59 Consultingunternehmen gibt es an deutschen Hochschulen. Die Mitarbeit bereitet gut auf den Berufseinstieg vor

Die E-Mail landete zum richtigen Zeitpunkt bei Markus Cording, dem Verkaufsleiter der Firma Magnesia. Die Lüneburg Student Consulting (LSC), eine studentische Unternehmensberatung, stellte ihr Angebot vor. „Wir waren gerade auf der Suche nach einem IT-Anbieter, der eine Software für uns entwickelt, mit der wir alle Arbeitsschritte vom Einkauf bis zum Rechnungswesen begleiten können“, sagt Cording.

Seine Firma handelt mit chemischen Produkten für die Pharma- und Lebensmittelindustrie. „Nach einem positiven ersten Gespräch haben wir entschieden, dass die LSC uns bei der Suche helfen soll“, sagt Cording. Also machte sich BWL-Student David Braden mit vier Kommilitonen daran herauszufinden, welche Arbeitsschritte die Mitarbeiter wann und mit welcher Software durchführen.

Die Zahl der studentischen Beratungen wächst, denn die Nachfrage ist da

Das Angebot von Studenten, Unternehmen in strategischen Fragen zu beraten, kommt gut an. Der Markt wächst, immer wieder gründen sich neue studentische Beratervereine. Deutschlandweit organisieren sich mittlerweile 59 Beratungen in zwei Dachverbänden: dem Bundesverband Deutscher Studentischer Unternehmensberatungen (BDSU) und dem Verband JCNetwork.

Die Leistungen der studentischen Berater sind gefragt. Denn sie sind gut ausgebildet, motiviert – und preiswert. Die studentischen Beratungen nehmen pro Tag durchschnittlich ein Honorar von 300 Euro. Und sind damit deutlich billiger als professionelle Beratungsunternehmen. Organisiert sind die studentischen Consultingfirmen meist als Vereine, obwohl alle Rechtsformen bis zur GmbH möglich wären. Der Regelfall allerdings ist dann doch der Verein, dereinzelne Beratungsfälle in verschiedene GbRs (Gesellschaft bürgerlichen Rechts) auslagert.

Auch die LSC ist ein Verein. Ihre Beratungen führt sie unter dem Dach einer eigenständigen Gesellschaft durch, in ihrem Fall als haftungsbeschränkte Unternehmergesellschaft (UG). Um Mitglied im BDSU zu werden, besuchte David Braden von der Lüneburg Student Consulting fünf Schulungen, unter anderem zu Projektmanagement und Präsentationsformen. „Die Anwärter müssen sich darüber hinaus in einem internen Beratungsprojekt beweisen“, sagt Kathleen Jeske, erste Vorsitzende des BDSU. JCNetwork vergibt nach einem ähnlichen Schulungsprogramm den Titel des Certified Junior Consultant (CJC).

Braden entschied sich mit seinen Kollegen dazu, Interviews mit den Mitarbeitern der Magnesia führen. „So konnten wir präzise herausfinden, wie beispielsweise ein Wareneingang protokolliert wird“, sagt er. Alle zwei bis drei Tage besprachen die Junior-Berater untereinander ihre Ergebnisse und tauschten sich über Probleme aus.

Das Ergebnis der Studenten könne sich sehen lassen, sagt der Verkaufsleiter

Am Ende konnten sie der Geschäftsführung präsentieren, wie alle wichtigen Arbeitsprozesse im Haus genau ablaufen. „Das Ergebnis der Prozessanalyse kann sich sehen lassen“, sagt Verkaufsleiter Markus Cording. Mithilfe der Ergebnisse der Studentischen Berater konnte seine Firma vor Kurzem einen passenden IT-Software-Hersteller finden.

Im Hinblick auf erste Schritte in die Branche halten es Vertreter professioneller Unternehmensberatungen für sinnvoll, als studentischer Consultant zu arbeiten. „Dabei lassen sich wichtige Erfahrungen im strategischen und konzeptionellen Denken sammeln“, sagt Thomas Fritz, Recruiting-Chef von McKinsey Deutschland. Außerdem arbeite man mit gleichgesinnten jungen Leuten zusammen und trage viel Verantwortung. Die Arbeit sei sehr „hands on“, sagt Fritz. Das meint: Sie erfordert Charaktere, die gern anpacken, die praktisch und lösungsorientiert sind.

Ein klassisches Praktikum in einer großen Beratung ersetzt das Engagement jedoch nicht. Eine Kombination von beidem, also ein Praktikum und das Engagement als studentischer Berater, sei jedoch eine optimale Basis für einen Berufseinstieg als Berater, sagt Folke Werner, Leiter des Recruitings bei der Beratung PricewaterhouseCoopers.