Gestressten Führungskräften serviert Berater Ulrich Bauhofer Ingwer-Wasser statt Kaffee – und verändert ihr Leben

Stressexperte Ulrich Bauerhofer will Managern zu mehr Ausgeglichenheit und neuer Energie verhelfen. Wie macht er das?

Herr Dr. Bauhofer, Sie locken Führungskräfte mit „zehn Erfolgsgeheimnissen für ihre Führungsstärke“ in Ihr Seminar – und reden dann über Ernährung, Bewegung, über Entgiften und Schlafen, warum?

Führungskräfte sind darauf getrimmt, auf positive Bilanzen zu achten. Doch wie achtsam gehen gerade sie mit ihrer persönlichen Energiebilanz um? Mit Energie nämlich verhält es sich nicht anders als mit Finanzen: Wenn wir kontinuierlich mehr ausgeben, als wir einnehmen, endet das in absehbarer Zeit in der Insolvenz. Auf einen energetischen Konkurs zuzusteuern bedeutet, sich zunehmend müde, erschöpft, lustlos, leer, ohne Motivation und Begeisterung zu fühlen – einfach an nichts mehr Freude zu empfinden. Viele Führungskräfte unterschätzen total, wie stark ihre energetische Verfassung die Performance ihrer Mitarbeiter beeinflusst. Denn ganz instinktiv prüfen Mitarbeiter am Morgen die Befindlichkeit ihrer Chefs und stellen ihr Verhalten darauf ab. Inspiriert, energetisiert und mitgerissen können sie jedoch nur von einer Führungspersönlichkeit werden, die selbst brennt.

Wie reagieren Manager, wenn Sie sie mit diesen Thesen konfrontieren, Ingwer-Wasser servieren und ihren Ayurveda-Typ bestimmen?

Bauhofer:

Teilweise überrascht, aber interessiert. Sie sind ja daran gewöhnt, mit Kaffee versorgt zu werden. Doch zu viel Kaffee macht den Organismus sehr sauer. Heißes Ingwerwasser hingegen regt Verdauung und Stoffwechsel an, entsäuert und entgiftet. Ingwer wirkt außerdem antioxidativ, also gegen freie Radikale, antibakteriell und entzündungshemmend. Und was die Typologie eines Menschen betrifft: Die Erfassung des ayurvedischen Konstitutionstypen ermöglicht ein individuell maßgeschneidertes Energiemanagement. Es geht ja nicht darum, Manager mit Ayurveda vertraut zu machen, sondern lang erprobte ayurvedische Konzepte zu nutzen.

Einer Ihrer wichtigsten Ratschläge ist: Schlafen Sie mehr. Wie soll das gehen?

Bauhofer:

Meine Empfehlung ist, sich so viel Schlaf zu gönnen, wie man braucht. Das ist individuell sehr unterschiedlich. Fest steht jedoch: Die meisten Menschen schlafen, gemessen an ihrem persönlichen Bedarf, zu wenig. In den vergangenen Jahren hat sich die durchschnittliche Schlafdauer in Deutschland auf sieben Stunden verkürzt – und das bei stetig wachsender psychischer Belastung. Schlaf ist aber der wichtigste regenerative Prozess, über den der Körper verfügt. Wenn Sie pro Nacht nur eine Stunde zu wenig schlafen, summiert sich dieses Defizit auf fast volle zwei Wochen im Jahr. Unvermeidliches Resultat: geringeres Leistungsvermögen, weniger Belastbarkeit, Gereiztheit, Unlust, kaum mehr Freude. Darum gibt es eine einfache Antwort auf die Frage: Gehen Sie so früh ins Bett, dass Sie ausreichend schlafen können. Es lohnt sich, Ihre gesamte Lebensqualität profitiert davon.

Sie raten auch, auf das Frühstück zu verzichten. Aber wir haben doch in der Schule gelernt: Frühstücke wie ein Kaiser…

Bauhofer:

Auch das lässt sich nicht verallgemeinern. Wer Hunger hat, soll essen. Das Sprichwort, auf das Sie sich beziehen, stammt aus einem Jahrhundert, in dem 90 Prozent der Bevölkerung in der Landwirtschaft gearbeitet haben. Zu dieser Zeit haben sich die Menschen nicht sofort nach dem Aufstehen an eine reich gedeckte Tafel gesetzt. Sie haben erst im Stall und auf dem Feld geschuftet, ihren Stoffwechsel dadurch in Schwung gebracht und erst nach einigen Stunden gefrühstückt. Abends haben sie kaum etwas gegessen, auch um besser zu schlafen. Heute nehmen viele Menschen abends ihre Hauptmahlzeit zu sich, Manager bei ihren Geschäftsessen oft viel zu spät und zu schwer, frühstücken dann gleich wieder am Morgen, obwohl die vorige Mahlzeit noch gar nicht richtig verdaut ist. Dadurch wird die Nahrung nicht zum Energiespender, sondern zu einem Energieräuber.

Die wichtigste Frage zuletzt: Wie erkennt man denn, dass der Akku leer ist?

Bauhofer:

Müdigkeit, Schlaf- und Lustlosigkeit, Konzentrations- und Gedächtnisschwäche, Angstzustände, depressive Verstimmung – das sind Signale chronischer Erschöpfung. Aber auch körperliche Störungen wie Spannungskopfschmerzen, Rückenprobleme, Reizmagen oder Bluthochdruck können auf übermäßige Belastung hinweisen. Die Zahl der Fehlzeiten von Arbeitnehmern mit psychischen Erkrankungen ist seit 1994 um 88 Prozent gestiegen. Diese alarmierende Entwicklung weist auf die dringende Notwendigkeit eines wirksamen Energiemanagements hin. Unsere wichtigsten Energiespender sind ausreichend Licht, frische Luft, Ruhe und Schlaf, ausgewogene Ernährung, genügend Flüssigkeit, regelmäßige Entgiftung, Bewegung, eine erfüllte Partnerschaft, Erfolg, Lachen und Sinn.