Gehaltserhöhung fordern, sich weiterbilden, Nein sagen lernen – so setzen Sie gute berufliche Vorsätze wirklich um.

Neues Jahr, neues Glück – nach diesem Motto steuern viele auf das Jahresende zu und schmieden Pläne. Das gilt nicht nur für private Vorhaben, sondern auch fürs Arbeitsleben. Das Tückische an guten Vorsätzen ist allerdings, dass sie selten den Januar überleben: Es hakt bei der Umsetzung. Wichtig ist es deshalb, bei der Zielsetzung realistisch zu bleiben – und bei den ersten Rückschlägen nicht gleich aufzugeben.

Das Personalberatungsunternehmen Manpower befragt jedes Jahr rund 1000 Arbeitnehmer in Deutschland, was sie sich für das nächste Jahr beruflich vornehmen. „Der Wunsch, mehr Geld zu verdienen, steht stets an erster Stelle“, sagt Bettina Loehr, Personalberaterin bei Manpower. Hinzu komme seit einigen Jahren immer stärker der Wunsch nach einem ausgewogenen Verhältnis von Arbeit und Freizeit.

Doch egal, wo der Schuh drückt: „Ich halte es für eine gute Idee, zwischen den Jahren innezuhalten, Bilanz zu ziehen und zu überlegen, wo man steht und wohin man möchte“, sagt Professor Gerhard Stemmler, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Psychologie. Um das herauszufinden, müssen Berufstätige sich Zeit nehmen – und Ideen, Wünsche und Gedanken schriftlich festhalten. „So werden meine Pläne sichtbar und ich kann sie immer wieder ergänzen“, sagt Karriereberaterin Barbara Schneider. Das alles am besten ohne Umsetzungsdruck: „Man sollte bei der Ideensammlung nicht gleich auf die Ressourcen gucken, sondern sich fragen: Was würde ich wirklich gern einmal machen?“ Einen „Zielpool“ entwickeln, nennt Schneider das.

Ziele, die man sich auf diese Weise erarbeitet hat, sollten so konkret wie möglich formuliert werden. Statt „Ich will einen neuen Job“ überlegen sich Berufstätige also besser, was sie konkret an ihrer Stelle stört, was sie ändern möchten, wie sich die guten Vorsätze auf ihr Leben auswirken – und auch, was sie bereit sind, dafür in Kauf zu nehmen. Mit solchen Fragen, die man sehr ehrlich beantworten muss, kreisen Beschäftigte die guten Vorsätze ein, erklärt Psychologe Stemmler.

„Will man mehr verdienen, sollte man sich im Klaren sein, wie hoch das Gehalt sein soll“, sagt Loehr. Können Beschäftigte das nicht durchsetzen, überlegen sie sich am besten Alternativen wie einen Zuschuss zu den Fahrtkosten oder zu den Kita-Beiträgen. Am Ende filtern Mitarbeiter aus diesen Überlegungen dann ein Ziel heraus. Griffig und kurz formuliert.

Als nächstes definieren Mitarbeiter Zwischenziele, erklärt Karrierecoach Susanne Neeb. Sie empfiehlt, im Kalender Termine einzutragen, bis zu denen Arbeitnehmer einen bestimmten Schritt getan haben wollen. Zum Beispiel: bis 15. Januar den Termin mit dem Chef zu vereinbaren, um übers Gehalt zu sprechen. Ein anderer meldet sich bis dahin endlich zum Spanischkurs an. Wieder andere sagen bis zu diesem Zeitpunkt das erste Mal Nein zum Kollegen, der ständig Projekte abschiebt.

Gemeinsam mit einem Freund zu festen Terminen Zwischenbilanz ziehen

„Mein großes Ziel kann ich für jeden Ersten im Quartal auf Wiedervorlage legen und im Kalenderprogramm des Computers aufploppen lassen“, sagt Neeb. „In dem Moment bilanziere ich, was ich bisher getan habe, um es zu erreichen.“ Auch können Beschäftigte mit einem Freund Termine vereinbaren, an denen sie gemeinsam bilanzieren, was sie bisher in die Wege geleitet haben. Soziale Kontrolle sorge für Disziplin.

Nun können Berufstätige viel planen, doch oft genug kommt ihnen die Realität in die Quere. Viele lassen sich durch Rückschläge entmutigen, hadern mit sich oder geben auf. „Misserfolge und Rückschläge sollte man von vornherein einkalkulieren“, rät Neeb. Wenn Berufstätige nicht so vorankommen, wie sie möchten, gilt es dranzubleiben, Alternativen oder Umwege zu suchen – das große Ziel aber nach wie vor im Blick. Oft hilft es auch, sich das Ziel auszumalen und sich vorzustellen, wie es sein wird, wenn es erreicht ist.

Um anzukommen, ist ein langer Atem gefragt. Notfalls nehmen Beschäftigte eben Schwung für einen neuen Anlauf und justieren die Zwischenziele immer wieder neu. Auch das Jahr 2015 braucht schließlich wieder Vorsätze.