Gründerköpfe: Mit der Plattform soundpitch fördern zwei Hamburger musikalische Newcomer

Wie gut sie bei potenziellen Fans ankommen, können noch unbekannte Bands und Musiker bei Soundpitch prüfen. Die beiden Hamburger Tim Schüning und Stephan Schirmer, der eine Betriebswirt und Musikproduzent, der andere Informatiker und Programmierer, haben die Facebook-Plattform für Newcomer im März 2013 gegründet. Dabei sein kann, wer noch keinen Plattenvertrag und keine Chartplatzierung hat. „Man muss nicht gerade erst angefangen haben“, sagt Schirmer. Nur der Erfolg dürfe sich noch nicht eingestellt haben.

Um irgendwann den Durchbruch zu schaffen, brauchen die Stars von morgen Fans „und eine Plattform, um aufzufallen“, sagt Schirmer. Zwar hätte heute jeder Musiker seine Seiten auf Facebook und YouTube. „Aber die unbekannten Künstler gehen dort neben den etablierten Stars unter“, findet er.

Darum also die Facebook-App, auf der Nutzer Videos angucken, Infos über die Musiker finden und ansonsten alles tun, was User bei Facebook sonst auch tun: bewerten und teilen. Daraus, wie aus weiteren Parametern – zum Beispiel wie oft ein Titel aufgerufen und wie lang er angehört wurde – errechnet die Soundpitch-Software, wer unter den Newcomern wie gut bei den Besuchern ankommt. So entsteht für jedes Genre eine Bestenliste. „Die Masse bestimmt, wer ein Star wird“, sagt Schirmer. Sobald mehr als 100 Bands dabei sind – zurzeit haben sich gut 70 Künstler registriert –, sollen online Talent-Shows und Music-Contests stattfinden.

Auf der Beurteilung der Erfolgschancen basiert das Geschäftsmodell der beiden Mittdreißiger: Plattenfirmen können Bands und Interpreten bei Soundpitch ins Rennen schicken, die sie noch nicht unter Vertrag, aber in der engeren Auswahl haben. Oder sie recherchieren dort neue interessante Musiker, über deren Abschneiden beim Publikum sie sich Reports erstellen lassen. So sollen Labels die Möglichkeit haben, die Erfolgschancen ihrer Veröffentlichungen abzusichern. „Rund 95 Prozent der Newcomer, die eine Plattenfirma rausbringt, floppen“, erklärt Schirmer. Nur fünf Prozent funktionierten am Markt und müssten die Fehlinvestitionen mittragen.

An Besuchern sind zurzeit monatlich einige Tausend dabei und tun ihre Meinung kund. Die Zahl der Nutzer zu erhöhen sei eines der wichtigsten Projekte für die nächste Zeit, sagt der Gründer. Innerhalb Facebooks funktioniere das schon ganz gut. Aber auch darüber hinaus will er das Marketing vorantreiben. Darum ist die Suche nach einem Investor sein zweites dringendes Projekt.

Die Idee zu Soundpitch hatte Tim Schüning. Als Musikproduzent habe ihm genau so ein Angebot gefehlt, erzählt Schirmer von den Anfängen. Er selbst wiederum hatte schon mehrere Start-ups auf den Weg gebracht und war auf der Suche nach einem neuen Projekt, als er auf Schüning stieß. Unterstützung fanden sie beim GründungsService der HAW Hamburg – einem Angebot, das allen Hamburgern, nicht nur Studenten offensteht. Dort könnten sie „perfekt ausgestattete Büroräume“ nutzen und vom Austausch mit anderen Gründern und vor allem mit dem GründungsService-Leiter Werner Krassau profitieren, erzählt Schirmer.

Marktrecherchen der Gründer haben ergeben, dass Soundpitch einzigartig ist. Nur in den USA gebe es ein ähnliches Modell, sagt Schirmer. „Aber die sind nicht ausschließlich auf Newcomer spezialisiert. Wir dagegen wollen nur absolute Neulinge miteinander vergleichen.“ Auch er selbst hat schon ein paar Bands entdeckt, die ihm persönlich besonders gut gefallen und deren Weg er weiter verfolgen will.

www.soundpit.ch