Finanzplanung: Wer den Zulassungsbescheid von der Hochschule bekommt, sollte erst einmal an die Kalkulation gehen

Mancher eilt wochenlang jeden Morgen erwartungsvoll zum Briefkasten – dann ist er endlich da: der Zulassungsbescheid. Bislang war die Uni noch weit weg. Jetzt wird das Studentenleben plötzlich Realität. Und als Erstes sollten Abiturienten ihre Finanzen durchrechnen, sagt Stefan Grob vom Deutschen Studentenwerk (DSW). Wie viel Geld brauchen sie im Monat für die Zimmermiete, Versicherungen, Essen und Trinken, Kleidung, für Freizeitausgaben wie Kino oder Theater?

Die Rechtsprechung geht nach der Düsseldorfer Tabelle – einer Leitlinie der Oberlandesgerichte zum Kindesunterhalt – davon aus, dass ein Student, der nicht mehr zu Hause wohnt, 670 Euro pro Monat zum Leben braucht. Die Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung sowie möglicherweise anfallende Studiengebühren sind dabei nicht mitgerechnet. Tatsächlich hatten Hochschüler laut dem Deutschen Studentenwerk im Sommersemester 2012 monatlich doch etwas mehr im Portemonnaie: nämlich durchschnittlich 860 Euro.

Decken die Einnahmen die Ausgaben nicht, ist ein Antrag auf BAföG sinnvoll. Nur die Hälfte des erhaltenen Geldes muss nach dem Studium zurückgezahlt werden. Im kommenden Wintersemester kann es jedoch etwas dauern, bis das BAföG-Amt den Antrag genehmigt und Studenten flüssig sind: Die doppelten Abiturjahrgänge machen vielen Verwaltungen zu schaffen.

„Am besten stellen Studenten den Antrag auf BAföG, sobald sie die Zulassung haben“, empfiehlt Studienberaterin Stefanie Kortmann. Die Immatrikulation muss dem nicht sofort beiliegen, die können sie nachreichen. Das Tempo ist wichtig, denn: „BAföG kann nie rückwirkend beantragt werden“, erläutert die Expertin. Wer erst in den Monaten nach dem Beginn seines Studiums aktiv werde, verliere Geld.

Für manche Studenten kann auch ein Stipendium eine Möglichkeit sein, finanzielle Unterstützung zu finden. Der Vorteil daran ist, dass die erhaltene Förderung später nicht zurückgezahlt werden muss. Die Auswahl ist riesig: Außer der Studienstiftung des deutschen Volkes, die aktuell rund 11.000 Studenten und Doktoranden fördert, gibt es zahlreiche weitere große und kleine Stiftungen. Einen guten Überblick über rund 700 Angebote bietet die Datenbank von e-fellows (s. Info „Stipendium finden“).

Auch das sogenannte Deutschland-Stipendium kann eine Möglichkeit zur Finanzierung sein, sagt Matthias Jaroch vom Deutschen Hochschulverband (DHV). Träger des Angebots ist das Bundesbildungsministerium. Bei diesem Stipendium fördern Universitäten und Hochschulen gemeinsam mit der Wirtschaft Studenten. Ihre Staatsangehörigkeit ist dabei gleichgültig. Bedingung aber ist dagegen, dass „deren bisheriger Werdegang herausragende Studienleistungen erwarten lässt“, wie es auf www.deutschlandstipendium.de heißt. Die Aussichten sind nicht schlecht, denn viele bewerben sich erst gar nicht, weil sie glauben, chancenlos zu sein.

Keine gute Idee seien dagegen Studienkredite, sagt Stephan Grob vom Deutschen Studentenwerk. Sie sollten nur ein Notnagel sein. „Das Verschuldungsrisiko ist hier einfach zu hoch.“ Mancher häufe so noch vor dem Start ins Berufsleben einen Schuldenberg von 10.000 Euro an, warnt der Experte.