Gründerköpfe: Bahar Roshanai hat sich mit einer Musikschule für Erwachsene selbstständig gemacht

„Ein bisschen pralinenhaft“ soll sie sein, ihre Klavierschule, sagt Bahar Roshanai lachend. „Nicht so klassisch streng.“ Denn ein Instrument zu spielen soll in erster Linie Spaß machen, findet die 32-jährige Hamburgerin. Darum stehen in ihrem Unterricht auch nicht nur Bach-Fugen auf dem Plan, sondern viele moderne Stücke.

Während ihres Studiums zur Musikerzieherin unterrichtete Roshanai Kinder und Jugendliche. Mit ihrer Anfang 2012 in St. Georg gegründeten Firma „Pianovi“ spricht sie jetzt verstärkt Erwachsene an, vor allem diejenigen, denen es beim Klavierspielen nicht ums Prestige, sondern um die Freude geht. „Von ihnen höre ich so oft: Ich würde gern Klavier lernen, aber dafür bin ich doch zu alt.“ Aber Roshanai sagt: „In wirklich keinem Alter ist man zu alt, um mit dem Klavierspielen anzufangen.“

Sie selbst ist das beste Beispiel dafür, dass man mehr erreichen kann, als andere einem zutrauen. Als sie mit 18 begann, Klavier zu studieren, sagten auch zu ihr viele, sie sei zu alt, um professionelle Musikerin zu werden. Zwar hatte Bahar Roshanai schon als Kind Klavierunterricht, aber eigentlich wollte sie Kunst studieren. „Es klingt vielleicht kitschig, aber mit 18 habe ich ein Klavierkonzert besucht, das mein Leben verändert hat“, sagt sie. „Danach wusste ich, ich muss Klavier studieren!“

Sechs Monate lang bereitete sie sich auf die Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule vor – und scheiterte knapp. „Der Professor sagte, kommen Sie in drei bis vier Jahren noch mal zum Vorspielen“, erzählt Bahar Roshanai. Doch das passte nicht in ihren neuen Lebensplan. „Ich habe mich drei Monate lang eingeschlossen, wie verrückt geübt und wieder vorgespielt.“ Damit gewann sie den Professor als Lehrer und Förderer. Weitere drei Monate später bestand sie die Aufnahmeprüfung an der Hochschule für Künste in Bremen.

Jetzt will sie ihre Erfahrungen weitergeben. Ihre frühere Arbeit im Kulturmanagement kommt ihr bei der Organisation der Firma und in wirtschaftlichen Belangen zugute. Ebenso wie ein Seminar beim Existenzgründungszentrum .garage: „Dort war ich, um meine Idee zu einer Marke weiterzuentwickeln“, sagt Bahar Roshanai.

Schwierigkeiten bei der Gründung hatte sie kaum. Ihre ersten Kunden waren die Eltern der Kinder, die sie schon unterrichtete. Weitere kamen über Mundpropaganda. Das Einzige, was sie seit Beginn ihrer Selbstständigkeit wirklich umtreibt, ist die Raumfrage. „Zurzeit unterrichte ich noch in einer Privatwohnung in St. Georg“, sagt Bahar Roshanai. „Doch ich möchte ein kleines, bezahlbares Studio finden, um Arbeit und Privatleben besser zu trennen.“ Aber auch, um das Image des Klavierlernens zu ändern: „Der Unterricht will endlich aus dem Wohnzimmer raus!“, sagt sie. „Ich will ihn in jeder Hinsicht von seiner Hunderte Jahre alten Staubschicht befreien.“ Eine Beethoven-Büste werde man bei ihr nie finden, verspricht Roshanai.

Dementsprechend kommt auch ihre Internetseite frisch und modern daher. Der nächste Schritt soll deren Optimierung für Suchmaschinen sein. „Außerdem will ich bei Facebook präsent sein“, sagt Roshanai. „Aber daran muss ich mich erst noch herantasten. Ich spiele eigentlich immer noch lieber auf den Klavier- als auf den PC-Tasten.“

Ihr Traum für die Zukunft? „Zusammen mit anderen Instrumentalisten eine Musikschule für Erwachsene führen, in die Konzerte, Vorträge, Workshops und Coachings eingebunden sind.“ Dabei soll sich gar nicht alles um Musik drehen: „Auch Seminare, etwa zum Thema Körperarbeit oder zu Entspannungstechniken, passen ganz hervorragend zu einer Musikschule.“

www.pianovi.de