Nur ständiges Üben führt zur Perfektion. Darin waren sich die Experten beim 12. Pawlik Sales Congress einig

Woran liegt es, dass manche Menschen im Leben erfolgreich sind und andere scheitern? Ist es nur Talent? Überdurchschnittliche Intelligenz, gepaart mit glücklichen Umständen, die eine Karriere befördern? Kein Zweifel, beides trifft auf Genies wie Mozart oder Bill Gates zu. Mozart etwa schrieb seine ersten Stücke als kleiner Junge. Doch das waren überwiegend Bearbeitungen anderer Werke. Die ersten künstlerisch eigenständigen Kompositionen verfasste er erst mit über 20 Jahren – nach jahrelanger Erfahrung als Bearbeiter. Und Bill Gates saß schon als Jugendlicher in jeder freien Minute am Computer und programmierte. Damit erwarb er Erfahrung, die andere nicht hatten.

Erfolg hängt wesentlich von Fleiß ab: Darin waren sich alle Referenten des12. Pawlik Sales Congress im Hotel Gastwerk einig. „Talent wird überschätzt“, sagte Joachim Pawlik, Geschäftsführer der Hamburger Unternehmensberatung Pawlik Consultants, im Hinblick auf das Leitthema des Kongresses: „Üben, üben, üben“. Der ehemalige St.-Pauli-Bundesligaprofi entzauberte den Mythos Talent: „Erstens: Je mehr man übt, desto besser wird das Ergebnis. Zweitens: Die Leistung wird gesteigert, indem man aufmerksam und konzentriert trainiert und immer einen Tick über die bisherige Grenze hinausgeht, Fehler macht und diese beim nächsten Versuch korrigiert. Und drittens: Eine Entwicklung durch Üben findet nur statt, wenn ein systematischer Trainingsplan verfolgt wird.“

Wohin das führt, verdeutlichte Alexander Huber, einer der weltbesten Extrembergsteiger. Gemeinsam mit seinem Bruder Thomas startete er 2005 den Versuch, den Geschwindigkeitsrekord von 2:48 Stunden beim Erklimmen der 1000 Meter hohen „Nose“ des Berges El Capitan im Yosemite-Nationalpark zu brechen. Für Normalbürger ein völlig irrwitziges Unterfangen. Für die Brüder normal: „Ich habe mich mein ganzes Leben lang darauf vorbereitet, durch diese hohe Wand zu klettern“, sagte Huber. „Wenn man sich kein engagiertes Ziel setzt, kann man es auch nicht erreichen. Gerade komplexe Ziele verlangen, dass man mehr als einen Versuch wagt.“ 2005 scheiterten die Hubers knapp. 2007 kraxelten sie die Steilwand in nur 2:45 Stunden hoch.

Solch extreme Anstrengungen waren Günter Netzers Ding nicht. Er hat den Ruf, ein begnadeter, aber fauler Fußballer gewesen zu sein. Ohne harte Arbeit wäre aber auch sein Erfolg nicht möglich gewesen, räumte er im Gespräch mit Moderatorin Dunja Hayali ein: „Talent wird nur wirksam, wenn es kombiniert wird mit der Bereitschaft, zu arbeiten. Und eine gewisse Portion Egoismus gehört einfach dazu. Positiver Egoismus – man stellt seine Fähigkeiten in den Dienst der Mannschaft.“

Wäre ein Ausnahmetalent wie Netzer auch ohne intensives Training erfolgreich? Der Medien- und Kommunikationswissenschaftler Norbert Bolz verneinte dies: „Wenn man nur Talent hat und nicht übt, kann man gar nichts erreichen. Hat man kein Talent, übt aber intensiv, so wird sich ein Erfolg einstellen.“ Für außergewöhnliche Leistungen sei allerdings Leidenschaft der Schlüssel, sagte Kletterer Huber: „Ich ziehe ständiges hartes Training nur dann durch, wenn ich meinen Job oder mein Hobby wirklich gern mache.“

Bildungsforscher Sugata Mitra schließlich verneinte, dass Talent erblich sei. „Talent kann ich nicht weitergeben. Talent kommt von innen. Und es wird durch Üben entwickelt.“ Mit dem Experiment „Hole in the Wall“ bewies der gebürtige Inder, dass Kinder ohne Vorkenntnisse ohne formelles Training die Benutzung eines Computers lernen können. Durch gemeinsames Üben, eine ständige Folge von Versuchen, Scheitern, Verbessern, organisieren sie ihr eigenes Lernen am Computer.