Ob Start-up oder Konzern: Alle suchen Experten für E-Commerce. Fachkenntnis und Kommunikationsstärke sind gefragt

Janik Lipke ist ein „Onliner“: Der 22-Jährige nutzt die sozialen Medien, er bloggt und beobachtet die Entwicklungen im Internet. „Die Suche nach einem Studiengang, der meine Interessen vereint, war schwierig“, sagt er. Lipke wollte nicht nur über Technik Bescheid wissen, sondern auch wirtschaftliche Zusammenhänge verstehen. Schließlich entschied er sich für den Studiengang E-Commerce an der Fachhochschule (FH) Wedel. Dort lernt er nun etwa, wie er Shopsysteme im Internet aufbaut oder Besucherströme analysiert.

Fachkräfte im E-Commerce sind gefragt. „Der Internethandel boomt“, sagt Stephan Pfisterer, Arbeitsmarktexperte des IT-Branchenverbands Bitkom. Zum Beispiel machte der Modehandel im Jahr 2012 von seinem Umsatz 23 Prozent online, wie das Marktforschungsinstituts GfK herausgefunden hat. 2008 waren es erst 13 Prozent.

Gesucht werden für den E-Commerce sowohl Programmierer, die Datenbanken und Shopsysteme entwickeln, als auch Spezialisten für IT-Sicherheit, Shopmanager und Marketing-Experten. Arbeitgeber sind außer großen Unternehmen wie Amazon, Zalando und Otto auch Start-ups. Zunehmend wollten verschiedendste Betriebe den Onlinemarkt für sich erschließen, sagt Holger Schneider, der Leiter des E-Commerce-Studiengangs an der FH Wedel. „Immer wieder fragen Unternehmen konkret nach, wann die Studenten fertig werden und der Praxis zur Verfügung stehen“, erzählt er.

Nicole Heinrich, die bei Otto das Personalmarketing leitet, berichtet von derzeit mehr als drei Dutzend offenen Stellen im E-Commerce. „Wir haben hier permanent Bedarf“, sagt sie. Die Anforderungen an Fachkräfte sind allerdings hoch. „Wer sich für E-Commerce interessiert, muss sich mit Informatik auseinandersetzen“, sagt Bitkom-Experte Pfisterer. Er müsse zwar nicht zwingend programmieren können, grundsätzliches Verständnis für Software, Datenbanken und Bezahlsysteme sollte aber vorhanden sein.

Wichtig ist aber nicht nur Fachkenntnis: „Viele Fachkräfte im E-Commerce sind an Schnittstellen zwischen Entwicklungsabteilung und anderen Fachabteilungen wie dem Marketing eingesetzt“, sagt Studiengangleiter Schneider. Da brauche es vor allem Kommunikationsstärke, um zwischen den Abteilungen vermitteln zu können.

Wer im Onlinehandel Karriere machen will, hat idealerweise studiert. Außer Fächern, die explizit E-Commerce im Titel haben, sind laut Pfisterer auch Medien- oder Wirtschaftsinformatik empfehlenswert.

Doch nicht für jede Aufgabe ist ein Studienabschluss nötig. Noch gibt es zwar keine duale Ausbildung zum Kaufmann für Internethandel, aber IT-System- oder Informatikkaufleute sowie Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung haben laut Pfisterer gute Chancen, in dem Bereich Fuß zu fassen.

Je nach Qualifikation und Position variieren die Gehälter. „Ein Einsteiger im E-Commerce, der sich als Junior Consultant um ein Shopsystem kümmert, ist mit etwa 40.000 Euro im Jahr dabei“, sagt Pfisterer. Wer als IT-Manager hochkomplexe Systeme verantwortet oder die strategische Ausrichtung festlegt, könne auch jenseits der 100.000 Euro verdienen.

Janik Lipke weiß, dass er auf dem Arbeitsmarkt gute Aussichteh hat. Referenten an der FH hätten ihm und seinen Kommilitonen erklärt: „Werden Sie schnell fertig, der Markt braucht Sie!“ Trotzdem würde Lipke später lieber sein eigener Chef sein und ein Internet-Start-up gründen. Vorher geht es aber erst einmal zum Masterstudium ins Ausland. „Andere Länder sind bei Innovationen und Trends im E-Commerce schon weiter. Da möchte ich noch Erfahrungen sammeln.“