer, und die Trennung ist nur noch eine Frage der Zeit. Illoyalität wiegt interessanterweise schwerer als Inkompetenz. Ebenso wenig hilfreich sind Beziehungsgespräche, in denen man dem Chef offen Feedback gibt. Sie starten oft eine Kette gegenseitigen Beobachtens und enden selten glimpflich. Was ist stattdessen hilfreich? Bei sich selbst zu beginnen, wie so oft.

Zunächst einmal gilt es anzuerkennen, dass der Chef mit einer anderen Brille auf Umstände schaut als Sie. Er hat einen weiteren Horizont zu überblicken, andere Infos als Sie und eine eigene politische Agenda. Das gilt es zu respektieren. Er entscheidet, er trägt die Verantwortung für das Ergebnis. Auch wenn’s schiefgeht.

Zweiter Schritt: Behandeln Sie Ihren Chef wie Ihren wichtigsten A-Kunden. Er möchte die Präsentation noch mal in anderen Farben? Gerne! Er braucht die siebte Version eines Excel-Sheets? Kein Problem. Er wird Sie als den Lieferanten dieser schicken Idee nicht nennen, wenn er das Projekt im Leadership-Team präsentiert? Auch okay. Es gilt die schlichte Wahrheit: Geht’s dem Chef gut, geht’s auch Ihnen gut. Fühlt er sich wohl in der Zusammenarbeit, dann kommen Sie gut miteinander klar. Ich höre Sie schon mit den Zähnen knirschen. Probieren Sie es mal aus, es wird die Lage und Sie selbst entspannen.

Maren Lehky ist Unternehmensberaterin und Autorin. Im Internet unter www.lehky-consulting.de