Gründerköpfe: Thorsten Lührig hat 25 Jahre im Marketing gearbeitet – jetzt trainiert er Ex-Kollegen

Oft sind es die kleinen Dinge, die ein Projekt oder einen Kundenkontakt scheitern lassen. Oder die Dinge, die man für klein hält... Zum Beispiel das Thema Kommunikation. Da hat doch wohl jeder ein natürliches Gefühl dafür, wie er sich als Dienstleister verhalten sollte. Oder? Thorsten Lührig, der 25Jahre Erfahrung im Markenmanagement hat, sagt: „Ich habe viele engagierte junge Menschen kennengelernt, die in Marketingagenturen einfach überfordert waren.“ Etwa darin, Kundenbedürfnisse zu „lesen“ , beim Umgang mit Konflikten oder dabei, ein Projekt unter Druck souverän umzusetzen.

Sein Fortbildungs-Unternehmen hat er darum auch „The Little Big Things“ genannt. Und weil diese kleinen großen Stolpersteine nicht nur dem Nachwuchs im Weg liegen, bietet Lührig mit dem „Superior Level“ und dem „Excellence Level“ auch Agentur-Mitarbeitern, die schon über einige Jahre Berufserfahrung verfügen, Weiterbildung an. Dann gehören zum Beispiel Risikomanagement oder Führungsqualität zu den Coaching-Themen.

Wie die Idee entstand? „Es gibt keine richtige Ausbildung zum Berater in Agenturen“, sagt Lührig. Man werde es durch Learning-by-Doing. Um dem abzuhelfen, hat der Marketingexperte ein Rundum-Programm entwickelt. „Die Grundidee ist das Zirkeltraining“, erklärt er. „So wie man es im Sport macht: Da trainiert man schließlich auch nicht nur die Beine.“ Um alle Bereiche abzudecken, hat der Gründer ein Team freier Trainer um sich versammelt. Ihre Expertise bezieht sich zum Beispiel auf Präsentation, Persönlichkeitsentwicklung, Kommunikation, Projektmanagement oder Business-Knigge.

Den Wunsch, sich selbstständig zu machen, trug der Hamburger schon lange mit sich herum. „Doch es fehlte die konkrete Idee.“ Bis hin zur Konditorei habe er viele Gründungen gedanklich durchgespielt – bis er auf das eigentlich naheliegende Thema „Weiterbildung für Agenturmitarbeiter“ kam, das er seit Mitte 2013 Firmen wie Privatleuten anbietet. Sein Alleinstellungsmerkmal: „Ich habe Erfahrung auf Agentur- wie auf Unternehmensseite und arbeite daher komplett praxisorientiert.“

Um sich auf den Start vorzubereiten engagierte Lührig einen Gründungsberater, der ihn beim Businessplan unterstützte. Mit einer Designerin entwickelte er Logo und Werbemittel. Finanziert wurde „The Little Big Things“ unter anderem mit einem Gründungskredit der KfW-Bank.

Lührig machte sich ganz klassisch an die Akquise: Broschüren verschicken und nachtelefonieren. Er ließ eine Homepage nach seinen Vorstellungen programmieren und konnte einige Artikel in Fachzeitschriften publizieren. „Selbstvermarktung muss man wirklich lernen. Als Angestellter braucht man das ja nicht in dieser Form“, sagt er.

Dass Werbe- und Kommunikationsagenturen unter einem hohen Kostendruck stehen, wusste Thorsten Lührig ohnehin schon. Doch er erlebte es auch direkt. Zäh sei der Start gewesen, erzählt er. Sein Kerngeschäft erweitert er darum um die Kunden von Agenturen. „Für viele Marketing- und Werbeabteilungen ist schon das richtige Agenturbriefing ein Problem“, sagt er.

Der 50-Jährige ist froh über seinen Richtungswechsel – auch wenn er keinen Tag mehr frei hat. Sein Erfolgsrezept? „Immer an sich glauben“, sagt Thorsten Lührig. Und sich von vornherein darüber im Klaren sein, dass eine immense Belastung auf den Gründer und seine Familie zukommt. „Man muss wissen, dass man auch mal nachts wach liegen und sich fragen wird, ob das alles richtig ist. Diese Zweifel sind aber völlig normal – sich das bewusst zu machen ist eigentlich das Wichtigste.“

www.thelittlebigthings.net