Ein duales Studium ist immer eine Herausforderung, denn die Zweigleisigkeit mit Hochschule und Betrieb liegt nicht jedem. Wer sich zudem noch eigenständig auf einen IHK-Abschluss vorbereitet, steigert sich quasi auf „3 in 1“

Tim Decker ist 25 Jahre alt und hat bereits einen Bachelor in Business Administration in der Tasche. Außerdem hat er eine abgeschlossene Berufsausbildung zum Bankkaufmann mit anschließendem zweijährigen Traineeprogramm bei der Haspa durchlaufen und ist seit Oktober 2013 Ansprechpartner für Finanzierungsbedarf im Start-up-Center der Haspa. Ein absoluter Überflieger? Nein. Tim Decker hat sich einfach nur für ein duales Studium an der Hamburg School of Business Administration (HSBA) entschieden: Eine Kombination aus Hochschule und betriebsinterner Ausbildung, die er mit einer kaufmännischen Abschlussprüfung vor der Handelskammer Hamburg gekrönt hat.

Wobei „einfach“ natürlich nicht stehen bleiben kann. „Ich ziehe vor jedem den Hut, der diese drei Jahre durchläuft“, sagt Haspa-Ausbildungsleiter Matthias Saecker. Denn schließlich entfalle beim dualen Studium die Berufsschule, sodass die Studierenden sich das prüfungsrelevante Fachwissen eines Bankkaufmanns eigenständig erarbeiten müssen. Dadurch wird das Studium quasi zu einer „3 in 1“-Herausforderung.

Dabei ist ein duales Studium generell schon eine Herausforderung, und daher strebt nicht jeder einen IHK-Abschluss an. Haspa-Studierende schon. „Wir haben von Anfang an, also seit Gründung der HSBA 2004, unsere dual Studierenden zur Externenprüfung begleitet“, sagt Saecker. „Und bis auf eine Ausnahme hat es immer geklappt. Dabei starten bei uns jedes Jahr sieben dual Studierende.“ Somit wusste auch Tim Decker von Anfang an, was ihn erwartete: ein betont leistungsorientiertes Studium. „Mit 25 bereits eine derart verantwortungsvolle Position zu erreichen, wäre mir auf einem anderen Weg sicher nicht gelungen“, erläutert er seine Motivation. Dafür war der junge Mann bereit, Abstriche in seiner Freizeit in Kauf zu nehmen.

Zum Beispiel an Wochenenden, wenn die Vorbereitungskurse für die externen IHK-Prüfungen stattfinden. „Wir bieten Kurse für angehende Schifffahrts-, Bank- und Außenhandelskaufleute an“, sagt Nathalie Siering, die die Kurse an der HSBA organisiert. Ein Kurs umfasst etwa zwölf bis 16 Sonnabende und wird von Berufsschullehrern geleitet. „Das ist schon ein erheblicher zusätzlicher Zeitaufwand“, sagt Siering. „Doch die professionelle Vermittlung berufsspezifischer Prüfungsinhalte, wie sie sonst in der Berufsschule auf dem Stundenplan stehen, ist extrem sinnvoll.“

Tim Decker jedenfalls hat seine Sonnabende gern für den Stoff investiert. „Ich fand es sehr hilfreich, ein Thema praxisnah aufbereitet zu bekommen, statt es mir allein anhand der Bücher zu erarbeiten.“ Zumal beim privaten Bücherstudium stets Ablenkungen drohen. „Zu Hause an Hausarbeiten oder der Bachelorarbeit zu schreiben, fand ich nicht immer einfach. Da kam mir schnell in den Sinn, wie dringend ich doch mal wieder die Wohnung aufräumen müsste“, sagt er. Seine Lösung: Er verlegte das Studieren in die Staatsbibliothek. „Umgeben von Büchern und Menschen, die auch fleißig arbeiteten, fiel mir die Konzentration leichter.“

Wenn er doch mal bedauerte, im Freundeskreis nicht ganz so lange mitfeiern zu können, weil er zum Beispiel am nächsten Morgen um acht Uhr wieder fit sein musste, „hab ich mir einfach vor Augen geführt, warum ich mich für diesen Weg entschieden habe. Ich wollte eine Ausbildung, die mir in nur drei Jahren eine breite Wissensbasis, Berufserfahrung und ein sicheres Einkommen bietet.“

Sein Berufsweg dürfte ihn im Herbst erneut an die HSBA führen. Decker hat sich für den Masterstudiengang Global Management & Governance beworben – berufsbegleitend und mit Unterstützung der Haspa. „Wir werden ihn bei den Kosten und mit zeitlichen Freistellungen unterstützen“, sagt Saecker. Mit Deckers bisherigem Werdegang ist er sehr zufrieden. „Er hat die Idee hinter dem Bologna-Prozess verinnerlicht: Nach dem Bachelor zunächst weitere Berufserfahrungen zu sammeln, um dann aufgrund eines gewachsenen Erfahrungsschatzes die fundierte Entscheidung für den Master zu treffen, wenn diese dazu dient, weitere anspruchsvolle Ziele zu erreichen.“