Gründerköpfe: Kerstin Esser hat „Die Inselpension“ an besonderen Orten in Wilhelmsburg eröffnet

Kerstin Esser ist gern als Touristin unterwegs. Als neugierige Touristin: Sehenswürdigkeiten „abfrühstücken“ findet sie langweilig. „Ich möchte etwas erleben, was nicht in jedem Reiseführer steht“, sagt die Hamburgerin, die 2013 – unterstützt von ihrem Mann Jost Vitt – in Wilhelmsburg Die Inselpension eröffnet hat. Genau das, was sie selbst im Urlaub sucht, will sie Übernachtungsgästen auf der Elbinsel bieten.

Dank der Internationalen Bauaustellung (IBA) in Wilhelmsburg war 2013 für Esser gleich ein starkes Jahr. Fachpublikum und Studiengruppen nutzten die Pension, um einen echten Eindruck vom Veranstaltungsort der IBA zu gewinnen. Darüber hinaus seien ihre Gäste ganz unterschiedlich: Paare, Familien, Gruppen. „Hier kann man sowohl Ruhe finden als auch mit zehn Mädels Halligalli machen“, sagt die Gründerin.

Denn die Inselpension ist nicht ein Haus an immer derselben Stelle, sondern besteht aus mehreren Unterkünften. Zurzeit gibt es zum Beispiel eine ausrangierte Hafenfähre, ein Baumhaus, ein ehemaliges Ladenlokal, eine Etage eines ungenutzten Verwaltungsgebäudes. „Temporäre Konzepte“ seien das. „Gerade in Wilhelmsburg gibt es viele interessante Orte – die leer stehen“, sagt Esser. Solche Objekte mieten Esser und Vitt für die Zwischennutzung, meist für zwei bis drei Jahre, und statten sie komfortabel aus. Beispielsweise mit designten Betten: „Die Gäste werden gut schlafen, egal wie verrückt die Unterkunft ist“, sagt die Gründerin.

Die Inselpension will immer wieder etwas Neues bieten. In diesem Frühjahr soll Die Kran-Koje nahe der Harburger Schlossinsel in Betrieb gehen. Wie der Name sagt: eine Koje oben im Kran. „Wir sind immer auf der Suche nach solchen speziellen Orten.“ Bei manchen sei es allerdings schwierig, Nutzungsänderungen für die Objekte zügig durchzusetzen. „Die Entscheider könnten lösungsorientierter sein“, sagt die 37-Jährige. „Für uns ist jeder Monat wichtig, sonst ist die Saison irgendwann vorbei.“

Bis Esser und Vitt die Inselpension gründeten, hatten sie viel über Tourismuskonzepte nachgedacht. Schon während ihres Raumplaner-Studiums im Ruhrgebiet haben sie ihre Version eines „Hotels am Wasser“ entwickelt. Als sie 2009 nach Hamburg zogen, „haben wir Butter bei die Fische getan und begonnen, uns mit dem Thema Gründung zu beschäftigen“, sagt Esser.

Den Markt, wie also andere Gründer alternative Hotels aufziehen, haben die beiden nicht analysiert. „Ganz bewusst, wir wollten uns an niemandem orientieren, sondern eigene Vorstellungen umsetzen.“ Auch im Preis: Herausgekommen seien Übernachtungskosten „ein bisschen über low budget“.

Parallel zu den Gründungsvorbereitungen bildete sich Esser zur Tourismusfachwirtin weiter. Für die Zukunft hat sie viele Pläne: Eine neue Rezeption, bislang ein VW-Bus, soll ein zentraler Treffpunkt für die Gäste werden. Snacks und Getränke soll es dort geben, teils hergestellt von Mitarbeitern sozialer Einrichtungen in Wilhelmsburg. Eine mobile Sauna soll die Pensionen abfahren, „Elbinselyoga“ angeboten werden, Wochenenden mit Radtouren sollen bald zu buchen sein. Kerstin Esser ist für jede Art von Kooperation offen. So entstand auch das Projekt mit der Beruflichen Medienschule in Wandsbek, die ein Kommunikationskonzept für die Pension erarbeitet. Dann läuft die nächste Saison vielleicht noch besser als die erste. Und auch Jost Vitt kann seine Teilzeitstelle aufgeben und voll für die Inselpension da sein.

www.die-inselpension.de