Auf Werkzeugmechaniker warten außer Metallbearbeitung faszinierende Aufgaben. Immer mehr Frauen wählen diesen anspruchsvollen Beruf

Schraubenschlüssel, Zange und Hammer kennt jeder, doch wenn es darum geht, Achsen und Lenksäulen für Autos zu bauen, kommen Hightech-Werkzeuge zum Einsatz, die es nicht im Baumarkt gibt. Ein spannendes Arbeitsfeld für Profis, dachte sich auch Laura Freiwald und startete eine Ausbildung zur Werkzeugmechanikerin im Mercedes-Benz Werk Hamburg.

„Schon in der neunten Klasse habe ich ein technisches Praktikum gemacht“, sagt die 17-Jährige, „technische Berufe haben bei uns in der Familie Tradition. Nach meinem Realschulabschluss habe ich mich dann bei Mercedes-Benz beworben.“

Der Beruf des Werkzeugmechanikers ist breit angelegt und berührt viele Bereiche. Die typischen Fertigkeiten umfassen fast den gesamten Bereich der Metallbearbeitung, wie Feilen, Schleifen, Fräsen, Drehen, Schweißen oder Bohren. Die Grundlagen werden den Azubis in den ersten zwölf Monaten in der Ausbildungswerkstatt vermittelt. „Die angehenden Werkzeugmacher bauen während dieser Zeit eine sogenannte Kniehebelpresse. An dem etwa 40 Zentimeter großen Gerät, dessen Hebel einem menschlichen Knie ähneln, kann man alle grundlegenden Arbeitsweisen kennenlernen“, sagt Ausbildungsmeister Bernd Lohmeyer.

Bei allen Arbeiten ist Präzision gefragt. „Das kommt mir entgegen“, sagt Laura Freiwald, „ich wollte schon früher immer alles exakt und perfekt machen.“ Das ist auch eine gute Voraussetzung für den späteren Berufsalltag, denn Werkzeugmechaniker müssen Werkzeuge mit einer Präzision von Hundertsteln von Millimetern fertigen können. Dabei helfen den Experten allerdings hochpräzise Werkzeugmaschinen. Die Handarbeit beschränkt sich auf kleine Anpassungs- und Einpassungsarbeiten. Vor allem CNC-Fräsen und Drehmaschinen, die die Werkzeugmechaniker auch selber programmieren müssen, kommen zum Einsatz. Nach dem ersten Teil der Abschlussprüfung, den die Auszubildenden nach 18 Monaten absolvieren, folgt der Schritt aus der Werkstatt in den Werkzeugbau. „Die Auszubildenden begleiten jeweils einen Fachausbilder, der sie an die tägliche Praxis heranführt“, sagt Bernd Lohmeyer. „Dabei übernehmen die jungen Leute mehr und mehr Verantwortung und lernen den komplexen Einsatzbereich der Stanz- und Umformtechnik kennen.“ Um zum Beispiel die Bleche eines Abgaskrümmers – einem Bauteil der Abgasanlage von Verbrennungsmotoren – zu schneiden und zu formen, seien aufwendige Werkzeuge nötig, die elektrohydraulisch angetrieben werden. „Werkzeugmechaniker müssen sich auch auf diesen Gebieten gut auskennen“, sagt Lohmeyer.

Sich mit den tonnenschweren Apparaturen in der industriellen Fertigung zu beschäftigen, ist faszinierend. Laura Freiwald hat keine Berührungsängste. „Ich habe mich vorher gut informiert und weiß, was auf mich später zukommt.“ Vor allem viel Abwechslung. Sicher ist: Körperlich anstrengend wird die Arbeit nicht. „Um große Bauteile zu bewegen, haben wir entsprechende Hilfsmittel wie Kräne“, sagt Lohmeyer, „außerdem arbeiten die Werkzeugmechaniker in Teams zusammen und können sich so gegenseitig unterstützen.“ Damit sei der Beruf auch gut für Frauen geeignet. „Das spricht sich langsam herum. Wir bekommen immer mehr Anfragen und Bewerbungen von Mädchen. Über alle technischen Ausbildungsjahrgänge in Hamburg hinweg liegt der Frauenanteil mittlerweile schon bei über 17 Prozent.“

Am Ende der dreieinhalbjährigen Ausbildung ist die Chance auf eine Übernahme bei Mercedes-Benz groß. „Wir bilden für den Eigenbedarf aus“, sagt Ausbildungsmeister Lohmeyer. „Natürlich gibt es auch diverse Möglichkeiten, sich im Unternehmen weiterzuqualifizieren, zum Beispiel zum Techniker, Ingenieur oder Meister.“

Ferner gibt es spezielle Programme, wie die FacharbeiterInnen Talentschmiede FacTS, ein Förderprogramm für Leistungsträger in der technischen Berufsausbildung. Sie hat das Ziel, eine Fach- oder Führungskarriere zu fördern. Oder das Programm die Duale Hochschule. Dieses verbindet ein wissenschaftliches Studium mit regelmäßigen Praxiseinsätzen bei Daimler. Für Laura Freiwald ist das noch Zukunftsmusik: „Ich möchte erst einmal meine Ausbildung so gut wie möglich abschließen und daraus viel mitnehmen.“