Gründerköpfe: Bahar Tozman war Topmanagerin in der Musikbranche. Jetzt hat sie ihre eigene Firma

Bahar Tozman ist gut aufgestellt: Ihr frisch gegründetes Unternehmen basiert auf drei Standbeinen. „Klassisches Künstlermanagement, Publishing und Beratung“, erzählt die 38-Jährige. Zurzeit sei Künstlermanagement noch ihr Schwerpunkt. Fünf Sänger und Sängerinnen betreut sie, darunter die Hamburgerin Emma Longard, die am 26. September auf dem Reeperbahn Festival spielt. „Als Manager ist man Sprachrohr der Künstler“, erklärt Bahar Tozman. „Man unterstützt sie in der strategischen Aufstellung und regelt die Kommunikation, zum Beispiel mit dem Label oder mit Konzertveranstaltern.“ Auch bei der Organisation von Fotosessions oder in Fragen des Merchandisings kommt die Managerin ins Spiel.

Die Musik ist seit jeher Bahar Tozmans Branche. Von 1996 bis 2012 arbeitete sie im Bereich „Artists & Repertoire“ (A&R), wo neue Künstler identifiziert werden. Zuletzt war sie als Vice President A&R bei der EMI tätig, einem der weltweit größten Labels. Es wurde 2011 in großen Teilen von der Universal Music Group übernommen. Zu diesem Zeitpunkt überlegte sich Bahar Tozman, ob es nicht Zeit sei auszusteigen. „Ich hatte schon oft über eine eigene Firma nachgedacht“, sagt die Betriebswirtin. „Nach 17 Jahren bei der EMI hatte ich alles gesehen und alles gemacht.“ Sicher sei es toll, für ein riesiges Unternehmen zu arbeiten. „Aber mich haben Titel und ein hoher Status ohnehin nicht so sehr interessiert.“ Ihr sei es zu dem Zeitpunkt wichtiger gewesen, sich selbst herauszufordern.

Der Start – ihre Gründung datiert auf Mai 2013 – lässt sich auch gut an, sagt sie. „Es ist zwar kein Spaziergang, aber ich bekomme tollen Zuspruch.“ Und gleich zu Beginn richtig viele Anfragen: „Sogar mehr, als mir lieb war.“

Zugute kommen der Hamburgerin dabei ihre über Jahre geknüpften Kontakte. „Die Musikbranche ist eine sehr persönliche Branche“, erzählt sie. „Alles beruht auf Vertrauen und Beziehungen.“ Dementsprechend habe sie auch keine Gründungsberatung in Anspruch genommen. „Die Musikbranche hat so ihre eigenen Regeln.“ Was die Formalitäten angeht, hat sie sich jedoch mit selbstständigen Freunden ausgetauscht – und sich frühzeitig einen passenden Anwalt und ein Steuerbüro gesucht.

Unterschätzt habe sie dagegen andere Vorbereitungsarbeiten, die Entwicklung der Internetseite zum Beispiel. „Wenn man sich nach der Gründung noch lange mit administrativen Aufgaben beschäftigen muss, verliert man sehr viel Zeit“, weiß sie heute.

Trotz ihres aussichtsreichen Starts mag Tozman noch nicht von einer gelungenen Gründung sprechen: „Mein Erfolg hängt vom Erfolg meiner Künstler ab“, sagt sie. „Und was erfolgreich wird, kann man bei Musik einfach nicht vorhersagen.“ Erst Anfang 2014 werde sie eine vorsichtige Prognose für ihre Firma wagen.

Während sie als Angestellte für ein großes Team verantwortlich war und delegieren konnte, muss Tozman jetzt überall selbst Hand anlegen. Was ihr gefällt: „Wenn ich das vergleiche, empfinde ich meine Arbeit als Selbstständige als sehr aufgeräumt“, sagt die Gründerin. Überstunden gehören dazu. „Ich arbeite sicher mehr als 40 Stunden, aber das sehr flexibel.“ Für ihre vierjährige Tochter nimmt sie sich nachmittags Zeit und arbeitet abends weiter.

Für die Zukunft plant Bahar Tozman, eine Bürokraft anzustellen. „Vom Aufwand her wird es inzwischen doch sehr viel.“ Dann will sie sich die Zeit nehmen, den Beratungszweig ihres Unternehmens weiter auszubauen, wie auch die Arbeit als Verlegerin. „Wenn ich das alles so wie geplant zum Laufen bringe, ist es erst einmal genug für die nächsten zwei bis drei Jahre.“

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