Gründerköpfe: Diplom-Kaufmann Oliver Piskora lernte CAD-Zeichnen und entwirft heute Krippen

Der eigene Bedarf war es, der Oliver Piskora auf seine Geschäftsidee brachte: Nachwuchs kündigte sich an, aber der heute 39-Jährige und seine Partnerin fanden keine Wiege nach ihrem Geschmack. „So habe ich festgestellt, dass schön designte Kinder- und Babymöbel im hochpreisigen Segment eine bislang unbesetzte Nische waren“, sagt Piskora.

Um sich diese Nische zu erobern, wagte der Hamburger Diplom-Kaufmann einen kompletten Neustart. Hatte er bisher als Produktmanager bei Konsumgüterkonzernen gearbeitet, machte er sich jetzt mithilfe seiner Partnerin, einer Architektin, daran, CAD-Zeichnen zu lernen, um seine Vorstellungen von der perfekten Wiege umzusetzen (CAD = computer-aided design, computergestütztes Konstruieren). „Hilfreich war, dass ich vor Beginn meines BWL-Studiums damit geliebäugelt hatte, einen Designstudiengang zu belegen“, erklärt er.

Der Abschied vom Angestellten-Dasein war Piskora leichtgefallen. Schon nach einem Sabbatical sei ihm klar gewesen, dass er trotz üppigen Gehalts eine grundsätzliche Veränderung brauchte. Die Geburt seiner ersten Tochter war dann der Auslöser: „Als Vater entdeckt man neue Perspektiven.“

Auch den Namen hat Papas Firma der Erstgeborenen zu verdanken: „Gloria Lavi“ sind zweiter und dritter Vorname des Mädchens. Sie erfüllten Piskoras Kriterien: „Der Firmenname musste international verständlich sein und fehlerfrei von Mund zu Mund übermittelbar. Außerdem durfte die Internetadresse noch nicht besetzt sein, und bei der Google-Suche musste der Name schnell weit oben angezeigt werden.“

Am Anfang schaute sich Piskora zwecks Marktbeobachtung ausführlich auf Messen und den Internetseiten anderer Anbieter um. „Und je mehr ich gesucht habe, desto stärker wurde die Überzeugung, mit meiner Idee richtigzuliegen.“ Als Neuling im Kindermöbel-Markt musste er sich gründlich einarbeiten, etwa in die Rechtslage. „Es gibt ja spezielle gesetzliche Anforderungen an die Qualität der Produkte für Kinder“, erklärt er. Parallel fing er mit seinen neu erworbenen CAD-Kenntnissen an, seine Ideen zu gestalten.

„Die meisten meiner Bekannten haben nur gesagt, ‚Das ist ja ganz schön mutig ...‘“, sagt Piskora und lacht. „Doch die Zweifler haben mich nur weiter angespornt.“ Aber während die Design-Ideen nur so sprudelten, ging es an anderer Stelle umso langsamer voran: „Mit meiner fertigen CAD-Zeichnung jemanden zu finden, der das Produkt in kleiner Stückzahl umsetzt, das hat unerwartet lange gedauert.“ Zum Glück sei er dann aber sogar in Hamburg bei einer kleinen experimentierfreudigen Tischlerei fündig geworden.

Mit den Prototypen präsentierte sich Piskora im September 2012 auf der Fachmesse „Kind + Jugend“. Ein Prüfstein: „Wenn es dort nicht angekommen wäre, hätte ich die Idee aufgegeben.“ Doch es kam anders: „Die Händler waren begeistert, ich habe viele Anfragen erhalten, aus Deutschland, aber auch aus anderen europäischen Ländern sowie aus Japan und den USA.“

Zurzeit arbeitet Piskora daran, erste Produkte zur Serienreife zu bringen. Ein Produzent ist gefunden, ab Juli werden Händler beliefert. Online sind die Artikel dann in seinem Webshop zu bekommen. „Es ist unheimlich befriedigend, wenn man ein Produkt von Anfang bis Ende in Eigenregie hergestellt hat“, sagt er. An seiner Selbstständigkeit schätzt der Gründer besonders die freie Einteilung, durch die er Zeit für seine zwei Töchter hat. Außerdem gefalle ihm, dass er Ideen problemlos verwirklich kann. „Und damit nicht mehr wie im Konzern erst mal einen Marsch durch die Instanzen machen muss.“

www.gloria-lavi.com