Auf Altenpfleger wartet ein sicherer Job. Sie können sich ihren Arbeitsplatz aussuchen. Vor einer Entscheidung für die Ausbildung ist jedoch ein Praktikum sinnvoll

Eine Ausbildung in der Altenpflege ist eine sichere Sache. Denn im Zuge der demografischen Entwicklung werden die Menschen nicht nur immer älter, sondern infolge von Schlaganfällen, Herzerkrankungen oder Demenz oftmals auch pflegebedürftig. „Der Bedarf an qualifizierten Pflegefachkräften wächst ständig. Nach der Ausbildung können sich die jungen Leute quasi einen Arbeitsplatz aussuchen, denn Fachkräfte sind derzeit Mangelware“, sagt Nadine Schönenberg, Pflegeleiterin im Martha-Haus in Rahlstedt, das zum Diakonischen Werk Hamburg gehört. In der Einrichtung mit 136 Bewohnern werden pro Jahr zwischen vier und sechs Pflegefachkräfte ausgebildet. Eine von ihnen ist Ann-Christin Petin, die mittlerweile in ihrem zweiten Ausbildungsjahr ist.

„Ich habe mir immer einen Beruf gewünscht, der mit Medizin zu tun hat. Außerdem wollte ich gern Menschen helfen. Da lag es nahe, in die Altenpflege zu gehen“, sagt die 19-Jährige. Zu ihren Aufgaben gehört es, die 26 Bewohner ihrer Station, die zwischen 60 und 101 Jahre alt sind, zu waschen, sie zum Duschen und zur Toilette zu begleiten. Außerdem muss Ann-Christin regelmäßig den Blutdruck oder -zuckerwert messen, Verbände wechseln, Betten machen und das Essen sowie Medikamente verteilen. Auch die Akten gilt es zu aktualisieren. „Jeder Patient hat eine eigene Akte, in der wir Auffälligkeiten und Anwendungen notieren. Außerdem enthält die Akte Ess- und Trinkprotokolle und Medikationspläne“, erklärt Ann-Christin. Einen großen Raum nehmen in ihrem Tagesablauf Gespräche mit den Bewohnern ein. Viele von ihnen seien allein, bräuchten viel Aufmerksamkeit, Zuwendung und jemanden, der ihnen zuhört, sie mal in den Arm nimmt oder ihre Hand streichelt, sagt Ann-Christin. „Aus diesem Grund sollte man in meinem Beruf mit Herz und Empathie dabei sein und auch den Körperkontakt nicht scheuen“, rät die junge Rahlstedterin.

Wichtig sei außerdem, dass man mit dem Sterben und dem Tod umgehen könne. „Wenn ein Mensch von uns geht, ist das jedes Mal wieder anders. Für viele Bewohner ist der Tod allerdings eine Erlösung, und ich bin dann immer sehr froh darüber, wenn ich den alten Menschen die letzte Zeit vor ihrem Tod noch so schön wie möglich machen konnte und sie nicht das Gefühl hatten, allein gelassen zu sein.“

Nadine Schönenberg empfiehlt jungen Menschen, die sich für eine Ausbildung in der Altenpflege interessieren, vorab ein Praktikum zu machen. „Viele Kandidaten unterschätzen, dass der Beruf körperlich anstrengend und psychisch belastend sein kann. Außerdem sind sich viele Bewerber nicht darüber im Klaren, dass man nachts und auch am Wochenende arbeiten muss.“ Bewerber seien im Idealfall mindestens 17 oder 18 Jahre alt. „Bei uns gilt: je älter, desto besser“, sagt die Pflegedienstleiterin.

Pflegefachkräfte in der Altenpflege arbeiten nicht nur in Alten- und Pflegeheimen, sondern auch in Einrichtungen der Tages-, Nacht- oder Kurzzeitpflege und bei ambulanten Diensten. Gern gesehen sind sie auch in geriatrischen Stationen in Krankenhäusern, in Einrichtungen der Behindertenhilfe oder der Rehabilitation. Entsprechend vielseitig ist auch die duale Ausbildung: Ann-Christin beispielsweise hat alle sechs bis acht Wochen für jeweils zwei bis fünf Wochen Blockunterricht im Rauhen Haus. Dort lernt sie in den psychologischen und medizinischen Fächern beispielsweise, wie man die verschiedenen Krankheitssymptome korrekt deutet, wie man alte Menschen richtig behandelt und ihre Leiden lindert. Ann-Christin gefällt die Kombination aus Theorie und Praxis, vor allem, wenn sie das Erlernte gleich praktisch anwenden kann.

Für ihren Einsatz bekommt Ann-Christin von den Bewohnern und meistens auch von ihren Angehörigen „unglaublich viel zurück“. Ein ehrlich gemeintes, aufrichtiges Dankeschön mache sie glücklich. Ganz zu schweigen von den vielen Lebenserfahrungen, die viele der Bewohner mit ihr teilen. „Man erfährt viel über das Leben im letzten Jahrhundert und speziell über den Krieg sowie die damit verbundenen Entbehrungen. Dadurch bekommt man in vielen Bereichen eine ganz andere Sicht auf die Dinge“, sagt Ann-Christin, die für ihr Alter tatsächlich sehr gereift wirkt. Sie hat noch eineinhalb Jahre an Ausbildungszeit vor sich.

Danach soll mit dem Pauken allerdings noch längst nicht Schluss sein. So würde sie nach heutigem Stand der Dinge gern verschiedene Weiterbildungen machen. Wundexpertin möchte sie werden, sich besser mit Demenz oder der Palliativpflege auskennen. Auch eine Ausbildung zur Notfallsanitäterin kann sie sich derzeit gut vorstellen. Einziges Manko: Als Notfallsanitäterin würden alte Menschen, die jetzt in ihrem Leben eine Hauptrolle spielen, gewiss nur eine Nebenrolle bekommen. Und das wäre schade, denn als alter Mensch ist man bei Ann-Christin in den besten Händen.