Die Helm AG bietet ihren Beschäftigten einen eigenen Betriebskindergarten. Die Hochbahn unterstützt mit Notfallplätzen in ganz Hamburg

Seit gut einem Jahr hat Daniel Blank morgens seine Tochter dabei, wenn er ins Unternehmen kommt, ebenso abends, wenn er nach Feierabend ins Auto steigt. Die vierjährige Lina ist bei seinem Arbeitgeber Helm im Betriebskindergarten untergebracht – und der befindet sich gerade mal zwei Stockwerke entfernt von seinem Büro. „Das Angebot ist toll und erleichtert vieles“, sagt Blank, der bei dem Hamburger Chemiehändler die Abteilung Phosphate leitet.

Unterstützung bei der Kinderbetreuung bringt Punkte bei den Mitarbeitern und potenziellen Bewerbern – das hat sich auch in anderen Firmen herumgesprochen. „Das Thema liegt klar im Trend“, sagt Nicole Fabig-Grychtol, Partnerin beim Beratungsunternehmen Baumgartner & Partner Management Consultants. Schließlich sei dies ein hervorragendes Instrument, um Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden und Frauen den Weg zur Beschäftigung in Vollzeit zu ebnen.

Steht ein spätes Meeting an, bleibt auch die Helm-Kita noch geöffnet

In der Helm-Kita startet der Tag um 7.45 Uhr und geht bis 18 Uhr, eine Stunde länger als der offizielle Betriebsschluss. „Und wenn später doch noch ein Meeting für die Abteilungsleiter stattfindet, können die Kinder auch bis 19 Uhr bleiben“, sagt Blank. Nicht einmal extra anmelden muss er das, denn die Kita-Leiterin kennt die Termine im Unternehmen und verlängert die Betreuungszeit automatisch.

„Man muss nie zur Sekunde den Stift aus der Hand fallen lassen, um schnell das Kind abzuholen“, sagt Daniel Blank. Das nehme viel Druck aus dem Balanceakt Job und Familie. Und das Wichtigste: „Meine Tochter fühlt sich hier wohl.“ Fast täglich machen die bis zu 25 Kinder mit ihren Erzieherinnen in zwei Kleinbussen Ausflüge – in einen Park, an die Elbe oder zu einem Spielplatz. Wöchentlich stehen musikalische Früherziehung und Toben in der eigenen Turnhalle auf dem Plan. 2013 erhielt die Kita das Zertifikat Bewegungskindergarten von der Hamburger Sportjugend.

„Bei der betrieblichen Kinderbetreuung existiert inzwischen eine große Bandbreite an Möglichkeiten“, sagt Anke Wörmcke-Prüßmann, die bei der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration zu diesem Thema berät. Den Aufwand eines eigenen Firmenkindergartens betrieben seit der Einführung des Hamburger Kita-Gutscheinsystems jedoch immer weniger Unternehmen: Die Zahl sank von 20 im Jahr 2004 auf aktuell gerade einmal zwei. Schließlich erfordert diese Variante nicht nur das nötige Know-how, sondern wird auch großteils vom Betrieb selbst finanziert. Bei Helm zum Beispiel fallen für die Mitarbeiter nur minimale Kosten an. Sie liegen weit unter der Zuzahlung für einen Kindergartenplatz, wie sie momentan noch im Gutscheinsystem in Hamburg anfällt.

„Firmen setzen inzwischen eher auf die Gründung einer ins Gutscheinsystem integrierten Kita, die auch Kindern aus dem Stadtteil offensteht “, sagt Wörmcke-Prüßmann. Betreiber kann auch ein externer Träger sein, und das Unternehmen stellt nur die Räume zur Verfügung. Andere organisieren sich gleich im Verbund, wie etwa in der Kita City Nord, die durch das Engagement von sieben ansässigen Firmen entstand, darunter Edeka, Allianz und Tchibo. Ebenfalls möglich: die Buchung von Belegplätzen in einer Einrichtung in der Nähe. 850Mitarbeiterkinder werden so über unterschiedliche Möglichkeiten in 30 Einrichtungen im Rahmen des Kita-Gutscheinsystems betreut.

Bei der Hamburger Hochbahn zählt vor allem Flexibilität. „Wir sind sehr dezentral organisiert und die Arbeitszeiten mit Wechselschichten sehr unterschiedlich“, sagt Carolin Mandler, Sozialberaterin des Unternehmens. Eine einheitliche Lösung könne nicht allen gerecht werden.

Die Hochbahn kooperiert darum mit 28 Kitas, die Notfallplätze in allen Stadtteilen anbieten, wenn die Regelbetreuung ausfällt, zum Beispiel wenn der eigene Kindergarten wegen Ferien geschlossen bleibt. Und wenn der Nachwuchs krank zu Hause bleiben muss, schickt der Notmütterdienst auf Wunsch eine geschulte Kraft – die Kosten übernimmt die Hochbahn. Daneben bietet der Verkehrsbetrieb in Kooperation mit verschiedenen Dienstleistern in den Ferien etwa Fußballcamps oder Wildnisabenteuer an.

Die Unterstützung der Mitarbeiter steigert die Attraktivität als Arbeitgeber

Das nächste Projekt ist in Planung: Hausaufgabenhilfe für Schüler. „Wir sehen die Herausforderung speziell darin, Sondersituationen abzudecken“, sagt Mandler. Mit der Unterstützung ließe sich zudem die Attraktivität als Arbeitgeber steigern. „Gerade für jüngere Bewerber sind solche Themen nicht selten ausschlaggebend“, sagt sie.

Auch bei Helm engagiert man sich nicht nur in Sachen Betriebskindergarten. So kommen Schulkinder nachmittags ins Unternehmen und werden dort bei den Hausaufgaben unterstützt. Muss ein Kind zum Logopäden oder zur Ergotherapie, begleiten es die Erzieher dorthin. Zudem organisiert der Chemiehändler einmal im Jahr eine einwöchige Ferienreise für die Mitarbeiterkinder. Daniel Blank ist vollauf zufrieden mit dem Angebot – und weiß schon heute, dass sein sechs Monate alter Sohn später auch einmal den Kindergarten zwei Etagen unter seinem Büro besuchen wird.

Über Modelle betrieblicher Kinderbetreuung informiert die Behörde für Arbeit, Soziales und Familie: www.hamburg.de/familie-beruf/3225008/

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