Gründerköpfe: Meike Geißler, 35, ist als Heilpraktikerin in eine Gemeinschaftspraxis eingestiegen

Drei Monate lang hat sich Meike Geißler in einem Seminar beim Hamburger Gründungszentrum .garage auf ihren Start vorbereitet. „Das war sehr hilfreich für mich“, sagt die 35-Jährige, die seit Januar 2013 als Heilpraktikerin selbstständig ist. Wöchentlich habe es zwei Treffen gegeben, bei denen sie viel über Buchführung gelernt habe, ihren Businessplan ausarbeiten konnte und sich mit den anderen angehenden Gründern ausgetauscht hat. „Vor allem die regelmäßigen Feedbackrunden vor der Gruppe waren mir wichtig“, sagt die Hamburgerin.

Geißler ist Teil des Heilkulturwerks im Grindelhof. Fünf Heilpraktiker und eine Psychologin haben sich dort zu einer Praxisgemeinschaft zusammengeschlossen. Jeder mit einem anderen Schwerpunkt. Meike Geißler hat zwei Spezialgebiete: Zum einen ist das die Kinesiologie, bei der mithilfe von Muskeltests Blockaden im Körper gefunden und gelöst werden. Zum anderen arbeitet sie mit der Hypno-Therapie, bei der ein Patient in Trance versetzt wird, um in der Tiefenentspannung Heilungsund Lernprozesse anzustoßen. „Diese beiden Felder spiegeln auch meine Einstellung wider“, erzählt sie. „Der Patient ist der Experte für sich selbst und trägt die Lösung in sich. Ich stehe ihm dabei als Expertin zur Seite und helfe ihm herauszufinden, was er braucht.“

Die Hamburgerin beschäftigt sich seit ihrer Jugend mit dem „ganzheitlichen Ansatz zur Gesundheit“. Eine kreative Ader hat sie aber auch – und landete damit erst einmal in einem entsprechenden Beruf: Mediengestalterin bei einer Werbeagentur. „Ich habe aber schnell festgestellt, dass ich in der Branche auf Dauer nicht glücklich werde“, sagt Geißler.

So begann sie 2006 mit der Ausbildung zur Heilpraktikerin, die sie sich als Altenpflegehelferin finanzierte. Zwischendurch ließ sie sich auch noch zur Yoga-Lehrerin ausbilden und bekam einen Sohn. 2011 legte sie die Prüfung zur Heilpraktikerin ab. Die Idee, sich anschließend selbstständig zu machen, hatte sie da schon lange im Kopf.

Ihr erster Beruf zahlte sich aber auch dabei aus: Ihre Flyer und die Internetseite hat Meike Geißler komplett selbst gestaltet. Doch der Vorteil, dabei unabhängig von Dienstleistern zu sein, hat eine Kehrseite: „Man gibt nichts ab, und die Zeit fehlt an anderer Stelle“, sagt Meike Geißler. Inzwischen muss sie aber ohnehin nicht mehr viel Aufwand an Werbung betreiben. „Der größte Teil meiner Patienten kommt durch Empfehlungen zu mir“, erzählt sie. Nur ein paar Kleinigkeiten bleiben noch zu tun – wie etwa, sich beim Berufsverband für die Suchliste anzumelden.

Insgesamt sei sie zufrieden mit dem Start, sagt Meike Geißler. Das kleine Darlehen, das sie von der Arge bekommen hatte, konnte sie inzwischen auch schon fast ganz zurückzahlen. „Dadurch, dass ich in eine bestehende Praxis eingestiegen bin, hatte ich ohnehin nur geringe Anschaffungskosten.“

Welche Pläne sie für die nächsten Monate hat? Außer einem Umzug – das Heilkulturwerk will sich vergrößern – geht Meike Geißler jetzt saisonale Angebote an. Den Start macht eine Herbstkur. „Mit auf den Patienten abgestimmten Kurmaßnahmen und pflanzlichen Arzneimitteln kann man Infekten und Stimmungsschwankungen vorbeugen“, erklärt die Heilpraktikerin. Außerdem hat sie ihre Weiterbildung im Blick. „Zurzeit mache ich eine Vertiefung in Pflanzenheilkunde.“

Alles zusammengenommen arbeitet sie viel mehr als „9-to-5“: „Denn abends und am Wochenende geht es weiter“, erzählt sie. „Das würde ich mir schon noch anders wünschen, aber meine Arbeit macht mir einfach auch sehr viel Spaß.“ www.meike-geissler.de