Kaufleute im Groß- und Außenhandel lernen Lager, Verkauf sowie Produkt- und Qualitätsmanagement kennen. Auch Einkauf und Buchhaltung gehören zur Ausbildung

Malou Tamse hatte ein sehr gutes Fachabitur und bereits ein Freiwilliges Soziales Jahr in einem Wohnheim für chronisch psychisch Kranke absolviert. Und dennoch musste sie sich lange in Geduld üben, bis sie endlich die heiß ersehnte Zusage für einen Ausbildungsplatz im Groß- und Außenhandel, Fachrichtung Großhandel, erhielt. Gelandet ist sie zu ihrer großen Freude schließlich bei REYHER, einem europaweit führenden Großhandelsunternehmen für Verbindungselemente und Befestigungstechnik mit mehr als 550 Mitarbeitern in Hamburg.

„Als die Zusage ins Haus flatterte, habe ich erst einmal mit meiner Familie darauf angestoßen“, erinnert sich die sympathische 23-Jährige aus Wilhelmsburg. Mitte Januar hat sie ihre Ausbildung, die sie wegen ihrer guten schulischen Leistungen um ein halbes Jahr verkürzen durfte, beendet. „Die Zeit ist wie im Flug vergangen“, sagt Malou. Zu ihrem großen Glück wurde sie übernommen und ist jetzt im Vertrieb Automotive tätig. „Besser hätte es nicht für mich laufen können“, freut sie sich. REYHER ist generell daran interessiert, engagierte Auszubildende nach Beendigung der Ausbildung in ein Arbeitsverhältnis zu übernehmen. Davon profitieren beide Seiten.

Der Groß- und Außenhandel ist am Umsatz gemessen der zweitstärkste Wirtschaftszweig in Deutschland. Es gibt fast nichts, womit nicht gehandelt wird. Die Bandbreite reicht von Obst und Gemüse, Kleidung und Möbel über Maschinen, Elektroartikel, Bauteile und Schrauben bis hin zu Servicedienstleistungen. Aufgabe von Groß- und Außenhandelskaufleuten ist es, die unterschiedlichen Güter oder Dienstleistungen bei Herstellern oder Lieferanten einzukaufen und diese an den Handel, die Industrie oder das Handwerk weiterzuverkaufen. Dafür stehen ihnen eine effiziente Logistik sowie modernste Kommunikations- und Informationstechnologien zur Verfügung. „Teilweise werden die Geschäfte am Telefon getätigt, meistens jedoch per E-Mail“, sagt Malou.

Wer im Groß- und Außenhandel durchstarten will, kann die gefragte duale Ausbildung entweder in einem Groß- und Außenhandelsunternehmen oder in Handelsabteilungen von Produktionsbetrieben machen. Zur Auswahl stehen zwei Fachrichtungen: Außenhandel und Großhandel. Im Großhandel dreht sich alles um den Kauf und Verkauf großer Mengen und Margen, im Außenhandel steht das internationale Geschäft im Vordergrund. Die Auszubildenden erfahren zum Beispiel, wie Außenhandelsgeschäfte oder Auslandsmärkte gestrickt sind oder wie der internationale Zahlungsverkehr funktioniert. Bewerber dieser Fachrichtung haben meistens Pluspunkte, wenn sie neben Englisch noch eine zweite Fremdsprache beherrschen.

Im Allgemeinen sind die Übergänge im Groß- und Außenhandel jedoch fließend. Daher sind viele Ausbildungsinhalte identisch. Den Auszubildenden wird während ihrer Lehrzeit beigebracht, logistische Geschäftsprozesse in Wareneingang, Lager und Warenausgang zu planen, zu steuern und zu kontrollieren. Auch Inventuren, die Überwachung von Lagerbeständen und Qualitätsstandards gehören zu ihren Aufgaben. „Das breite Spektrum macht den Beruf unglaublich interessant, vielseitig und abwechslungsreich. Langeweile kommt da nicht auf“, sagt Malou.

Im ersten Jahr ihrer Ausbildung bei REYHER stand zunächst ein zweieinhalbwöchiges internes Einstiegsseminar auf dem Programm. Anschließend war Malou für einen Zeitraum von jeweils drei bis acht Wochen im Verkauf, im Lager, sowie im Produkt- und Qualitätsmanagement eingesetzt. „Die Erfahrungen, die ich im ersten Jahr gesammelt habe, waren sehr wertvoll. Zudem habe ich mich schon in den ersten Monaten mit unseren Produkten regelrecht angefreundet“, sagt Malou. In ihrem zweiten Ausbildungsjahr war sie unter anderem in der Buchhaltung, der Rechnungsabteilung und im Einkauf. Danach ist sie in den Vertrieb gewechselt. Abgerundet wird die Ausbildung bei REYHER wie in vielen anderen Unternehmen durch regelmäßige interne Weiterbildungen in fachlichen und übergreifenden Themenbereichen.

Zu Malous Kunden im Vertrieb gehören Unternehmen aus der Automobilbranche. Malou nimmt ihre Aufträge inklusive dem Wunsch-Liefertermin zunächst an und prüft dann, ob die gewünschten Teile im Lager vorrätig sind oder bestellt werden müssen. Danach gibt sie die Auftragsdaten in ein Computersystem ein und stellt sicher, dass die Kunden die bestellte Ware zum vereinbarten Termin in Empfang nehmen können. „Man muss in unserer Branche sehr genau arbeiten und sich sehr konzentrieren, damit keine Fehler passieren“, sagt Malou.

Sabine Meyer-Ankucovic, Mitarbeiterin in der Ausbildungsabteilung, nennt weitere Voraussetzungen, die gern gesehen sind. „Ich schaue mir die Noten in Deutsch, Englisch und Mathe sehr genau an. Aber auch Fächer wie Geschichte, bei denen es hauptsächlich darum geht, Wissen zu verinnerlichen, sind nicht unwichtig.“ Tabu sind für sie unentschuldigte Fehlzeiten im Zeugnis, Anschreiben mit Rechtschreibfehlern sowie Serienbriefe. „Die Kandidaten sollen sich mit ihren Bewerbungen Mühe geben und uns zeigen, dass sie genau arbeiten und selbstständig handeln können“, sagt Meyer-Ankucovic.

Gehandelt wurde übrigens schon immer, und das wird sicherlich auch zukünftig so bleiben. Da kein Wirtschaftsbereich ganz ohne Kaufleute auskommt, wird es in diesem Berufsfeld weiterhin einen großen Bedarf an Fachkräften geben.