Kann man mit Textilien kommunizieren? Man kann – zumindest mit denen, die Svenja Keune entworfen hat. Die Textildesignerin gestaltet Objekte aus Stoff und präsentiert sie zum Beispiel auf Messen.

Kann man mit Textilien kommunizieren? Man kann – zumindest mit denen, die Svenja Keune entworfen hat. Die Textildesignerin gestaltet Objekte aus Stoff, die, hingehängt oder hingestellt, mit eingebauten Sensoren darauf warten, dass ihnen jemand zu nahe kommt. Um dann zu reagieren: mit Bewegung, Geräuschen, Gerüchen. Was ein Objekt macht, hängt davon ab, wie der ihm innewohnende kleine Computer programmiert ist. So hat Svenja Keune einem Objekt auch schon einmal ein Tool des Fraunhofer Instituts angeschlossen, das die Mimik des Betrachters deuten und dementsprechend reagieren konnte.

„Es ist faszinierend, die Interaktion, die entsteht, zu beobachten“, sagt die 27-Jährige. Sie passiere nicht nur zwischen dem Objekt und seinem ersten Betrachter, die „Unterhaltung“ ziehe immer auch weitere Passanten in ihren Bann, sagt Keune.

Für ihre kommunikativen Oberflächen hat sie schon Design-Preise bekommen und zahlreiche viel beachtete Ausstellungen im In- und Ausland bestritten: Jetzt will die Hamburgerin ihre interaktiven Textilien vermarkten. Sie ist gerade dabei, ihre Firma zu gründen: „Svenja Keune – Communicative Surfaces“. Ihre Objekte entwirft und gestaltet sie zurzeit noch in einem Arbeitsraum in ihrer Privatwohnung. Geplant sei irgendwann der Umzug in ein Künstlerkollektiv. „In einem Atelier mit anderen zusammen bekommt man ganz anderen Input“, sagt sie.

Wofür Kunden die interagierenden Textilien gebrauchen können? Da fallen der Gründerin unzählige Einsatzmöglichkeiten ein: als Hingucker und Gesprächsstoff für Messeauftritte, in Schaufenstern oder Eingangsbereichen, als farblich passendes Detail für Werbefilme, als Möglichkeit, an öffentlichen Orten – zum Beispiel Wartezimmern jeder Art – die Stimmung aufzulockern. Wie die kommunikativen Oberflächen aussehen sollen, bestimmen die Kunden. Wer es nicht ganz so individuell braucht, kann auch ein Objekt mieten und mit einer neuen Programmierung ausstatten lassen.

In ihren Objekten stecken Microcontroller, die auch von Nicht-Programmierern bedient werden können, erzählt Svenja Keune. Für komplizierte Arbeiten kooperiert sie mit Informatikern und Elektroingenieuren, die das Innenleben der Objekte nach ihren Ideen gestalten. „Ich habe früh angefangen, mich mit Technik zu beschäftigen und mit Studenten anderer Fachrichtungen zusammenzuarbeiten“, sagt die Textildesignerin, die ihre Bachelor- und Master-Abschlüsse an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg gemacht hat. Dort wird sie heute vom hochschuleigenen GründungsService unterstützt.

Mit dem Gedanken, sich selbstständig zu machen, hat Svenja Keune schon lange gespielt. „Aber es ist ziemlich schwierig“, findet sie. Allein ihre Prototypen herzustellen, gehe ins Geld. Und das verdient sie momentan noch hauptsächlich mit ihrem Halbtagsjob in einer Kunstgalerie. „Darum steht für dieses Jahr auf jeden Fall verstärkt die Akquise von Kunden an“, sagt Keune.

Mit zwei Interessenten ist sie aktuell im Gespräch. „Eventuell werden Aufträge daraus“, hofft die Gründerin. „Auf der einen Seite bin ich total überzeugt von meiner Idee und bekomme sehr gutes Feedback“, sagt sie. „Ich merke, das Thema ist aktuell.“ Auf der anderen Seite sei es nicht leicht, tatsächlich zahlende Kunden zu gewinnen. Aber Svenja Keune glaubt an ihre Objekte – und an ihren Durchbruch.

www.svenja-keune.de