Gründerköpfe: Mit Workshops für mehr Selbstsicherheit machte sich Nicole Wellbrock selbstständig

Oft lässt Nicole Wellbrock die Teilnehmer an ihren Coachings und Workshops erst einmal durch den Raum laufen: Gehen, als wenn man sich unbändig freut, heißt dann die Aufgabe. Oder: Gehen, als ob man traurig ist. Bei Freude schreiten die Teilnehmer auf den Zehen wippend dahin, bei Traurigkeit lassen sie die Schultern hängen. „Die Körpersprache ist bei so gut wie jedem gleich“, sagt Wellbrock. Und dann lässt sie die Teilnehmer sich vorstellen, wie jemand wirkt, wenn er mit hängenden Schultern einen Konferenzraum betritt oder sich zu einer Präsentation erhebt...

Nicole Wellbrock ist Schauspielerin – und Gründerin der „Präsenzstation“ in Hamburg. Sie coacht Menschen in ihrem Auftreten. „Es geht darum, zu erkennen, wie man sich vor anderen präsentiert, und zu lernen, wie man selbstsicherer rüberkommt“, erklärt die 46-Jährige. Denn Selbstsicherheit müsse man gar nicht zwingend fühlen. „Es reicht erst einmal, dass man so wirkt“, sagt sie. Das passende Gefühl stelle sich nach und nach von selbst ein.

Schauspielern sei das nicht, sagt Nicole Wellbrock. „Jeder füllt die Anleitungen, die ich ihm gebe, mit der eigenen Persönlichkeit – und so wirkt am Ende doch jeder auf seine Art authentisch.“ Zu ihren Kunden gehören Berufstätige wie Privatleute. „Das sind zum Beispiel Architekten, die oft ihre Arbeit vor anderen präsentieren müssen, oder Menschen, die Schwierigkeiten haben, in einer größeren Gruppe zu Wort zu kommen.“

Die Idee für die „Präsenzstation“ entstand schleichend. Ein Theater hatte bei Wellbrock angefragt, ob sie für eine Gruppe von Lehrern ein Präsenzseminar geben könnte. Weil ihr das Spaß machte, setzte sie die Coachings neben ihren Engagements, Lesungen, Moderationen und Auftritten mit der Musik-Comedy-Truppe „Feen in Absinth“ fort.

„Im September 2010 habe ich dann begonnen, hauptberuflich zu coachen und die Schauspielerei zum Nebenjob zu machen“, sagt Wellbrock. Eine Beratung für angehende Selbstständige hat sie damals nicht in Anspruch genommen. „Aber aus heutiger Perspektive würde ich anderen Gründern doch dazu raten.“ Manches wäre vielleicht schneller gegangen, glaubt sie.

Wellbrock gab sich damals ein Jahr: „Andere meinten, es dauert eher drei bis fünf Jahre, bis man über den Berg ist“, sagt sie. „Heute kann ich sagen, damit haben sie recht.“ Nicht alles lief von Anfang an. „Freie Seminare, die ich anbot, kamen mitunter nicht zustande“, sagt Wellbrock. Finanziell habe sie ihr „familiäres Back-up“ über die Zeit gerettet. Das Gefühl, es geschafft zu haben, kam Anfang 2013: „In diesem Jahr ist es fast schon ein bisschen zu viel, und ich überlege, wie ich mein Angebot stärker konzentrieren kann.“ Auf eines aber mag sie nicht verzichten: Seminare, die sie in einer Familienbildungsstätte und beim Asta gibt. „Das ist nicht gut bezahlt, aber mir sehr wichtig.“

Kunden findet sie vor allem über Netzwerke und Mundpropaganda. Trotzdem akquiriert sie auch kalt per Telefon. „Das ist selbst für mich als Schauspielerin nicht so einfach. Für andere zu werben würde mir leichter fallen.“ Flyer zu verteilen sei dagegen eher unwichtig für ihr Marketing. „Haben muss man sie natürlich trotzdem – zum Beispiel wenn ich auf Messen oder Tagungen bin und einem Gesprächspartner etwas mitgeben möchte.“

In den nächsten Monaten will Nicole Wellbrock ihre Firma weiter festigen. Eventuell kommen neue Angebote hinzu, wie etwa Motivationsseminare, die sie bislang nur auf Anfrage veranstaltet. Und auch ihre Kooperationen mit anderen Coaches will sie weiter ausbauen. „Ich bin gespannt, was die Zukunft bringt“, sagt die Gründerin.

www.präsenzstation.de