Konsekutiv oder weiterbildend? An welcher Hochschule? Welche Vorüberlegungen Bachelorabsolventen anstellen sollten, erklären Experten

Allein in Hamburg gibt es 236 Studiengänge an rund 20 Hochschulen, die mit dem Master abschließen. Thematisch reicht die Bandbreite von „Afrikanische Sprachen im Kontext“ an der Uni bis zu „Zeitabhängige Medien/Sound – Vision – Games“ an der HAW. Bundesweit zählt der Hochschulkompass gut 7100 Masterprogramme, zwischen denen Bachelorabsolventen wählen können. Wie entscheidet man sich da?

Wer gleich im Anschluss an den Bachelor weiterstudieren will, sucht sich einen konsekutiven Master aus. „Konsekutiv“ heißt das Studium, wenn es auf den Inhalten des Bachelors aufbaut und das dort gewonnene Wissen vertieft oder erweitert. Wer dagegen nach seinem Physik-Bachelor einen Maschinenbau-Master anschließen will, wird ein paar Module aus dem Maschinenbau nachholen müssen, bevor er sich einschreiben kann. Welche Bedingungen sie an ihre Bewerber stellt, liegt aber immer im Ermessen der jeweiligen Hochschule.

Wer wiederum ein Jahr richtig gearbeitet hat, kann einen weiterbildenden Master machen, der inhaltlich auch vom Bachelorstudium abweichen darf. „In der Praxis ist es aber oft so, dass wer einen Bachelorabschluss in BWL oder Geschichte gemacht hat, dann auch einen Master in BWL oder Geschichte anschließt“, sagt Ronald Hoffmann, Leiter der Zentralen Studienberatung und Psychologischen Beratung an der Uni Hamburg. „Das ist dann praktisch wie der alte Diplomstudiengang.“

Das könne man machen, findet Ronald Hoffmann. „Aber man verschenkt Möglichkeiten, wenn man nicht einmal versucht, zwischendurch Berufserfahrung zu sammeln.“ Andererseits habe er aber auch Verständnis für die Entscheidung, sein Bachelor- und Masterstudium in einem Rutsch zu absolvieren. „Wer zwischendurch arbeitet, muss aus einer finanziell komfortableren Situationen an die Uni zurück – das birgt Komplikationen.“

Auch Sebastian Horndasch, Buchautor („Master nach Plan“) und Studienberater, sieht Vor- und Nachteile auf beiden Wegen. „Man ist direkt im Thema, wenn man nach dem Bachelor gleich den Master anfängt“, sagt er. „Andererseits kann ein Jahr Pause auch seinen Sinn haben – als Bachelorabsolvent ist man heute sehr jung, da ist ein Jahr eine gute Sache, um sich zu orientieren.“ Er rät zum Praktikum oder zu einem sogenannten Premaster-Programm, wie es von einigen Firmen angeboten wird. Es soll mit praktischer Erfahrung auf das folgende Masterstudium vorbereiten.

Während konsekutive Masterprogramme in der Regel Fachstudiengänge sind, geht es bei den weiterbildenden meistens ums Projektmanagement. „Wenn ich zum Beispiel Biologe werden will oder Investmentbanker, dann ist ein konsekutiver Master, mit dem ich mich spezialisieren kann, das Richtige“, sagt Horndasch. Wer eine eher organisatorische Aufgabe im Management anstrebt, der ist meist mit dem weiterbildenden Master besser bedient.

„Für welchen Weg man sich entscheidet, hängt vom angestrebten Berufsziel ab“, sagt Diplompsychologin Annette Niebers. Wem das noch gar nicht klar ist, „der sollte sich überlegen, ob es für ihn nicht sinnvoller ist, zunächst praktische Erfahrungen zu sammeln, um seine persönlichen Interessen herauszufinden“.

Studienberater Hoffmann rät in jedem Fall dazu, sich schon während des Bachelorstudiums Praxisfelder zu suchen. Zum einen nütze das, um Firmenkontakte zu knüpfen, zum anderen, um seine Fähigkeiten und Talente zu erkennen. „Um dann bei der Masterwahl den Studiengang auszuwählen, der den eigenen Interessen und der Lebensplanung am besten entspricht.“ Frühe Kontakte zu Firmen haben einen weiteren Vorteil: „Wenn das Praktikum gut klappt und einem die Aufgaben liegen, kann man dort fragen, welcher Master aus Sicht des Unternehmens empfehlenswert ist“, sagt Hoffmann. Eventuell ergeben sich sogar Modelle, in denen die Firma den Studenten im Masterstudium unterstützt. „Wer gut ist, den will das Unternehmen halten.“ Doch trotz möglicher Empfehlungen sollten sich Master-Interessenten selbst genau über die Angebote informieren. Hoffmann warnt davor, „in einen Automatismus zu verfallen und einfach irgendwie weiterzustudieren“. Man solle den Master als Neustart sehen.

Doch wie beurteilt man eigentlich die Angebote der Hochschulen? „Zunächst einmal schaue ich mir den Inhalt der Masterprogramme an“, sagt Sebastian Horndasch. „Was brauche ich, und was will ich?“, sollten dabei die leitenden Fragen sein. Als Zweites empfiehlt er, sich die Menschen und das Umfeld auf dem Campus anzusehen. „Einen großen Teil des Studienerfolgs machen die Kommilitonen aus; ob sie motiviert sind und einen mitziehen können.“

Nicht zuletzt sollte die Masterwahl vom Ort abhängen. „In zweifacher Hinsicht“, wie Horndasch erklärt: „Einmal im Sinne von Image: Hat der Fachbereich einen guten Ruf? Schneidet er gut in den Rankings ab? Gibt es interessante Firmenkontakte und Akkreditierungen?“ Und zweitens müsse man sich auch fragen, an welcher Hochschule und in welcher Stadt man mit der Kultur und den Lebensbedingungen glücklich werden kann.

Wer sich dann schließlich einen Masterstudiengang ausgesucht hat, sollte sich an mehreren Hochschulen bewerben. Gerade in beliebten Fächern wie BWL oder Psychologie gibt es oft mehr Bewerber als Plätze – ein Problem, das sich nach Berechnungen des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) bis 2016 noch verschärfen wird.