Gründerköpfe: Grafikdesignerin Julia Bünger hat sich mit Fliesenstickern selbstständig gemacht

Dass ihre kleine Firma so einschlagen würde, hätte sich Julia Bünger nicht träumen lassen. Ebenso wenig wie ihre Freunde und Bekannten: „Julia und ihre Aufkleber...“ bekam sie anfangs noch zu hören, wenn sie sich ans Designen neuer Entwürfe machte. Doch inzwischen müssen alle anerkennen, dass sich Bünger mit ihren Fliesenstickern unter dem Namen Boubouki einen lukrativen Markt erobert hat. Sie hat einen eigenen Online-Shop und handelt über Ebay und Amazon. Auch Zalando hat Boubouki-Sticker im Angebot, außerdem Einzelhandelsgeschäfte in ganz Deutschland. „Boubouki“ ist Griechisch und bedeutet Knospe. Das passt, findet Bünger: „Auch mein Sortiment verändert sich ständig wie eine Knospe.“

Mehr als 140 verschiedene Kachelaufkleber für Küche, Bad oder wo auch immer man Fliesen vorfindet, hat Julia Bünger in den vergangenen zwei Jahren entworfen. Es sind eigene Motive, aber auch klassische Muster aus Portugal oder Marokko, die sie überarbeitet. Auf die Idee kam die Grafikdesignerin, als sie einen Fliesenspiegel in ihrer eigenen Wohnung verschönern wollte. „Zu kaufen gab es nur Entenaufkleber und solche Sachen.“ Also machte Bünger sich daran, aus farbigen Klebeschnipseln selbst ein Motiv zu gestalten.

Etwa zur gleichen Zeit kam Söhnchen Karl auf die Welt, und Bünger, stellvertretende Art-Direktorin in einem Verlag, ging in die Elternzeit. In diesen Monaten begann sie, ihre Fliesensticker-Idee auszuarbeiten, sprach mit Druckereien, experimentierte mit Materialien. Ihre ersten Sticker präsentierte Bünger auf dawanda.com, einem Online-Marktplatz für handgefertigte Unikate und Kleinserien. Gleich ihre ersten geschäftlichen Gehversuche waren erfolgreich: „Es ist toll, wenn man sieht, dass Leute Geld auf den Tisch legen, für etwas, das man selbst entwickelt hat“, sagt die 37-Jährige.

Julia Bünger hat ihren Angestelltenjob gekündigt. Jetzt arbeitet sie in flexibler Vollzeit für die eigene Firma: „Vormittags bis 14 Uhr, dann hole ich meinen Sohn aus dem Kindergarten. Abends oder nachts arbeite ich weiter.“ Die Arbeit sei emotionaler als in einem Angestelltenjob, findet sie.

Julia Bünger ist keine von denen, die „schon immer“ selbstständig sein wollten. „Eigentlich war es eine typische Schnapsidee“, sagt sie lachend. Vor der sie anfangs auch gehörigen Respekt hatte: vor Haftungsfragen, Vorfinanzierung der Produkte, Warenüberschuss, Fehlkalkulationen. „Als Angestellte waren mir die kaufmännischen Abläufe ja eher fremd.“ Immerhin habe sie seit jeher gut mit Geld umgehen können.

Viel werben musste Julia Bünger nicht. Einige Wohn- und Frauenzeitschriften sprangen umgehend auf das Thema an, als sie ihnen ihren Katalog und Proben zugeschickt hatte. Auch auf Messen ist Boubouki präsent – wie auf der Lifestyle-Fachmesse „Early Bird“, die Mitte Juli in Hamburg stattfindet.

Gerade hat die Gründerin ihre erste Hilfskraft eingestellt, eine zweite soll folgen. Sie hofft, damit selbst entbehrlicher zu werden und Zeit zu finden, sich weiteren geschäftlichen Nischen zu widmen. Platz dafür hätte sie nun: Vor Kurzem ist Bünger mit ihrem Mann, mit Karl und der elfjährigen Erstgeborenen ins eigene Haus nach Schwarzenbek gezogen. Der Katzentisch in ihrer Hamburger Mietwohnung war endgültig zu klein geworden.

Bereut habe sie ihre Selbstständigkeit nie. Im Gegenteil: „Wenn ich gewusst hätte, dass es so toll ist, hätte ich das schon früher gemacht.“ Darum appelliert Julia Bünger auch an jeden mit einem guten Ansatz, sich etwas zu trauen und die Selbstständigkeit zu wagen. „Ich glaube, es gibt viele Schnapsideen, die es wert sind, verfolgt zu werden.“

www.boubouki.de