Ob Hauni oder der dänische Energieversorger DONG – die Personalmanager setzen auf Erfahrung. In der Arbeit ist immer mehr Nachhaltigkeit gefragt

Ganz gleich ob im traditionellen Maschinenbau, in der Flugzeug- oder Automobilindustrie oder bei den erneuerbaren Energien – ein gestandener Ingenieur wird umworben und kann sich seinen Arbeitsplatz buchstäblich aussuchen. Eine Möglichkeit ist der Recruiting Tag des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) am 12. Juni in der Handelskammer.

Dort sind unter den rund 30 Ausstellern allein sechs Unternehmen aus der Flugzeugindustrie vertreten. Alle profitieren von der guten Auftragslage bei Airbus. Sie hat zur Folge, dass nicht nur Airbus sucht, sondern auch Zulieferer und Dienstleister wie die Firma Bishop mit Sitz in Blankenese.

Wie Personalmanager Harald Rupprecht hervorhebt, ist das Aufgabenspektrum im Unternehmen für Ingenieure sehr vielfältig. Außer der Luftfahrt gibt es Kunden aus anderen Branchen wie den erneuerbaren Energien oder dem Schiffbau. Sogar ein eigenes Forschungs- und Entwicklungslabor in Harburg gehört zu dem 1997 gegründeten Mittelständler in privater Hand.

Ähnlich gut wie im Flugzeugbau ist die Lage in der Automobilindustrie. Auch wenn Baukastensysteme den Entwicklungsaufwand reduzieren, sind zugleich die Modellzyklen so kurz, dass Zulieferer und Entwicklungsdienstleister stark ausgelastet sind. Die deutschen Hersteller sind aufgrund der Absatzzahlen in Asien und Amerika so gut im Geschäft, dass sie zusätzliche Ingenieure dauerhaft einstellen.

Als weltweit führender Anbieter von Technologien, technischen Services und Beratungsleistungen für die internationale Tabakindustrie sucht auch Hauni Verstärkung durch erfahrene Ingenieure. Den Nachwuchs bildet man seit Jahren in dualen Studiengängen in Kooperation mit der Hochschule für Angewandte Wissenschaften, der TU Harburg und der Nordakademie selbst aus. Jährlich stoßen über diesen Weg etwa 16 Jungingenieure zu dem Hamburger Traditionsunternehmen. Das reicht aber nicht. Für Konstruktion und Entwicklung, Projekt- und Qualitätsmanagement, aber auch den technischen Vertrieb und Kundendienst im weltweiten Einsatz sucht Hauni Ingenieure mit Berufserfahrung.

Auf die Frage, ob und wie sich das Berufsbild des Ingenieurs in den vergangenen Jahren geändert hat, sagt Olaf Depka, Personalmanager bei Hauni: „Von Ingenieuren wird mehr Kommunikation gefordert. Sie arbeiten heute flexibler und internationaler. Englischkenntnisse sind obligatorisch. Weitere Fremdsprachenkenntnisse sind in bestimmten Tätigkeitsfeldern erwünscht.“ Inhaltlich liegt ein stärkerer Fokus auf Wertschöpfung und Nachhaltigkeit. Ingenieure sollen mit ihrer Arbeit dafür sorgen, dass weniger Ressourcen verbraucht und weniger Emissionen freigesetzt werden.

Ein internationales Umfeld bietet auch DONG Energy. Der Firmenname, der beim ersten Hören asiatisch klingt, steht für „Danish Oil Natural Gas“ und gehört zu einem Energieversorger, der zu 75 Prozent dem dänischen Staat gehört. Wohl kaum ein anderes Unternehmen kann auf so lange Erfahrung in der kommerziellen Nutzung der Windkraft verweisen. Bereits 1991 haben die Dänen ihren ersten Offshore-Windpark gebaut. Inzwischen sind zwölf in Betrieb.

Seit dem Jahr 2006 hat die Firma Niederlassungen in Leipzig und Hamburg. „Wir suchen den ganz klassischen Ingenieur, der die Herausforderungen bei den neuen Energien sucht“, sagt Iris Franco Fratini, Sprecherin des Energieversorgers. „Wir sind in einer sehr jungen Industrie. Da kann man noch keine spezifische Berufserfahrung erwarten“, erläutert sie das Suchprofil.

Dong Energy bietet die Chance, in unterschiedlichen Projekten international zu arbeiten. Franco Fratini verweist auf den Status als Marktführer: „Wir haben bisher die meisten Offshore-Windparks gebaut und wollen mehr als die anderen bauen.“ Als besonderen Wert sieht sie die skandinavische, sehr kommunikative und auf Konsens orientierte Unternehmenskultur. Vom Vorstandsvorsitzenden bis zum Praktikanten duzen sich alle.

Kommunikation steht auch beim Recruiting Tag in der Handelskammer im Mittelpunkt. Die meisten der dort vertretenen Unternehmen suchen gezielt berufserfahrene Spezialisten. Dabei geht es weniger darum, arbeitslose Ingenieure einzustellen, sondern vielmehr darum, mit Ingenieuren aus anderen Unternehmen ins Gespräch zu kommen.

Die Besucher des Recruiting Tags haben also die Chance, ihrer Karriere einen Schub zu geben. Sie können den Markt scannen und die angebotenen Gehälter testen. Denn hier haben Ingenieure aus Hamburg noch Nachholbedarf, wie eine aktuelle Studie der „VDI nachrichten“ (Ingenieurgehälter 2002– 2012) zeigt. Insgesamt liegt das Gehaltsniveau in Hamburg unter dem Einkommen in den Top-Regionen Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern.