Um das richtige Fach und die passende Uni zu finden, greifen viele Schulabgänger zu Bestenlisten. Mehr als eine erste Orientierung bieten sie aber nicht

Die Entscheidung für ein Studienfach ist schon schwierig genug. Doch wenn sie gefallen ist, stellt sich für Schulabgänger gleich die nächste Frage: Welche Hochschule ist die richtige? Selbst wer in der Nähe seiner Eltern und Freunde bleiben will, hat meist mehrere Unis und Fachhochschulen zur Auswahl. Viele greifen in dieser Situation zu Hochschulrankings, um sich die Entscheidung zu erleichtern oder ihre spontane Wahl abzusichern. Auf den ersten Blick bieten sie eine klare Orientierung: Die eine Uni ist ist top, die andere dagegen ein Flop. Auf den zweiten Blick wird aber alles deutlich komplizierter.

Allein für Deutschland gibt es fast ein Dutzend Rankings. Viele große Zeitschriften bieten ein eigenes an, dazu kommen zahlreiche internationale Bestenlisten. Dabei achten die Macher auf ganz unterschiedliche Kriterien: Für die einen ist die Zahl der Nobelpreisforscher entscheidend, die eine Universität hervorgebracht hat. Die nächsten fragen nach der Sicht der Personaler auf eine Hochschule.

Ein sehr detailliertes Ranking für den deutschen Raum stellt das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) in Hannover zusammen. Zuletzt wurde es im Mai 2013 veröffentlicht. Es vergleicht rund 300 Hochschulen in mehr als 30 Fächern von Anglistik bis Zahnmedizin, wie Frank Ziegele, Geschäftsführer des CHE, erläutert. Dabei wird jedes Fach unter bis zu 30 Aspekten beleuchtet – das reicht von der durchschnittlichen Studiendauer bis hin zur Zahl der Erfindungen, die in einem Studiengang gemacht werden. Die Unis und Fachhochschulen bekommen für jedes Fach und für jeden Indikator einen Platz in einer Spitzen-, Mittel- und Schlussgruppe.

Doch das Ranking ist nicht unumstritten: Die Universitäten Hamburg, Köln und Leipzig sind inzwischen vollständig daraus ausgestiegen. Die Deutsche Gesellschaft für Soziologie hat alle Soziologie-Fakultäten aufgefordert, an dem Ranking nicht mehr teilzunehmen. Eine ähnliche Debatte läuft in der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft. Der Vorwurf lautet, das Hochschulranking habe methodische Schwächen.

Eine Bestenliste der ganz anderen Art macht die Zeitschrift „Wirtschaftswoche“. Während das CHE die Fächer miteinander vergleicht, lässt die „Wirtschaftswoche“ Personaler die Qualität der Hochschulen beurteilen. Dazu beantworteten rund 500 Personaler die Frage: „Welche Hochschulen und Universitäten bilden nach Ihrer Einschätzung die Studenten in den folgenden Fachrichtungen für Ihre Bedürfnisse am besten aus?“

Das scheint auf den ersten Blick überzeugend zu sein: Schließlich stellen Personaler die Studenten nach ihrem Abschluss ein. Die Einschätzung decke sich zum Teil mit der Auswahl von Bund und Ländern in der Exzellenz-Initiative. Viele der von den Personalern ausgewählten Unis würden auch darin gefördert, meint Kristin Schmidt, Bildungsredakteurin bei der „Wirtschaftswoche“. Doch auch hier gibt es Kritik: Viele zweifeln daran, ob Personaler wirklich die Qualität der Lehre beurteilen können – oder nicht eher nach persönlichen Vorlieben für bestimmte Hochschulen gehen.

Daneben können Studenten sich auch internationale Rankings anschauen. Dort werden die Hochschulen weltweit miteinander verglichen. Das Academic Ranking of World Universities, auch Shanghai Ranking genannt, zählt dazu. Ein anderes Beispiel ist das Higher Education Ranking der Zeitschrift „Times“. Hier orientieren sich die Macher vor allem an dem guten Ruf der Hochschulen in der Forschung – und zählen etwa die Zahl der Absolventen, die Nobelpreisträger geworden sind.

Das Leibniz-Institut beurteilt Fächer nach Gleichstellungsaspekten

Darüber hinaus gibt es in Deutschland zum Beispiel noch das Ranking des Kölner Kompetenzzentrums für Frauen in Wissenschaft und Forschung unter dem Dach des Leibniz-Instituts für Sozialwissenschaften. Es veröffentlicht regelmäßig ein Hochschulranking nach Gleichstellungsaspekten.

Doch egal, wie viele Rankings Hochschüler sich anschauen: Letztendlich sollte sich niemand nur anhand einer Platzierung in einer Bestenliste orientieren, warnt Torsten Bultmann. Er ist politischer Geschäftsführer vom Bund demokratischer Wissenschaftler. Rankings hätten zum Teil nur wenig Aussagekraft. Er rät deshalb jedem Studenten, sich vor der Entscheidung, die Hochschule vor Ort anzugucken. Dann könnten angehende Studenten mit denjenigen sprechen, die schon eingeschrieben sind – und sich selbst ein Bild machen.

Gut sei auch, zusätzlich die Modulhandbücher der Studienfächer zu wälzen, sagt Hochschulexperte Frank Ziegele vom CHE. Darin sei der Studienverlauf genau beschrieben. Das ist für Studenten in der Regel viel wichtiger als die Zahl der Nobelpreisträger, die eine Uni hervorbringt.