Studentin Fabiola Gerpott ausgezeichnet. Ehemalige Leistungssportlerin beeindruckt Fachjury mit ihrer Masterarbeit

Sie hat sich entschieden. Für ein Studium. Für einen akademischen Start. Gegen eine Karriere als Profisportlerin. Fabiola Gerpott war im Triathlon-Leistungskader des Landes Nordrhein-Westfalen. Bis zum Abitur hat sie jede Woche 20 Stunden trainiert. Sie war gut, richtig gut. „Nur das Laufen war meine Schwäche“, räumt die 24-Jährige ein.

Die Doppelbelastung hat ihr beim Abi anno 2007 nicht geschadet. Mit der Note 1,0 hat sie es geschafft – die Prüfungsfächer waren Deutsch, Mathe, Pädagogik und Sozialwissenschaft. Vier Jahre später schloss Gerpott an der Ruhr-Universität Bochum ihr Bachelorstudium Wirtschaftspsychologie ab – wiederum mit der Note 1,0. Erstaunlich für eine junge Frau, der man noch in der Mittelstufe nahegelegt hatte, wegen schlechter Noten in den Sprachfächern das Gymnasium zu verlassen.

Am vergangenen Montag hat sie nun ihre Masterarbeit an der Zeppelin Universität Friedrichshafen eingereicht. Die Professoren des Studiengangs Corporate Management and Economics befinden in den kommenden Wochen über die Note.

Überzeugt hat Fabiola Gerpott allerdings bereits jetzt den neunköpfigen Beirat des Wettbewerbs „HR-Nachwuchs des Jahres“. Die Personalexperten kürten die gebürtige Düsseldorferin zur diesjährigen Siegerin. Der mit 2500 Euro dotierte Preis wurde am Donnerstag beim Human Resources Management Campus 2013 in Kiel vergeben.

Gerpotts Masterarbeit hat den Titel „Unterschiede, die einen Unterschied machen: Maßnahmen zur generationenspezifischen Gewinnung und Bindung hoch qualifizierter Fachkräfte“. In der im Rahmen eines Forschungsprojekts geschriebenen Arbeit untersucht sie, mit welchen konkreten Maßnahmen es gelingen kann, talentierte Fachkräfte aus verschiedenen Altersgruppen anzuwerben und ans Unternehmen zu binden. Befragt wurden dazu im Februar und März 2013 bundesweit knapp 400 Personalverantwortliche, Führungskräfte und Geschäftsführer aller Unternehmensgrößen aus den Leitbranchen Automobil, Maschinenbau, Gesundheit und Logistik.

Die Auswertung ergab grob skizziert Folgendes:

Generation Y (18 bis 30 Jahre): Ihre Vertreter legen Wert auf ständigen und unkomplizierten Kontakt zur Führungskraft mit regelmäßigem Feedback und viel Wertschätzung. Ihnen ist ihre Persönlichkeitsentwicklung wichtig, sie haben große Karriereambitionen.

Generation X (31 bis 50 Jahre): Offenbar haben die Krisen der vergangenen Jahre bei ihr ein erhöhtes Sicherheitsdenken ausgelöst, da Vergütung für die Befragten eine zentrale Rolle spielt. Zugleich ist dieser Generation die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben wichtiger als den beiden anderen. Auch sie wollen sich weiterentwickeln, insbesondere im Hinblick auf ihre fachliche Kompetenz.

Babyboomer (51 bis 65 Jahre): Überraschend geben die Befragten von den 27 untersuchten Themen nur einer Maßnahme – Arbeitsplatzsicherheit – die höchste Priorität. „Vom Personalmanagement wird diese Gruppe trotz aller Diskussionen über den demografischen Wandel zu wenig beachtet“, sagt Fabiola Gerpott.

Für die Personalabteilungen ergeben sich so konkrete Ansatzpunkte, mit welchen Maßnahmen Vertreter der jeweiligen Generation angesprochen und geführt werden sollten. In seiner Laudatio würdigte der Schirmherr des Wettbewerbs, Fabian Geyer, Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Flensburg-Schleswig-Eckernförde: „In der Arbeit von Frau Gerpott sind eine Vielzahl richtiger Erkenntnisse praxistauglich veranschaulicht. Hierauf lässt sich aufbauen, hieraus können wir Schlüsse ziehen und diskutieren.“

Die Jury bewertete insbesondere die Praxisrelevanz der Masterarbeit als herausragend. „Wir brauchen Forschernachwuchs mit Sachverstand und -verständnis, mit konkreten Lösungsansätzen und Vorschlägen für die Personalfachleute, mit denen sie auch tatsächlich arbeiten können“, sagte Geyer.

Schon in ihrer Bachelorarbeit bewies Gerpott sicheren Instinkt für betriebliche Erfordernisse. Darin untersuchte sie, wie viel Prozent der Absolventen in Naturwissenschaften, Jura, Wirtschaft, IT, Sprachwissenschaften und Lehramt vom Persönlichkeitsprofil her Potenzial zur Führungskraft haben. Sie wies damit nach, dass es etwa in Ingenieurberufen unrealistisch ist, die oft geforderte Frauenquote von 30 Prozent bei Führungskräften zu erreichen, weil von den Studienabgängern nur neun Prozent der Frauen die entsprechende Eignung haben. „Insofern ist die Idee der Flexi-Quote sinnvoll“, sagt Gerpott.

Der Nachwuchspreis ist für die 24-Jährige ein solides Sprungbrett in die Karriere im Personalwesen. Und mit dem Radsport zum Ausgleich hat sie in diesem Jahr auch wieder angefangen. Hamburg wird sie am 25. August bei den Vattenfall Cyclassics am Start sehen.