Experten raten, bei der Suche nach einer neuen Stelle Referenzen zu nutzen. Wer kommt als Fürsprecher infrage?

In den Bewerbungsunterlagen Referenzen aufzulisten, ist hierzulande noch nicht sehr populär. Doch immer mehr Karriereberater empfehlen Jobsuchenden, zwei bis drei solcher Ansprechpartner in ihrer Bewerbung zu nennen. „Damit kann man in Deutschland noch richtig aus der Masse herausstechen“, sagt die Hamburger Karrieretrainerin Sonja Theilmeier.

Referenzen gewinnen in dem Maß an Bedeutung, in dem das Arbeitszeugnis an Aussagekraft verliert. Aufgrund der vielen Standardformulierungen und drohender Klagen unzufriedener Ex-Mitarbeiter klingen im Prinzip alle gut oder sehr gut – und können darum auch nicht mehr wirklich miteinander verglichen werden. Allerdings sollte das niemanden zu dem Schluss verleiten, ein Arbeitszeugnis sei überflüssig: „Wer keines vorweisen kann, macht sich verdächtig“, sagt Jürgen Hesse, Karriereexperte vom Büro für Berufsstrategie in Berlin. Ein potenzieller Arbeitgeber könnte dann vermuten, der Bewerber habe etwas zu verbergen.

Infrage kommen Referenzen eigentlich für jeden, unabhängig von Branche und Funktion. Bei Sachbearbeitern oder Produktionshelfern werde der Empfänger der Bewerbung sie wahrscheinlich nicht nutzen, geht es dagegen um einen Führungsjob, wahrscheinlich schon. Sonja Theilmeier empfiehlt Referenzen besonders für Selbstständige, Projektmanager, Zeitarbeiter oder Bewerber, die länger im Ausland waren oder ihr Berufsfeld wechseln wollen. „Immer, wenn Erklärungsbedarf da ist“, sagt sie.

Als Referenzgeber eignen sich vor allem direkte Vorgesetzte, Personalchefs oder Geschäftsführer aus den vergangenen drei bis fünf Jahren. Für Berufseinsteiger könnte auch ein Lehrer Referenzgeber sein, für Hochschulabsolventen ein Dozent, sagt Christine von Borcke-Wloka, Inhaberin der Hamburger Beratung „Die Personal-Werkbank“. Wichtig ist, dass sie tatsächlich etwas Relevantes über den Bewerber zu sagen haben, zum Beispiel wie ideenreich er in einem bestimmten Projekt mitgearbeitet oder wie engagiert er sich als studentische Hilfskraft hervorgetan hat. Wer nur Mitläufer war, dem nützt auch die höchstdekorierte Koryphäe der Uni nicht als Referenzgeber.

Gleiches gilt natürlich auch im beruflichen Bereich. Zwar könne man sagen, je höher die Position im Unternehmen, desto wertvoller die Referenz, erklärt Sonja Theilmeier. „Aber nur, wenn ich mit dieser Person auch wirklich zusammengearbeitet habe.“ Den Geschäftsführer zu nennen, nur weil er den beeindruckenden Titel hat, hilft also nicht.

Bewerbungsberaterin von Borcke-Wloka hält sogar normale Kollegen für gute Referenzgeber. „Es geht ja darum, dass das Unternehmen, bei dem man sich bewirbt, einen Eindruck bekommt, was der Kandidat für ein Mensch ist“, sagt sie. Dazu könne auch der ehemalige Schreibtischnachbar etwas sagen. Aber egal, ob Chef oder Kollege: „Die Referenzgeber müssen unbedingt vorher gefragt werden.“ Die meisten stellen sich aber gern dafür zur Verfügung, so die Erfahrung der Karriereberaterin.

Die Referenzen in die Bewerbung einzubauen, geht auf verschiedene Art: zum einen als Liste mit Name, Position und Kontaktdaten am Ende des Lebenslaufs, zum anderen als eine eigene Seite – überschrieben mit „Referenzen“. Einen Hinweis darauf könne man schon am Ende des Anschreibens anbringen, sagt Sonja Theilmeier. Zum Beispiel so: „Zu meiner fachlichen Qualifikation können Sie xy befragen, meine persönliche Eignung für die Position bestätigt Ihnen gern yz (s. Referenzen).“

Möglich ist auch, auf Referenzen in der Bewerbung erst einmal zu verzichten – sie dafür dann aber im Vorstellungsgespräch zu präsentieren. So können Bewerber ihrem Gesprächspartner zum Beispiel im Anschluss an die Schilderung ihres Werdegangs eine Liste mit Referenzgebern überreichen. Teilweise werde im Bewerbungsgespräch aber auch danach gefragt, wer eine Empfehlung aussprechen würde, sagt von Borcke-Wloka. „Darauf sollte man vorbereitet sein.“

Und was genau will dann der potenzielle neue Chef vom alten wissen? Laut Jürgen Hesse könnte er folgende drei Fragen stellen. „Kann der Vorgesetzte den Mitarbeiter empfehlen? Wo liegen dessen Stärken? Was kann er nicht so gut?“

Für Sonja Theilmeier liegen Referenzen im Trend. Die USA machten es vor, „und wir gehen immer dem angloamerikanischen Markt hinterher“, sagt sie. „Aus den USA haben wir zum Beispiel auch schon den umgekehrt chronologischen Lebenslauf übernommen.“ Ob man sich mit der für Deutschland noch ungewöhnlichen Referenz hervortun will, sollte aber gut abgewogen werden. Theilmeier: „Hierzulande ist sie Geschmackssache. Bei konservativen Großunternehmen zum Beispiel sollte man als Bewerber vielleicht nicht zu ungewöhnlich sein.“