Ein Kommentar von Markus Baumanns

Diese Situation braucht keiner: Als die Chefin zu Müller sagt: „Es geht nicht mehr, wir müssen uns trennen“, bricht dieser am Besprechungstisch zusammen. Kreislaufschwäche. Vorangegangen war ein Jahr des Ringens. Die Chefin hatte Müller von ihrem Vorgänger übernommen. Es wurde schnell deutlich, dass er in der Führungsposition falsch eingesetzt war.

Müller hielt Termine nicht ein; Mitarbeiter verzweifelten an seiner unstrukturierten Art. Er war aber auch ein kreativer Mensch, der Kollegen positiv anstecken konnte. Die Geschäftsführerin versuchte, verbindliche Absprachen zu treffen und klare Ziele zu setzen. Sie ließ keinen Zweifel, dass Versetzung oder Kündigung Optionen sein würden, sollte er seine Arbeitsweise nicht ändern. Vergebens.

Trennungen rütteln an der Grundfeste Sicherheit. Darum zögern wir klare Worte und Entscheidungen hinaus. Lieber aussitzen und Unruhe vermeiden. Dabei weiß man doch genau, dass XY am falschen Platz ist, denkt aber: „Das wird schon gut gehen. Er hat die letzte Aufgabe eigentlich gut hinbekommen. Mal sehen. So kurz vor den Ferien kann ich ihm nicht kündigen.“ Auch der Mitarbeiter fühlt sich unwohl: „Die Aufgabe passt nicht zu mir“, weiß er. „Aber das wird schon weitergehen.“ Auf keinen Fall das Risiko eines Wechsels eingehen. Durchhalten!

Doch machen Sie sich nichts vor: Es gibt keine Sicherheit, auch nicht am Arbeitsplatz. Wenn Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben wollen, müssen sie sich verändern, sonst werden sie abgeschafft. Trennungen sind Teil von Veränderungen. Wägen Sie die Entscheidung dazu sorgfältig ab. Dann treffen Sie sie. Sie werden sich wundern, wie befreiend Klarheit für alle ist. Zu oft schleichen beide um den heißen Brei herum, jahrelang. In Trennungen können Chancen für Unternehmen und Mitarbeiter liegen.

Und Müller? Eine vom Unternehmen finanzierte Karriereberaterin half ihm, seine Stärken und Schwächen richtig einzuschätzen und bereitete ihn auf Bewerbungen vor. Heute ist er der kreative Kopf einer Eventagentur. Und führt seine Projekte zu Ende.

Dr. Markus Baumanns ist Unternehmensberater und Autor. www.schumacherbaumanns.com