Diätassistentinnen helfen Patienten in Kliniken, Praxen und Seniorenzentren. Der Bedarf an Fachkräften wächst. Erlernen kann man die Tätigkeit in einer Berufsfachschule.

Eine Diätassistentin … Die hilft einem beim Abnehmen, oder? Das stimmt, aber sie macht noch sehr viel mehr. Schließlich bedeutet „Diät halten“ nicht nur, mit Kalorien zu geizen. Unterernährte Menschen etwa brauchen eine Ernährung mit gerade besonders vielen Kalorien. Und wer an Zöliakie leidet, also kein Gluten verträgt (ein Getreideeiweiß), muss sich anders ernähren als jemand, der Asthma hat oder im Alter bettlägerig ist.

Nicht zu vergessen die ganz speziellen Fälle: etwa angeborene Stoffwechselerkrankungen bei Kindern. Mit allem muss sich die Diätassistentin auskennen – oder der Diätassistent. Aber von denen gibt es nur sehr wenige. „Zwei Prozent der rund 14.000 Diätassistenten in Deutschland sind Männer“, sagt Evelyn Beyer-Reiners, Geschäftsführerin des Verbands der Diätassistenten – Deutscher Bundesverband (VDD).

Diätassistent wird man mit einer Ausbildung, zum Beispiel an der Berufsfachschule für Diätassistenz am Uniklinikum Eppendorf (UKE), einer von 41 Schulen, an denen man die Ausbildung in Deutschland absolvieren kann. Schulgeld muss an den meisten Instituten – so auch in Hamburg – nicht bezahlt werden, es gibt aber auch keine Ausbildungsvergütung. Immerhin können die angehenden Diätassistenten Schüler-BAföG beantragen.

Praktische Erfahrung in der diätetischen Versorgung und Beratung sammeln die Schüler vorrangig im zweiten und dritten Ausbildungsjahr, nachdem sie anfangs theoretisch ausgebildet werden: in Biochemie, Krankheitslehre, Diätetik, Lebensmittelkunde, Ernährungswirtschaft, Kochen. Ihre ersten Jobs finden sie oft in Krankenhäusern oder Schwerpunktpraxen für Diabetes, erklärt Schulleiterin Jannina Brumm.

„Über alle Altersklassen hinweg sind etwa 60 Prozent der Diätassistenten angestellt“, sagt VDD-Geschäftsführerin Beyer-Reiners. Sie arbeiten in Kliniken, Schwerpunktpraxen, Senioreneinrichtungen oder Praxen für Ernährungsberatung. Auch in der Wirtschaft sind einige tätig. Die anderen 40 Prozent sind selbstständig oder kombinieren Festanstellung mit Freiberuflichkeit. Reich werden Diätassistenten selten: Beim Einstieg verdienen sie rund 2200 Euro Grundgehalt, mit zehn Jahren Berufserfahrung kann es auf 3500 Euro ansteigen.

Die Hamburgerin Annette Kahl praktiziert selbstständig in einem Ärztehaus am Eidelstedter Platz. Viele Patienten werden aus der gastroenterologischen Praxis (Magen-Darm-Erkrankungen) oder vom Orthopäden zu ihr geschickt. Sie vertragen keinen Frucht- oder Milchzucker, leiden unter Übergewicht, haben Diabetes oder hohe Cholesterinwerte. Die meisten kommen mit einer „ärztlichen Notwendigkeitsbescheinigung“, denn ein klassisches Rezept für den Besuch bei der selbstständigen Diätassistentin dürfen Ärzte nicht ausstellen.

Das heißt auch, dass Patienten die Beratung erst einmal bezahlen müssen, sie sich die Kosten von der Krankenkasse aber teils erstatten lassen können. Dass Diätassistenten nicht auf Rezept arbeiten dürfen, im Gegensatz etwa zu Physiotherapeuten, die auch zur Gruppe der Gesundheitsfachberufe gehören, ist zurzeit noch ein Manko. „Wir arbeiten aber daran“, sagt Verbandsfrau Beyer-Reiners. Einen Schritt weiter ist der VDD bei der Akademisierung des Berufs: Just in diesem Wintersemester ist in Fulda ein Duales Studium „Diätetik“ gestartet, in Neubrandenburg wird ab nächstem Jahr ein Bachelorstudiengang angeboten, der auf der Ausbildung aufbaut – beides etwas komplett Neues. Denn bislang studierten diejenigen, die einen akademischen Abschluss wollten, so etwas wie Ökotrophologie, Medizin, Gesundheitswissenschaften oder Psychologie, was sie aber vom eigentlichen Thema, der Ernährung, wiederum ein Stück weit wegführte.

Wer sich für den Beruf interessiert, sollte gut zuhören können, empathisch sein, auch vor Gruppen sprechen mögen und überhaupt ein gutes Sprachvermögen haben, sagt Jannina Brumm. Schließlich geht es darum, mit dem Patienten eine Verhaltensänderung zu erarbeiten. Mit einer Einmal-Beratung ist es nicht getan: „Erst einmal höre ich mir an, was der Patient für Gewohnheiten hat. Dann erkläre ich ihm, was in seiner speziellen Situation gut wäre. Der Patient trifft dann im besten Fall die Entscheidung, seine Gewohnheiten zu ändern, und ich helfe ihm dabei“, erklärt die Schulleiterin das Schema einer diätetischen Beratung.

So auch bei Annette Kahl: Fünf bis zehn Beratungstermine macht sie meist mit ihren Patienten aus. „Die können sich über ein ganzes Jahr hinziehen“, erklärt sie. „Die Patienten müssen schließlich ausprobieren, ob sie alles an Empfehlungen umsetzen können.“

Im August 2014 werden wieder 24 Schüler mit ihrer Ausbildung an der Berufsfachschule am UKE beginnen. Die Schule wählt sie mit einem vierstündigen Eignungstest unter meist rund 150 Bewerbern aus. www.uke.de/diaetassistenzausbildung